Daniel Mohr

Ich dachte „Oh, jetzt hast du ganz viel Freizeit und jetzt kannst du Zuhause alles Mögliche machen.“ Die Illusion wurde mir dann schnell genommen. Danach habe ich gesagt „Okay, jetzt ist es so, wie es ist. Es ist auch nicht schlecht. Und du freust dich auf die Zeit, wo es irgendwann einmal so wirklich halbe-halbe ist und du beides genießen kannst.“

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Shownotes:

Alles zum Thema Ordnung, Klarheit und Struktur.
Hier erwarten Dich Beiträge, Tipps und Tricks rund um das Thema Ordnung im privaten und beruflichen Umfeld.
Angefangen beim Aufräumen eines Kinderzimmers, über die effektive Einrichtung eines Büros oder Arbeitsplatzes, bis zur Optimierung von Arbeitsprozessen in Betrieben.

Homepage: https://www.daniel-mohr.com

Facebook: Daniel Mohr – Ordnung, Klarheit, Struktur


Ich lese lieber:

Transkript:

PETER: Mein heutiger Interviewpartner bei Eltern Podcast ist Daniel aus Essen. Hallo Daniel.

DANIEL: Hallo Peter.

PETER: Grüß dich. Lieber Daniel, erzähl uns doch erst einmal, wer du bist, was du beruflich machst, und wie viele Kinder du hast.

DANIEL: Ja, ich bin Daniel Mohr und 39 Jahre alt. Ich habe drei Kinder: Eine Tochter, sechs Jahre alt, die Helena, und zwei Jungs, Samuel und Elias, Zwillinge, und die sind zweieinhalb Jahre alt. Und ja, beruflich bin ich Trainer und Coach für, ja, eigentlich kann man sagen fürs Ordnungsmanagement – also die Überbegriffe sind so Ordnung, Klarheit, Struktur – in allen Bereichen des Lebens. Und dazu halte ich entsprechend Seminare, biete Coachings an, und habe auch einen Blog, in dem ich einige Themen aus dem Bereich Ordnungsmanagement, sei es irgendwie das Aufräumen eines Schreibtisches oder das Aufräumen eines Kinderzimmers, bis hin zur Optimierung von einzelnen Arbeitsprozessen im Unternehmen noch einmal ein bisschen aufschlüssle und das den Leuten präsentiere. Ja.

PETER: Das heißt, das machst du in beiden Bereichen, also im geschäftlichen Bereich, wie du erzählt hast, im Office-Bereich, aber auch für Zuhause. Ist das richtig?

DANIEL: Ganz genau. Genau. Genau. Also sowohl privat, da halt wirklich von der kleinen Wohnung bis zum großen Haus „Wie bringe ich da Ordnung hin?“, begleite auch Menschen auf Wunsch bei denen Zuhause und helfe denen, das alles umzusetzen. Und aber auch beruflich auch bei Unternehmen. Da ist eher Optimierung der Effizienz oder Effektivität vielleicht im Büro, auf dem Arbeitsplatz, aber auch zwischen den einzelnen Abteilungen, wie man da die Zusammenarbeit so ein bisschen optimiert.

PETER: Das heißt, du kannst in dem Bereich, wo das Zuhause angeht, mit drei Kindern recht viel Erfahrung sammeln, was das anbelangt, kann ich mir vorstellen.

DANIEL: Ja, und ich kann es auch direkt wieder ausprobieren und nachjustieren und noch einmal ausprobieren und noch einmal nachjustieren und so weiter, ja.

PETER: Genau. Und dann wären wir gleich schon beim Thema: Was hat sich durch deine Kinder in deinem Leben verändert?

