Gut, ich bin mit den Kindern sehr innig verbunden, aber ich kann mit denen ja zusammen alles machen, was wir wollen. Also ich bin weg von diesem, ich und die Welt, zu, wir gestalten unser Leben so, wie es uns am besten zukommt.
Gabriele Patzschke: Akademie für Matrisophie [025] jetzt hören
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Shownotes:
Wir Mütter brauchen Wissen, viel Wissen… wir bauen uns im Laufe der Jahre einen großen individuellen Wissensschatz auf, der für uns selbst einen unschätzbaren Wert hat. Wir von MOTHERBOOK® entwickeln eine Plattform zu Wissen von, für und über Mütter – das anstehende neue Wissensgebiet ist MATRISOPHIE® (Neologismus).
Hier werdet ihr dann euer eigenes Wissensprofil anlegen, stetig erweitern, eigene Gedanken festhalten und darüber kommunizieren können. Hier trifft technische auf inhaltliche Innovation – wir lieben diese Kombination und sind sicher damit ein Angebot zu schaffen für das Empowerment von Müttern zu einer neuen, zentralen Stellung in der Gesellschaft.
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Ich lese lieber:
Transkript:
PETER: Mein heutiger Interviewgast bei „Elternpodcast“ ist Gabriele aus Berlin. Hallo Gabriele. #00:00:07-6#
GABRIELE: Ja Hallo. Und schön, dass ihr diese Interviewreihe macht, das finde ich sehr, sehr gut, dass man mal rein guckt, bei Eltern, was die so machen, bei anderen. Um sich selber mit seinen eigenen Wirrungen in der Biografie doch mal irgendwie auch besser zurechtzufinden oder sich auch klar zu machen, dass das ganz normal ist, dass man sich sehr umstellen muss, wenn man eine Familie wird oder ist. #00:00:31-9#
PETER: Ja das stimmt nämlich. Danke dir, dass du dir Zeit genommen hast. Was mich interessieren würde so als Erstes. Erzähle doch erst mal, wer du bist, was du machst und wie viele Kinder du hast. #00:00:41-9#
GABRIELE: Also ich bin Gabriele Patschke, ich bin 60 Jahre inzwischen schon geworden, gerade, und habe vier Kinder, die alle erwachsen sind. Das älteste Kind ist inzwischen schon Unternehmer und ist verheiratet und hat selbst ein Kind, mein kleines Enkelkind, zu dem ich eine ganz, ganz wunderbare Beziehung auch habe.
Ich bin selber eigentlich Juristin mit einem Master in Mediation und Coach. Aber ich habe eigentlich mich sehr auf meine Familie eingestellt im Laufe der letzten Jahrzehnte, was ich eigentlich gar nicht vorhatte. Und bin sozusagen, was völlig untypisch ist, jetzt eigentlich dabei mich beruflich erst richtig intensiv aufzustellen und einzusteigen. Ich versuche damit sozusagen, mal so ein neues Lebensphasenmodell zu zeigen. Hoffentlich klappt es. #00:01:33-1#
PETER: Das ist aber spannend, so praktisch in der Phase, wo andere sich praktisch aus dem Berufsleben fast verabschieden, fängst du neu an. Finde ich jetzt mal wirklich speziell. #00:01:43-5#
GABRIELE: Ja, warum sollen wir, wenn wir eine so hohe Lebenserwartung haben, von weiß ich nicht, 90 Jahren annähernd sicherlich doch, mit 60 oder 65 aufhören mit der Erwerbstätigkeit. Dann sind noch Jahrzehnte übrig. Erstens mal, wer soll das finanzieren in so einem Staat, wo so wenig Kinder geboren werden. Und zweitens mal, die Leute sind doch voller Energie in diesem Alter eigentlich. #00:02:05-9#
PETER: Das stimmt. #00:02:06-2#
GABRIELE: Wenn sie gesund sind. Haben eine unglaubliche Lebenserfahrung, von der man ja profitieren könnte oder kann. Und man hat noch ein paar Jahrzehnte, wo man wirklich durchaus ganz tolle sinnvolle Dinge tun kann. Mit einem Überblick, den man einfach 30 Jahre vorher gar nicht hatte. #00:02:22-1#
PETER: Das stimmt. Gabriele, was hat sich bei dir durch die Kinder in deinem Leben verändert? #00:02:29-4#
GABRIELE: Ja, eigentlich alles. Ich habe die Kinder relativ früh bekommen, das Erste mit 26. Da war ich am Ende meines Studiums, aber noch im Studium. Und ich hatte damals eigentlich erwartet, dass ich das so ganz locker nebenbei mache. Ich musste ja „nur noch“ das Examen machen, das Juraexamen, hatte alle Scheine und alle Pflichtveranstaltungen hinter mir und dachte, das mache ich jetzt mal so locker nebenbei, mit dem Kinder kriegen. Da habe ich mich dann aber gewaltig geirrt und habe dann festgestellt, dass ich ja doch durch die Ankunft eines solchen kleinen Zauberwesens alles ändert. Alles. #00:03:10-6#
PETER: Und was war die größte Veränderung, an die du dich so erinnern kannst? #00:03:14-7#
GABRIELE: Ja, ich hatte vorher eigentlich gedacht, ich mache mein Examen, hatte vor zu promovieren, hatte auch schon das alles eingefädelt. Hatte dann irgendwie vor, richtig Karriere zu machen. Und so abstrakt gedacht, also für die Familie und für ein Kind würde ich sicherlich kaum mal einen Tag in meinem Berufsleben fehlen, so, wie ich mir das vorgestellt hatte.