DANIEL: Also bei uns hat sich eigentlich sehr, sehr viel verändert. Dadurch, dass wir beide selbstständig waren und gerade frisch verheiratet waren und damals auch frisch eine Wohnung gekauft haben und das erste Kind eigentlich erst zwei Jahre später geplant war, und es plötzlich da war, hat sich sehr, sehr viel verändert, sowohl beruflich als auch privat. Ich war damals noch Inhaber und Geschäftsführer eines Unternehmens hier in Essne in der Gebäudereinigungsbranche, hatte einige Mitarbeiter. Und dann ging es plötzlich nicht, weil für mich war klar, dass ich auch die volle Elternzeit nehmen möchte. Und meine Frau hatte das Problem, dass sie nicht einfach so aus dem Beruf raus kommt. Sie ist Psychologin, hat auch eine eigene Praxis. Und wenn man da mit Leuten über Monate, Jahre zusammenarbeitet, kann man nicht einfach für ein halbes Jahr verschwinden. Das ist schwierig. Und dann haben wir uns das aufgeteilt. Und dadurch hat sich sehr, sehr, sehr viel verändert bei uns.

PETER: Das heißt, du hast dich entschieden, deine Firma aufzugeben – verstehe ich das richtig?

DANIEL: Im Nachhinein ja. Also mittlerweile bis zu 90 Prozent habe ich es einfach abgegeben, weil wir uns die Zeit aufgeteilt haben. Also jeder arbeitet von uns sagen wir einmal zweieinhalb bis drei Tage in der Woche. Und wir machen das im Wechsel, dass einer dann bei den Kindern ist. Und da kann man keine vier, fünf Mitarbeiter unterhalten, das geht einfach nicht. Und deswegen habe ich mich da verkleinert, und konnte auch in der Elternzeit, in der ich viel Zeit hatte zum Nachdenken, während ich den Kinderwagen durch den Park geschoben habe, habe ich dann so ein bisschen auch zu mir selbst gefunden, und dann für mich beschlossen, auch da übers Ordnungsmanagement da die Seminare und so weiter anzubieten. Genau.

PETER: Okay. Das heißt habt ihr von Anfang an praktisch dieses 50-50 Modell gehabt, so wie du das jetzt beschreibst? So „Ich zweieinhalb Tage, meine Frau zweieinhalb Tage.“? Oder war das am Anfang noch du Vollzeit-Papa?

DANIEL: Ja, also genau, das war, sage ich einmal, so ein schleichender Prozess, weil es am Anfang allein ja durch das Stillen einfach nicht ging. Da musste ja meine Frau einfach präsent sein. Und ich konnte die Firma auch nicht von heute auf morgen einfach aufgeben, weil wir da auch laufende Verträge hatten und so weiter. Also wir haben das langsam, Schritt für Schritt beim einen reduziert, bei dem anderen ein bisschen aufgestockt. Und als meine Frau dann nach den ersten Monaten/ Ich glaube, die hat zweieinhalb Monate wirklich ausgesetzt und dann Schritt für Schritt wieder angefangen. Und in der Zeit habe ich dann ein bisschen weniger gemacht. Genau, und dann hat sich das so irgendwann einmal eingespielt, bis es so klappte vom Arbeitsvolumen bei beiden, dass wir das wirklich halbe-halbe machen konnten.

PETER: Okay. Und wie ging es dir damit, mit dem Aufgeben?

DANIEL: Mir ging es eigentlich damit sehr gut, mir persönlich, weil es war etwas anderes, es war eine Abwechslung, und der Job war zwar okay, aber das hat mich auch nicht so richtig erfüllt. So im Nachhinein weiß ich das, damals wusste ich das nicht. Ich dachte „Oh, jetzt hast du ganz viel Freizeit und jetzt kannst du Zuhause alles Mögliche machen.“ Die Illusion wurde mir dann schnell genommen. Aber am Anfang habe ich mich sehr drauf gefreut. Und danach habe ich gesagt „Okay, jetzt ist es so, wie es ist. Es ist auch nicht schlecht. Und du freust dich auf die Zeit, wo es irgendwann einmal so wirklich halbe-halbe ist und du beides genießen kannst.“

PETER: Das kann ich gut nachvollziehen. Ich lebe das heute noch, und ich möchte das nicht mehr missen, weil ich vorher eben auch sehr hochprozentig gearbeitet habe, und mich heute frage „Warum habe ich das eigentlich gemacht?“ Aber (unv. #00:06:22-0#) Klammer auf, Klammer zu.

DANIEL: Okay.

PETER: Was hat sich bei euch in der Partnerschaft verändert durch die Kinder?