Und dann habe ich gemerkt, ich möchte gar nicht mich von meinem Kind trennen. Ich habe also sozusagen dieses Kind in mein Leben gelassen und es war plötzlich da, oder in unser Leben. Und ich war völlig verzaubert und hätte natürlich dieses Kind auch irgendwie in den Kindergarten oder in die Krippe oder zu einer Tagesmutter geben können. Ich wollte das aber gar nicht. #00:04:00-2#
PETER: Und wie hast du das dann gemacht mit dem Studium? Also du wolltest ja einerseits fertigmachen, andererseits kam diese Empfindung, ich möchte mein Kind nicht allein lassen. Wie hast du es gemanagt? #00:04:11-6#
GABRIELE: Da hatte ich natürlich das Glück, dass ich eigentlich mein Studium abgeschlossen hatte. Das heißt, die ganzen Pflichtveranstaltungen und da, wo Anwesenheitspflicht ist, das war vorbei. Ich musste „nur noch“ lernen. Das ist natürlich eine ganze Menge bei Jura oder Rechtswissenschaften. Aber ich hatte dann wirklich gesagt, in diesem einen Jahr, wenn das Baby geboren ist, also in der Schwangerschaft hatte ich dann schon die Examensarbeit geschrieben.
Und in dem Jahr, wo das Baby dann klein ist, habe ich mich entschieden, sozusagen aus meinem ganzen Sociallife auszusteigen. Also meine ganzen Freunde mal auf die Warteschleife zu schieben und sagen, wenn es gute Freunde sind, dann nehmen die mir das nicht übel. Und wir nehmen hinterher den Kontakt wieder auf. Ich habe dann wirklich gesagt, dieses eine Jahr mache ich Fokus Baby und lernen und Prüfung, nichts anderes. Das hat dann auch geklappt. #00:05:01-8#
PETER: Okay. Gab es eigentlich einen Unterschied zwischen dem ersten Kind und dem Zweiten, dem Dritten, dem Vierten? #00:05:09-7#
GABRIELE: Ja. Es gab einen gewaltigen Unterschied. #00:05:11-6#
PETER: Und welchen? #00:05:12-3#
GABRIELE: Das zweite Kind habe ich dann in der Referendarzeit bekommen. Bei mir war das in der Referendarzeit und ich hatte davor eine Fehlgeburt, die mich sehr traurig gemacht hat. Und da habe ich gedacht, nein, das ist mir das alles gar nicht wert. Außerdem als Rechtsreferendar muss man natürlich auch immer irgendwo hin, man hat ja Termine.
Ich habe dann gedacht, okay, wenn das Kind geboren wird, damals hatten wir auch noch nicht diese ganzen Elternzeit- und Mutterschutzgesetze, wie das jetzt ist. Da hatte man nur die Möglichkeit, sechs Monate in Elternzeit zu gehen. Das war mir von vornherein eindeutig zu wenig. Und dann habe ich gedacht, okay, wenn das zweite Kind da ist, unterbreche ich erst mal das, was ich beruflich mache. Und das habe ich dann auch gemacht.
Dann hatte ich noch die Illusion, dachte ich, da kann man ganz locker nebenbei promovieren. Habe dann aber festgestellt, so mit zwei Kindern und einem Mann, der sehr, sehr beruflich eingespannt, bleibt gar nicht viel Zeit übrig für irgendwas anderes. Und habe das dann auch nicht gemacht erst mal. #00:06:13-4#
PETER: Das heißt, euer Modell war, du warst zu Hause und dein Mann hat Vollzeit gearbeitet. #00:06:19-6#
GABRIELE: Das hat sich dann so ergeben, das hatte ich nie vor so. Aber man muss sich ja auf die Situation einlassen. Und da war sozusagen, das war für mich auch wirklich eine ganz große Herausforderung, dass ich eine bestimmte Vorstellung, wie ich eigentlich so ins Leben geben wollte. Und dann hatte ich aber die Situation, dass ich, also der Vater meiner Kinder war Unternehmer und der war schon gut im Geschäft und das lief alles schon ganz gut. Aber war auch so eine Phase, wo man in der (Opperphase?) #00:06:50-6# richtig gefordert ist.