DANIEL: In der Partnerschaft? Ja, da hat sich auch natürlich einiges verändert. Am Anfang auch nicht zum/ Ja, auf der einen Seite schon zum Positiven natürlich, weil man irgendwie auch zusammen wächst. Und dann war es sozusagen auch für uns gefühlt eine Familie. Auch wenn wir vorher verheiratet waren, waren wir nur ein Pärchen – und jetzt durften wir uns eine Familie nennen. Das war eigentlich ganz schön und wir haben uns auf das Kind auch gefreut. Und nein, das haben wir wirklich genossen. Aber man hat schon gemerkt: Die Ehe ist nicht mehr im Mittelpunkt, sondern das Kind. Und es fehlte einfach die gemeinsame Zeit, die Zeit alleine, die wir vorher hatten. Also wir sind vorher viel gereist, haben so Kurztrips gemacht, irgendwelche Städte besucht oder so. Das ist alles weggefallen, das ging nicht mehr. Und wenn man dann abends Freizeit hatte, war man meistens zu müde oder wusste „Ach, der eine hat heute Nacht Dienst – ja, dann gehe ich jetzt schon einmal schön schlafen und mach du dir noch einen schönen Abend und lies noch ein Buch oder so.“ Das hat sich schon ein bisschen verändert. Und das war anders. Und da mussten wir so ein bisschen zueinander finden.

PETER: Okay. Und du hast aber gesagt, dass das am Anfang so war – das hört sich für mich an, als ob ihr das gelöst habt. Wie habt ihr das gelöst mit drei Kindern? Also wie macht man das, dass man wieder so als Paar diese Zeit hat oder zueinander findet?

DANIEL: Ja, also wir haben das Glück, diese Kombination zu haben zwischen Ordnungsmanagement und Zeitmanagement von mir und meiner Frau als Psychologin, die auch gerne redet und Sachen im Gespräch klärt. Das war eine gute Kombi. Ja, also wir haben gemerkt: Also uns fehlt erst einmal gemeinsame Zeit, also wirklich feste Blocks. Das natürlich auch. Aber vor allem haben wir irgendwann einmal gemerkt im Laufe der Monate, dass uns einfach auch die Zeit für uns selbst fehlt. Also wirklich Zeit, wo man alleine etwas machen kann, wo man ohne schlechtes Gewissen mit den Kollegen einmal ins Kino gehen kann, oder wo die Frau ohne schlechtes Gewissen einfach einmal mit ihrer Freundin etwas Essen gehen kann, ohne dass man sagt „Oh, jetzt bleibt der andere wieder mit allen Kindern zusammen. Und wir haben es eh schon so schwierig und es ist anstrengend und so.“ Und das, da haben wir uns wirklich zusammengesetzt, haben gesagt „So, pass auf. Wie machen wir das?“, und wir haben für uns eine recht gute Lösung gefunden: Pro Woche hat jeder einen Abend wirklich nur für sich, wo er wirklich tun und lassen kann, was er will. Da übernimmt der andere ab 18 Uhr nach dem Abendessen – 18:00, 18:30 – alle drei Kinder, bringt die zu Bett, kümmert sich um alles, egal was passiert. Der andere hat frei ohne schlechtes Gewissen. Und jeder hat so einen Abend. Und wir haben einen Abend gemeinsam. Das heißt nicht, dass wir die anderen Abende nicht gemeinsam verbringen. Das tun wir schon. Aber einen Abend, da wissen wir: Egal, was kommt, egal welche Termine, Einladungen von außen, Geburtstage, was auch immer – das ist so, als wären wir da im Urlaub oder weg. Das ist der Freitag, der gehört uns. Und da sitzen wir abends zusammen und machen irgendetwas Schönes, oder rufen die Schwiegereltern an und bitten die, einmal eben Freitagabend die Kinder zu übernehmen und auf die aufzupassen, und dann gehen wir ins Kino der gehen Essen, und das ist dann unsere Zeit, unsere Auszeit. Und das hat sich ganz/ Ja?