Und da kann man ja nicht sagen; gut, ich gehe jetzt mal eben für drei Monate in Elternzeit; dann fährt das Unternehmen gegen die Wand. Das heißt, wir hatten diese Entscheidung eigentlich nicht. Und das war für mich auch so ein bisschen am Anfang so, da musste ich mich erst mal drauf einstellen. Plötzlich saß ich da mit den Kindern und mein Mann war wenig da. Wenn er da war, war er ein entzückender Vater und ganz, ganz bei den Kindern und liebt die auch über alles. Aber er war international unterwegs, um dieses Unternehmen aufzubauen und groß zu machen. Und das hat er dann auch geschafft, aber im Grunde bin ich, ohne das zu wollen, in so eine Rollenverteilung gekommen, wo ich dachte, dass sie völlig überholt wäre. #00:07:42-9#
PETER: Wie hast du dir das eigentlich geplant gehabt? Du hast gesagt; meine Vorstellung war eine ganz andere. Wie hast du dir das so in deinen Gedanken ausgemalt? #00:07:50-9#
GABRIELE: Ich hatte immer ganz klare Vorstellungen, wie ich beruflich gerne mich aufstellen würde. Und hatte mir das nicht wirklich konkret natürlich vorstellen können, wie das dann ist, wenn da so ein kleines Zauberwesen plötzlich da ist oder mehrere möglicherweise. Und dann habe ich aber sozusagen festgestellt, man kann in eine Rolle hineinfinden, die trotzdem, das klingt so nach klassischer Rollenaufteilung, das stimmt aber gar nicht. Im Grunde kann man auch völlig auf Augenhöhe sage, der eine macht diese Erwerbstätigkeit und diese berufliche erwerbstätige Rolle in der Familie.
Und der andere kümmert sich auch um alles andere. Das habe ich dann auch gemacht, und zwar mit zunehmend mehr Spaß an der Sache. Das war also, im Laufe der Jahre habe ich dann unglaubliche Kreativität entwickelt und diese Freiheit. Im Grunde war ich ja wie eine Unternehmerin.
Ich habe mir vorgestellt, was ich mache, habe mir Projekte auch mit meinen Kindern vorgenommen und habe das dann gemacht und war sehr frei. Viel freier, als wenn man in irgendeinem Arbeitsverhältnis ist und ich habe natürlich nicht wenig gearbeitet, im Gegenteil. Also ich dachte, also ich habe locker 16-Stunden-Tage gehabt. Und ohne Großeltern und ohne sonstige Unterstützung aus dem Umfeld eigentlich, außer von Freunden, waren das auch wirklich 365 Tage im Jahr. Also praktisch so ein Endloseinsatz, an den man sich aber gut gewöhnen kann. #00:09:29-6#
PETER: Genau, also das ist auch meine Erfahrung. Es gibt nicht das klassische Modell, also das ist, glaube ich, so eine Vorstellung, die so irgendwo immer mitschwebt. Ich denke, jede Familie löst das individuell. Und trotzdem hat das einen Einfluss, diese Vorstellung, wie das sein sollte, vor allem auf einen selber und auch auf das Umfeld. Und mich würde interessieren, wie hat das Umfeld reagiert, darauf, dass du dann jetzt praktisch Vollzeitmama geworden bist? #00:09:55-2#
GABRIELE: Ja, ich bin da ja so reingerutscht, ich war es ja am Anfang eigentlich nicht. Und dann hat sich das so ergeben. Und ich habe in einem Umfeld gelebt, wo es erstaunlicherweise alle Modelle gab, das auch. Das waren also alles eigentlich Leute, mit einer sehr, sehr guten Ausbildung und die hatten auch vor den Kindern oft ganz tolle Jobs. Und die haben sich doch zu einem größeren Teil auch sehr viel Zeit für die Kinder genommen, was ich ganz, ganz toll fand. Oder beziehungsweise, die haben natürlich auch in unserem Umfeld, so man formt sich ja auch gegenseitig.
Man diskutiert, man redet darüber, man entwickelt sich. Und viele haben sich dann auch entgegen ihren eigenen ursprünglichen Vorsätze so doch eine Weile rausgenommen aus dieser Berufstätigkeit. Und das fand ich irgendwie eigentlich ganz toll. Also meine Kinder waren zum Beispiel auch gar nicht im Kindergarten und das waren dann einige aus unserem Umfeld, haben das ähnlich gemacht. #00:10:52-2#
PETER: Okay. Was hat sich bei euch in der Partnerschaft oder in der Beziehung verändert durch die Kinder? #00:11:00-2#
GABRIELE: Ja, das hat sich natürlich auch um 180 Grad gedreht. Als wir angefangen hatten mit unserer Beziehung, da war ich eine freie Studentin, die sehr viel Wert auf ihren großen Freiheitsbedarf gelegt hat. Und ich war unabhängig, ich wollte machen, was ich will, auch, wenn ich natürlich gerne diese Beziehung hatte.
Und mein Mann war ja immer schon dann auch sehr viel unterwegs und der war unglaublich im Einsatz. Und durch die Kinder, plötzlich hat sich das alles total geändert. Erst mal hatte ich sozusagen dieses Gefühl, ich bin ja doch sehr fremdbestimmt. Dann habe ich aber dieses Freiheitliche, mit diesem Bindungsding umgehen können, das habe ich dann irgendwie entwickelt. Dass ich gesagt habe, gut, ich bin mit den Kindern sehr innig verbunden, aber ich kann mit denen ja zusammen alles machen, was wir wollen. Also ich bin weg von diesem, ich und die Welt, zu, wir gestalten unser Leben so, dass wir unser Lebensumfeld so gestalten, wie es uns am besten zukommt. #00:12:15-0#
PETER: Wie du das erzählst, das hört sich so sehr frei an. Und mich würde interessieren, weil, du erzählst ja einerseits, vorher war ich frei und dann war ich sehr fremdbestimmt und gebunden. Und ihr habt das dann gedreht in ein anderes Empfinden. Und wie hast du das gemacht? Also wie ist dir das gelungen, von der Vorstellung, dass du praktisch vorher frei warst, jetzt ist ein Kind da und du bist fremdbestimmt und trotzdem fühlt sich das gut an? #00:12:41-3#
GABRIELE: Ja, also ich war erstens mal völlig verzaubert, wie die meisten Eltern natürlich von diesem kleinen Wesen, was da war oder von dem kleinen Wesen. Und das ist wirklich dieses weg vom „ich“, hin zum „wir“. Ich habe dann sozusagen dieses „wir“, ich bin dann nicht mehr als „ich“ durch die Welt gelaufen und habe meine Freiheit und meine Entwicklung und meine Situation versucht zu optimieren.
Sondern habe das sozusagen in ein „wir“ umgewandelt. Und ich habe dann mit diesem „wir“, mit dieser kleinen Gemeinschaft, die wir dann waren mit diesen zum Schluss ja vier Kindern und Vater, habe ich versucht für uns eine Lösung zu finden, dass wir frei sind. Alle. Und das ist ja auch eigentlich eine Sache, die man gut auch entwickeln kann, wenn die Kinder zum Beispiel nicht in den Kindergarten gehen. Man lebt miteinander und jeder versucht, doch irgendwie seine Bedürfnisse zu äußern und auch möglichst weit danach zu leben, ohne, dass es die anderen zu sehr einschränkt. Also das ist ja so ein ewiger Balanceakt, den man da hinkriegen kann. #00:13:49-3#
PETER: Das ist aber eine schöne Vorstellung. Ich würde gerne noch mal zurück zu der Beziehung. Also du hast gesagt, ich war dann zu Hause, mein Mann war hochprozentig beruflich unterwegs und sehr engagiert. Wie habt ihr das gemacht als Paar? #00:14:07-5#
GABRIELE: Das war auch ein ständiger Lernprozess natürlich. Ja, mein Mann musste sich natürlich trotzdem auf diese Kinderwelten einstellen und hatte natürlich trotz dieser nicht so üppig bemessenen Zeit, liebt diese Kinder natürlich nach wie vor über alles. Und hat das dann aber auch wirklich hingekriegt. Wenn er dann da war, war er ganz da. Und das war zwar nicht so besonders oft und das Verrückte war, am Anfang habe ich gedacht, na ja, wenn er dann da ist, kann er die Kinder ja mal übernehmen, dann habe ich frei. Dann habe ich festgestellt, das geht eigentlich auch nicht, weil, wenn jemand dann eigentlich doch so in dieses System hineinkommt dann plötzlich und der brauchte unheimlich viel Informationen.
Wo steht das Kind gerade? Was braucht das Kind gerade? Was ist gerade aktuell? Was war in den letzten Tagen? Und so. Dann haben wir eigentlich doch fast immer diese Zeit wirklich gemeinsam verbracht. Das heißt, wenn ich mir Freiräume schaffen wollte oder geschafft habe, dann war das eigentlich immer außerhalb dieser gemeinsamen Familienzeit. Das war dann immer praktisch während dieser Kinderzeit, eigentlich auch, während die Kinder dabei waren oft. #00:15:21-1#
PETER: Habt ihr irgendwie zusammen als Paar so, also jetzt mal, wenn man sich nicht als Familie sieht, sondern nur als Paar, habt ihr euch da irgendwie die Zeiten genommen oder hat sich das einfach so ergeben oder wie war das? #00:15:34-5#
GABRIELE: Ja, also ich habe dann irgendwann festgestellt, man ist ja nur noch Familie, man ist dann auch nachts oft noch im Einsatz ganz viel. Und irgendwann haben wir angefangen, ganz systematisch uns Zeitfenster zu schaffen. Ich liebe Musik, mein Mann auch. Wir sind dann oft ins Konzert gegangen, haben dann irgendwie mal auch uns mit einem Babysitter abends in ein ganz tolles Restaurant gesetzt.