PETER: Das heißt, da hast du als Zeitmanagementfachmann Klartext gesprochen und Termine abgemacht. Oder wie muss man sich das/

DANIEL: Genau. Genau. Wir haben einen gemeinsamen Kalender, wo die Sachen fest eingetragen sind und fest geblockt sind. Und dann kann jeder auch für Wochen und Monate im Voraus planen, sich da auch verabreden, oder den anderen auch einmal an dem freien Tag mit irgendetwas überraschen, weil du weißt ja, da kann nichts zwischen kommen, weil der Freitag gehört uns. Und diese Sicherheit ist eigentlich ganz gut. Und man hat auch, auch wenn es eine anstrengende Woche ist, hat man dann diese zwei Tage auf jeden Fall, diesen gemeinsamen Tag und diesen Tag für sich alleine, auf die machen sich einfach freuen kann. Und das sind so Inseln in der Woche, auch wenn es einmal stressig ist, die ganz gut tun.

PETER: Ja, das kann ich mir gut vorstellen, ja. Aus eigener Erfahrung. Ja, vor allem was ich ganz wichtig finde: Das, was du erwähnt hast, also nicht nur die Zeit als Paar, sondern wirklich auch Zeit für sich. Denn das ist, glaube ich, auch ein ganz großer Faktor: Dass man irgendwann einmal das Gefühl hat „Ich habe gar keine Zeit für mich.“ oder „Wo bin ich?“

DANIEL: Genau. Genau, ja.

PETER: Das ist, finde ich, wirklich ein ganz, ganz guter Hinweis. Was mich noch interessieren würde: Warst du eigentlich bei den Geburten dabei?

DANIEL: Ich war dabei, ja. Ich war bei beiden dabei. Bei der zweiten durfte ich die erste Nabelschnur durchtrennen. Und ich wollte auch die zweite durchtrennen, aber während ich meinen ersten Sohn im Arm hatte, schwuppdiwupps kam auch schon der zweite innerhalb von elf Minuten nacheinander. Also das ging ganz schnell und relativ unkompliziert. Ja, aber ich war bei beiden dabei, ja.

PETER: Und das war so für dich ein gutes Erlebnis?

DANIEL: Das war auf jeden Fall ein gutes Erlebnis, ja. Man muss sagen: Beim ersten Mal war es zum Teil ein bisschen ein langweiliges Erlebnis, muss man einfach sagen.

PETER: Also es ging zu lange oder was?

DANIEL: Es ging einfach super lange. Also es hießt, es passiert, um sieben Uhr ist alles vorbei. Und das zog sich bis tief in die Nacht. Und zwischendurch hat meine Frau geschlafen und dann wieder nicht und das hat sich alles gezogen, und alle waren entspannt, nur ich nicht. Ja. Aber war auf jeden Fall spannend.

PETER: Okay. Was würdest du sagen ist für dich oder für euch so die größte Herausforderung, die die Kinder so mit sich bringen?

DANIEL: Also die größte Herausforderung für mich war es: Also dadurch, dass ich jetzt auch in dieser ganzen Ordnung-Geschichte drin bin und (unv. #00:13:07-0#) in einer Führungsposition, war ich jemand, der immer agiert hat. Ich brauche für mich immer so Ordnung und Struktur und einen Plan, dass ich weiß/ Ja, ich kontrolliere gerne das Geschehen, auch wenn ich weiß, ich kann es nicht. Aber ich mache mir einen Plan und versuche, das irgendwie zu strukturieren. Und als die Kinder kamen, das war, glaube ich, ganz extrem oder ist es manchmal immer noch: Dass es Phasen gibt, wo man überhaupt gar nicht agiert, sondern man reagiert einfach nur, weil die Kinder einfach viele Sachen vorgeben. Wenn das Kind krank ist, dann ist es krank, und dann kannst du alles, was du dir vorgenommen hast, ist dahin. Und dann musst du halt reagieren. Und wenn du dir für den morgigen Tag hast du ein wichtiges Seminar und du musst präsent sein, und in der Tat schläft das Kind einfach nicht und schreit die ganze Nacht oder hat Albträume, dann ist das nichts, wo du sagen kannst „Ja, nein, geht nicht, ich muss jetzt schlafen.“, sondern dann bist du da. Und man reagiert halt. Und da habe ich lange Zeit so ein bisschen zu knabbern gehabt. Auch im Urlaub, wo ich gemerkt habe: Man hat den schönen Urlaub irgendwo in Norwegen am Wasser geplant, und ich habe mir vorgestellt, ich fahre morgens raus und gehe angeln und entspanne mich – ja, als ich dann aus dem Urlaub kam, war der Urlaub sehr interessant, aber nicht entspannend. Er war schön, aber völlig anders, als ich mir das vorgestellt habe.