Wir haben sehr intensives auch, weiß ich nicht, soziales Leben hier, auch durch die Berufstätigkeit meines Mannes und auch mit vielen Freunden. Wir sind dann oft auch abends weggegangen und haben ganz bewusst das als Zeit für uns genommen und auch genossen. Also ich glaube, es ist ganz, ganz wichtig, dass man sich diese paar Zeitinseln nimmt und systematisch einplant, von Anfang eigentlich, wenn es geht. #00:16:24-2#
PETER: Ja okay. Und ich frage jetzt noch mal nach, weil, du hast gesagt, wir haben uns die Zeit einfach genommen und wir haben es geplant und haben es dann gemacht. Wie hat sich das für dich angefühlt? War das okay oder war das irgendwie künstlich oder war das sogar noch besser, als wenn man es irgendwie passieren lässt einfach? #00:16:42-7#
GABRIELE: Also ich fand es, am Anfang musste ich mich wirklich eigentlich auch von zu Hause losreißen, es klingt jetzt verrückt, es ist aber so. Wenn wir dann abends, ich habe gesagt, wir müssen jetzt einfach mal einen Abend zu zweit verbringen. Also, als das erste Kind noch relativ klein war, hatte ich das Gefühl, es ist jetzt einfach wichtig. Dann habe ich einen Babysitter organisiert, der dann auch das Kind so ein bisschen kannte. Und bin dann losgegangen und habe oft festgestellt, dass mir dieses Losgehen richtig schwergefallen ist, ganz schwergefallen ist am Anfang.
Und die ersten Male konnte ich mich auch so innerlich gar nicht richtig rausreißen, obwohl mir irgendwie vom Kopf her völlig klar war, dass es wichtig ist für uns. Vielleicht ist es auch nicht in jeder Beziehung wichtig, aber ich glaube, in vielen Beziehungen ist es auch wichtig. Das habe ich auch beobachtet im weiten Umfeld, dass man sich diese Zeiten doch nimmt und dass man sich auch drauf einlässt.
Am Anfang kostet das richtig ein bisschen Disziplin und dann macht das auch ganz großen Spaß. Und dann merkt man, wie wichtig das auch ist und dann kommen auch Themen, die, wenn man in einer Familie zusammen ist, eigentlich gar nicht aktuell sind. Dann kann man mal Dinge besprechen, worüber man nachdenkt, was man fühlt und so. Das kommt ja dann doch in diesem ganzen Klangedusel manchmal ein bisschen zu kurz. Gerade, wenn man viele Kinder. #00:18:07-8#
PETER: Ich finde es wirklich sehr interessant, dass du das jetzt so erzählst, dass es am Anfang so ein bisschen komisch war. Und dann hast du dich dran gewöhnt und dann war es ganz gut. Irgendwie haben wir die Vorstellung, dass sich diese Zeit als Paar, wie spontan ergeben muss, ansonsten ist die Qualität nicht so gut. Ich habe so den Eindruck. Und spannenderweise, wenn man so guckt in die Zeit, wo man sich kennengelernt hat. Dann verabredet man sich ja ständig für alles. Und dort ist es irgendwie kein Problem, wenn man dann zusammenwohnt, ist es plötzlich ein Ding, ja nein, das muss spontan passieren. #00:18:42-4#
GABRIELE: Nein, ist es nicht. Ja, man hat ja dieses Illusion, man ist dann ein Paar, man lebt dann zusammen und dann hat man ja das Leben gemeinsam. Und das ist ja nicht so, wenn man unterschiedliche Aufgaben hat. Man hat genau, wie zu der Zeit, wo man noch nicht zusammengewohnt hat oder so, ja trotzdem seine Aufgaben, die man auch nicht teilt. Und die man aber vielleicht sogar reden will. Also ich fand es zum Beispiel auch immer unglaublich wichtig, zu wissen, was der andere macht und ich habe mich dafür interessiert.
Das kann man natürlich auch machen, wenn die Familie dabei ist, dass man sich austauscht, wer was macht und wer war plant und wer was erlebt hat und wie er sich dabei gefühlt hat. Und was geklappt hat, war nicht geklappt hat. Ich finde das unglaublich wichtig, dass man da jedoch ständig in einer Kommunikation bleibt. Aber das ist ja sozusagen die Sache, wie kann man im Alltag machen, in dem gemeinsamen Alltag, den man hat. Aber ich glaube, diese Verabredungen, das hat dann auch so eine Qualität, wie zu Anfang der Beziehung. Wenn man außerhalb des eigenen Alltags, der einen ja im Grunde immer fordert, dann ganz gezielt sagt, wir brauchen eine Insel für uns. Ich glaube, das ist wichtig. #00:19:52-5#
PETER: Ja, das glaube ich auch. Was mich noch interessieren würde, du hast ja vier Kinder, hast du erzählt, und da sind ja vier große Lärmmeister, die man da hat. Welche Fähigkeiten und welchen Stärken hast du neu entdeckt oder weiterentwickelt durch deine Kinder? #00:20:14-4#
GABRIELE: Ja, also wenn ich mal das Herausragendste so für mich mal reflektiere, ist es eigentlich, ich bin jemand gewesen vorher, der eigentlich immer so ein Machertyp, also ich wollte Freiheit haben und wollte Dinge anpacken, machen, durchziehen, so. Das geht mit den Kindern nicht so einfach und ich habe gelernt, mich einfach einzulassen auf das, was kommt. Und die Qualität zu finden, in dem, was da kommt, und zu sehen und auch wirklich so ein Kind, egal, in welcher Entwicklungsphase das gerade ist, wahrzunehmen in seinem eigenen kleinen Kosmos.
Und zu sehen, was da ist an Potenzial und zu sehen, wie faszinierend das ist und was dieser kleine Mensch jetzt gerade braucht. Und jetzt nicht, dass ich jetzt gesagt habe, okay, man darf sich darüber selber vergessen, um Gottes Willen nein. Aber das ist ja wirklich ein Wunder, wenn man sieht, wie so eine kleine Persönlichkeit sich im Leben langsam aufstellt oder sich ins Leben hineinstellt. Und da braucht man so eine Art zurückgenommene Anwesenheit, die mir anfangs wirklich / Das ist was, was ich gelernt habe, zu bestaunen, zu sehen und Potenziale aufzugreifen und denen dann Raum zu geben. Das ist ja sozusagen aus meiner Sicht auch die Aufgabe von Eltern, dass man erkennt, was da für Potenziale sind.
Und versucht, die nicht zuzudecken, sondern die irgendwie, die kleinen Wesen dabei oder die großen Wesen dann später auch, dabei zu unterstützen, dass ganz frei zu entfalten. Das ist natürlich das große Ziel, das gelingt auch nicht immer. Aber das ist natürlich dieses ständige arbeiten an sich und an diesem System. Das ist ja dieses kleine Familiensystem, ist ja ein System, was sich ständig verändert und wächst. Und das im Blick zu haben, finde ich, ist auch eine ganz, ganz große Aufgabe. #00:22:15-7#
PETER: Ich kann mir vorstellen, dass du, du hast dich selber beschrieben als eine Macherin und jetzt hast du gesagt, ich habe dann eine neue Rolle entdeckt, also dieses eher beobachten. Und das passiert, glaube ich, nicht von heute auf morgen, wenn man zwischen diesen zwei Rollen wechselt. Gab es da oder hast du da irgendwie einen Tipp oder einen Trick, den du für dich angewendet hast? Wie es dir gelungen ist, praktisch von diesem Machen, von diesem aktiv sein, in dieses aktiv beobachten. #00:22:45-6#
GABRIELE: Ja, ich glaube, mir hat da beim ersten Kind geholfen, die Situation, dass ich Examen machte in diesem ersten Jahr. Das war so eine ganz komische Lebenssituation eigentlich. Ich war da in unserem gerade frisch bezogenen neuen Haus und saß an einem Schreibtisch. An einer Terrasse und hatte sozusagen auf dem Schreibtisch meine Bücher und neben mir oder vor dem Fenster das Baby. Und mein Herz hat mich natürlich immer zu diesem Baby gezogen. Und das hat aber natürlich auch viel geschlafen oder mich intensiv, war ich auch eingespannt durch Stillen, Wickeln, man kennt das ja.