PETER: Und wie hast du das für dich gelöst? Also einerseits hat man wie so eine Erwartung, wie das sein wird, und dann entspricht die Realität nicht der Erwartung. Und dann gibt es dafür mehrere Möglichkeiten. Man kann sich ja da drin so ein bisschen auch verfangen, oder?

DANIEL: Ja, klar. Also die Phasen gibt es immer, auch zwischendurch, wenn irgendwie etwas wirklich Längeres/ Oder man kommt von einem Seminar und ist total motiviert und würde viele Sachen gerne umsetzen – und dann kommt aber vielleicht etwas dazwischen und dann sind die Kinder da. Und da muss ich auch mit mir kämpfen.

PETER: Wie machst du das? Wie kämpfst du mit dir?

DANIEL: Also erst einmal orientiere ich mich dann wieder an die nächste Insel in der Woche, die ich habe, weil die ist dann meistens safe. Also wenigstens so der Abend für mich, weil meine Frau dann sagt „Nein.“/ Oder umgekehrt halt, wenn sie halt frei hat, dann sage ich „Nein, nein, ist alles in Ordnung.“, auch wenn das Kind dann krank ist. Ich bin ja da. Ob jetzt zwei daneben sitzen oder einer, spielt keine Rolle. Du musst jetzt nicht weggehen und Party machen, aber dann gehst du ins Zimmer und machst dir einen Tee und liest. Und das ist so eine Sache, wo man so ein bisschen runter kommt. Und seit einigen Jahren meditiere ich jetzt abends immer, bevor ich schlafen gehe. Und das hilft mir auch enorm weiter, einfach einmal komplett runter zu kommen und ein bisschen Abstand zu halten, und ohne irgendeinen Gedanken – egal ob positiv oder negativ – sondern einfach nur gedankenlos einzuschlafen. Das hilft mir persönlich sehr viel.

PETER: Okay. Das finde ich eine gute Strategie. Braucht auch ein bisschen Disziplin, oder?

DANIEL: Am Anfang schon. Also wenn man das regelmäßig machen will, schon. Ich mache das aber/ Ja, man muss sagen: Das Ziel der Mediation erfülle ich nicht wirklich, weil ich eigentlich nie weiß, wann ich aufhöre, sondern ich schlafe dabei meistens ein. Ist eigentlich nicht das Ziel der Meditation, aber ich mache es wirklich nur, um ohne Gedanken an den Tag oder was passiert ist, einzuschlafen. Und da ist die Disziplin gar nicht so, das kommt von alleine. Ich liege im Bett und (unv. #00:17:01-0#) einschlafen. Und am Anfang, um das zu lernen, habe ich so eine geführte Mediation gemacht mit einem wirklichen Hörspiel im Kopf. Und mittlerweile mache ich das alleine. Und dann irgendwann einmal schlafe ich von alleine ein. Das geht ganz gut.

PETER: Super. Du hast vorhin erzählt, dass ihr euch die Kinder und Job so ein bisschen teilt. Und wie reagiert da das Umfeld eigentlich auf diese nicht so typische Rollenaufteilung?

DANIEL: Also meistens eigentlich fast immer positiv. Sagen wir entweder positiv oder überrascht. Von den meisten Frauen wird das positiv aufgenommen. Von einigen Männern, mit denen ich zu tun habe, dadurch, dass die auch selbstständig sind, und oft Alleinverdiener, überraschend, weil die sagen „Ja, würde ich vielleicht auch gerne machen, aber bei mir geht es nicht.“ Und ich denke „Es geht.“, aber nicht immer habe ich Lust, mich auf diese Diskussion einzulassen. Es geht eigentlich immer, wenn man will. Egal, welchen Job man hat, es geht. Aber es ist schwer, das den Leuten zu erklären. Und dann ist man immer in dieser Position, wo der andere denkt, man meint, es besser zu wissen. Und gut, dann kommentiere ich das nicht weiter. Aber ansonsten reagieren eigentlich alle ziemlich positiv. Ja, doch, muss man schon sagen.

PETER: Okay. Wie ist das, wenn ihr/ Bei drei Kindern, ich kann mir vorstellen, dass es da die eine oder andere Situation gibt, wo du vielleicht etwas machst, was deine Frau nicht so gut findet, oder anders rum, wo ihr praktisch andere Ansichten habt, und trotzdem merkt „Oh, mein Mann macht das anders.“, „Meine Frau macht das anders.“ Wie geht ihr damit um?

DANIEL: Ja, also wir versuchen, es nicht vor den Kindern auszutragen. Es klappt nicht immer. Aber ja, also wir haben/ Ich sage einmal: Der, der zuerst etwas sagt, der sagt das erst einmal. Und dann ziehen wir das durch. Auch, wenn der andere vielleicht nicht immer der Meinung ist, zieht der jetzt mit, damit die Kinder nicht in die Versuchung kommen, uns gegeneinander auszuspielen. Abends ist das oft so, dass man sagt „Du, das fand ich aber jetzt nicht gut. Also das müssen wir anders klären.“ Und dann sprechen wir das ab und nehmen uns dann vor, das beim nächsten Mal anders zu machen. Klappt nicht immer, weil man immer manchmal impulsiv aus der Situation heraus irgendwie etwas sagt oder reagiert. Aber grundsätzlich, denke ich, haben wir so ungefähr die Regel „Wer zuerst etwas sagt, der hat erst einmal Recht.“ Und der andere versucht, ihn ein bisschen zu unterstützen.

PETER: Okay. Du sagst, es klappt nicht immer. Wie soll ich sagen: Hast du da irgendwie auch eine Strategie für dich entwickelt, wie du vielleicht mit den Emotionen, die dann in so einer Situation aufkommen, umgehst?

DANIEL: Also ich versuche dann immer, an die Kinder zu denken. Also ganz knapp so. Und also jetzt nicht so – wie sage ich jetzt einmal? – um das Beste für die Kinder. Natürlich will man das, ja. Aber nein, in dem Moment nicht, sondern ich denke an die Kinder, weil ich weiß: Wenn ich das jetzt mache, dann wird es beim nächsten Mal einfach noch schwieriger. Weil das haben wir schon ein paar Mal erlebt. Wenn wir irgendwie uns nicht einig sind und die Kinder das merken, dann nutzen die das aus. Und beim nächsten Mal, wenn die Mama irgendetwas sagt, dann warten die, bis der Papa nach Hause kommt. Und das hatten wir schon einmal: Und wir klatschen uns an der Tür ab und ich komme rein und dann heißt es „Ah, Papa, darf ich das und das?“ und ohne mir zu sagen, dass die Mama es eigentlich verboten hat. Und wenn man das ein paar Mal mitgekriegt hat, dann wird man vorsichtiger. Und das ist dann so eine Bremse, so eine Alarmglocke, die im Kopf eingeht, die mich dann eigentlich ganz gut erdet und mich dazu bringt, da nichts zu sagen.

PETER: Ja, das ist eine gute Strategie, finde ich, ja. Was mich jetzt noch interessieren würde, wäre: Du hast gesagt, ihr habt Zwillinge, zwei Jungs, und eine Tochter. Die Tochter ist älter als die Zwillinge. Und sie wurde praktisch wie zweimal entthront.

DANIEL: Ja, richtig.

PETER: Wie hat sie darauf reagiert?