Und ich hatte eine unglaublich enge Verbindung zu diesem Kind und habe diese Pflichten mit diesem Lernen abgearbeitet in jeder freien Minute, wo das Kind mich gelassen hat. Habe aber immer sozusagen ein Auge aufs Kind gehabt. Das war sozusagen diese Doppelgleisigkeit. Und da habe ich das eigentlich gelernt, zu sehen, okay, das Kind ist jetzt da, das braucht mich gerade nicht, nutze ich für andere Sachen. Und dann auch zu erfassen, wenn es mich wirklich braucht, dann auch da zu sein. #00:24:05-0#
PETER: Also du hast so eine Sensibilität entwickelt für die Bedürfnisse des Kindes durchs Beobachten, oder? #00:24:11-0#
GABRIELE: Ja, genau. Und dieses Beobachten konnte ich besonders intensiv deshalb machen, weil ich so an diese Lernsituation gebunden war, am Anfang. So und dann hatte das, war sozusagen wie so ein Dammbruch, dann habe ich das sozusagen weiter gemacht mit allen Kindern. Und dann ergibt sich das ja auch aus dem Leben und vieles ändert sich auch mit vielen Kindern dann. #00:24:29-1#
PETER: Genau. Gab es in der Zeit irgendwie ein Buch oder etwas, was dir geholfen hat, wo dir Tipps geholt hast oder wo du dir, wenn du mal nicht weiter gewusst hast, Rat geholt hast? Gab es so was damals? #00:24:44-0#
GABRIELE: Also ich habe damals viel auch gelesen und da gab es auch verschiedene Bücher. Aber ich habe für diese konkreten Fragestellungen, die ich damals hatte, oft da keine Antwort gefunden. Ich hatte eine großartige Mutter selber und mit der habe ich sehr, sehr viel zu der Zeit gesprochen. Ich weiß nicht, ob ich sie zeitweise sogar damit genervt habe, kann ich mir gut vorstellen.
Aber sozusagen diese Antworten in diesen Büchern, die ich damals gesucht habe, habe ich oft nicht finden können. Das ist sozusagen aus meiner Sicht auch heute diese ganz, ganz große Chance vom Internet, wo man theoretisch viel mehr Fragen stellen kann und viel gezielter suchen kann. Da sind noch ganz, ganz große Potenziale, glaube ich, dass man da noch viel hochqualifizierter und besser irgendwelche Sachen suchen und finden kann. #00:25:33-4#
PETER: Genau, und da hast du ein ganz spannendes Projekt, was praktisch am Start ist oder kurz vor dem Start. Erzähle uns doch mal in zwei, drei Sätzen, um was geht es da? #00:25:45-3#
GABRIELE: Genau, also ich bin völlig begeistert von diesen Möglichkeiten, von den abstrakten und auch konkreten Möglichkeiten, die uns das Internet bietet. Und da habe ich mir dann irgendwann gedacht, Wissen ist ja unglaublich wichtig. Man kommt in diese Rolle des Eltern seins, ist darauf ja in dieser Gesellschaft eigentlich gar nicht vorbereitet, wenig vorbereitet, die meisten von uns. Gerade, wenn es so wenig Kinder im Umfeld gibt, was ja doch auch oft ist oder auch, wenn es andere Kinder im Umfeld sind. Wenn man selber betroffen ist und selbst plötzlich ein Kind bekommt, ist man plötzlich mit tausend Fragen konfrontiert.
Und da ist es natürlich ein ganz, ganz großer Schatz, wenn man sich Wissen aneignen kann oder beziehungsweise seinen eigenen Wissensschatz legt man sich ja im Laufe der Zeit zu. Und das ist ein unheimlich großes Potenzial und eine Chance. Und da arbeiten wir gerade an einem Businessmanagementtool, wo wir versuchen, alle Dinge, die Eltern betreffen, Kinder betreffen und besonders Mütter betreffen, mit einer intelligenten Software ganz einfach auffindbar zu machen.
Weil ich finde immer, der Nachteil vom Internet wiederum ist dann, dass man 80 Prozent der Zeit auf der Suche nach Dingen verbringt, die man mal gesehen hatte, aber nicht wiederfindet. Und es ist auch schwierig, Sachen von hoher Qualität zu finden. Und, wenn man da sozusagen ein Wissensgebiet erschafft, wir haben das jetzt mal genannt, Matrisophie, Wissen von, für und über Mütter.
Das ist ein neu gefundenes Wort, das habe ich mir als Marke sichern lassen, aber ist jetzt nur als Nebensache. Wenn man sozusagen dieses Wissen mal zusammenfasst und auch mit einer künstlichen Intelligenz durchsuchen kann, dass man wirklich zu jeder Frage möglichst mehrere Antworten finden kann und die passende für sich dann finden kann. Das wäre schön. #00:27:41-4#
PETER: Und das heißt, ihr bündelt das Wissen für Eltern, also nur im Thema Kinder, Eltern, Mutter, Vater und so weiter. Dass man praktisch nicht durch andere Einflüsse abgelenkt ist, sondern man kann gezielt das abrufen, was man sucht in dem Bereich. #00:27:59-7#
GABRIELE: Ja, wir haben dieses Wissensgebiet jetzt, sagen wir mal, Matrisophie, Wissen von, für und über Mütter. Weil ich auch noch der Meinung bin, das ist jetzt, also Eltern auch, weil über Mütter ist ja auch Eltern oder Söhne oder Töchter oder was auch immer, in Beziehung zu ihrer Mutter.
Aber so ein bisschen als Nebengedanke ist natürlich auch diese Tatsache, dass ja doch die Mütter, diejenigen sind, die in ihrer Biografie noch ein bisschen mehr betroffen sind, von dem Moment an, wo ein Kind unterwegs ist. Im Grunde, theoretisch ist es ja so, wenn man den Vater im System hält, also wenn der Vater im System bleibt, ist es wunderbar, aber theoretisch kann der ja gehen.
Und theoretisch kann die Mutter auch sagen; mit dir mache ich das nicht; aber das Kind hat sie in ihrem Bauch und da ist sie auswegslos, außer, wenn sie die Schwangerschaft abbricht, eigentlich mit diesem Kind verbunden. Und ich finde es eine ganz große Kunst, gerade in den Zeiten, wo die Beziehungen doch sehr häufig auseinanderbrechen, dieses Familiensystem zusammenzufügen und zusammenzuhalten.
Das ist ja wie ein Kunstwerk, so ein Beziehungssystem, an dem man auch ständig arbeiten muss. Und da ist, glaube ich, doch auch die Mutter ganz zentral gefragt, besonders am Anfang, sozusagen eine Struktur zu schaffen, dass das irgendwie alles zusammenwächst und zusammenbleibt, wenn es geht. #00:29:27-7#
PETER: Ja, das hört sich auf jeden Fall spannend an. Wann geht das an den Start? #00:29:32-3#
GABRIELE: Der Start ist hoffentlich noch vor den Sommerferien. In einer noch nicht perfekten Version, weil natürlich so eine Wissensmanagementsoftware wachsen muss. Und am Anfang, da kann man sich noch so anstrengen, das ist auch unser Problem momentan, wir versuchen, einen Zeitpunkt zu erwischen, wo wir an den Start gehen.
Da sind wir natürlich noch nicht so aufgestellt, dass alles findbar und alles gespeichert und alles durchsuchbar ist. Diese Software, die muss erst lernen. Künstliche Intelligenz ist ja ein Prozess, der sozusagen im Laufe der Zeit erst entsteht. #00:30:07-9#
PETER: Ja, ich finde es auf jeden Fall ein sehr, sehr spannendes Projekt. Und ich würde den Link natürlich in die Shownotes reintun, damit alle Eltern / #00:30:16-3#
GABRIELE: Es gibt ja, Entschuldigung, aber es gibt dazu ja noch eigentlich nur einen Blog momentan, der auch eigentlich nicht aktiv ist. Und dieses Projekt „motherbook.de“, das sieht man im Internet ja noch gar nicht. #00:30:30-6#
PETER: Okay. #00:30:32-2#
GABRIELE: Wir haben eine Facebook-Seite, wo wir Wissen verlinken, das ist alles. #00:30:34-6#
PETER: Okay, aber das ist ja schon mal etwas, dass wir die Facebook-Seite verlinken. Ich denke mal, da kommen dann die Informationen, wenn es startet, oder? #00:30:41-5#
GABRIELE: Ja, genau. #00:30:43-1#
PETER: Okay. Ja Gabriele, in Anbetracht der Zeit, ich muss auch immer so ein bisschen auf die Zeit achten, und wir sind schon bei 30 Minuten oder 31 beziehungsweise. Ja, ich möchte mich bedanken für die ausführlichen Schilderungen deines Familienlebens, deines Erlebnisses mit den vier Kindern. Es kommt so energiegeladen rüber, also es war wirklich ein Genuss dir zuzuhören. #00:31:07-8#
GABRIELE: Danke. #00:31:09-5#
PETER: Und mit ganz viel Informationen und wertvollen Tipps. Und dafür möchte ich dir danken, dass du dir die Zeit genommen hast, uns da dran teilhaben zu lassen. #00:31:18-7#
GABRIELE: Ja ich danke dir auch. Weil, ich möchte jeden unterstützen, der auf irgendeine Weise dazu beiträgt, dass Familien einfach harmonischer und konstruktiver und besser sich aufstellen können. Und ihren Kindern damit einen ganz wunderbaren Einstieg in eine Zukunft ermöglichen. #00:31:39-5#
PETER: Genau. Das ist auch unser Ziel. #00:31:43-1#
GABRIELE: Ja, das weiß ich. Das finde ich auch ganz toll. #00:31:45-6#
PETER: Okay. Also gut, vielen Dank und schöne Grüße nach Berlin. #00:31:49-2#
GABRIELE: Ja, danke, schöne Grüße in die Schweiz. #00:31:50-8#
PETER: Tschau. #00:31:51-8#
GABRIELE: Tschau. #00:31:52-5#