DANIEL: Also sie hat am Anfang das ziemlich gut verkraftet, muss man sagen. Es war ein bisschen schwierig, weil wir, als wir erfahren haben, dass wir die Zwillinge haben, mussten wir halt spontan umziehen, weil die Wohnung zu klein war. Und sie musste dann den Kindergarten wechseln, also neues Haus, und dann kamen noch die Zwillinge. Es war viel für sie. Und wir haben aber dann wirklich versucht, ganz punktuell mit ihr – nur mit ihr – Zeit zu verbringen und ihr auch zu sagen „Pass auf, ich gehe heute mit dir ins Kino, weil die Jungs noch Babys sind, weil die würden das noch nicht verstehen, weil sie noch nicht groß genug sind.“ Und das hat ihr so ein bisschen den Auftrieb gegeben. Obwohl sie jetzt nicht mehr im Mittelpunkt war, ist sie jetzt immer die große Schwester, die Schwester, die jetzt zur Schule kommt, die/ Also ich weiß nicht, wenn wir den Tisch decken oder zu Abend essen, und ich muss noch etwas machen, sage ich „Helena, kannst du bitte rüber gehen und auf die aufpassen?“ Das gibt ihr so ein bisschen so eine leicht höhere Position den Zwillingen gegenüber. Und da können wir auf dieser Ebene mit ihr ganz gut kommunizieren. Und gleichzeitig merkt sie, dass sie halt nicht mehr im Mittelpunkt steht und dass sich die Welt nicht nur um sie dreht. Und nicht nur bei den Eltern, sondern vor allem bei den Großeltern. Und das ist wie so eine Wippe und wir versuchen, das so ein bisschen im Gleichgewicht zu halten. Ja.

PETER: Interessant.

DANIEL: Klappt aber auch nicht immer, leider.

PETER: Ja, aber es ist ein einschneidendes Erlebnis für die Kinder, wenn Geschwister kommen. Ich glaube, das kann man nicht wegdiskutieren.

DANIEL: Nein. Nein, nein, genau. Vor allem beim ersten Kind. So war das bei uns, weil es ja auch für die Großeltern das erste Enkelkind war. Und da wird man natürlich immer auf so einen Thorn gesetzt und glorifiziert, kann man schon fast sagen. Aber wir waren auch froh. Also sie hat ein bisschen Probleme/ Manchmal versucht sie das natürlich auszunutzen und sagt „Ihr seid nur für die Brüder da.“ oder „Ihr macht nur mit den Brüdern schöne Sachen.“ und versucht, uns da irgendwie zu kriegen. Aber dadurch, dass sie schon sehr selbstbewusst ist, und wir einfach merken, dass wir mit diesem Betüdeln nicht alles richtig gemacht haben, können wir das so ein bisschen verkraften, weil wir denken, dass es gut tut, sie ein bisschen zu erden.

PETER: Ja, ja, ja, okay. Gab es etwas, wo du so nicht erwartet hast vor den Kindern, was dann aber passiert ist?

DANIEL: Ja, also ich finde, gefühlstechnische hat sich da sehr viel getan.

PETER: Okay. Also was meinst du genau damit?

DANIEL: Also ich bin eigentlich so der Kopfmensch und meine Frau genau das Gegenteil. Gut, als Psychologin liegt das vielleicht nahe. Aber für mich ist so wirklich so: Ich habe immer alles mit Logik und Argumenten gelöst. Und als die Kinder da waren, habe ich gemerkt, dass sich da schon sehr viel tut. Also ich bin zum Beispiel viel ängstlicher geworden. Irgendwie wenn wir über die Straße gehen, achte ich, wie der andere fährt. Oder ich schaue, irgendwie an der Ampel gehe ich einen Schritt zurück oder so, also was ich früher nie gemacht hätte und irgendwie, keine Ahnung, total abgelenkt wäre, bin ich jetzt also viel achtsamer. Das ist mir auf jeden Fall aufgefallen. Das würde meine Frau jetzt gerne hören: Ich kuschle viel lieber, was ich früher auch nicht so gemacht habe. Also ich habe einfach gerne meine Kinder auf dem Schoß und kuschle gerne mit denen. Und als wir dann erfahren haben, wir kriegen unser zweites – und noch nicht klar war, dass es Zwillinge sind – habe ich gesagt „Ach, ich hätte auch keine Probleme mit einem zweiten Mädchen, weil die kuscheln so gerne. Und wenn ein Junge kommt, die kuscheln vielleicht nicht so.“ Aber das wurde zum Glück nicht bestätigt. Also die beiden Jungs kuscheln auch genauso gerne. Das fand ich richtig schön. Also das hat sich auf jeden Fall total verändert. Und was sich auch verändert hat, was ich gemerkt habe: Mittlerweile kann ich mir keine Nachrichten anschauen oder irgendwie einen Film anschauen, wo Kinder leiden. Kann ich nicht irgendwie. Entweder läuft da irgendein Film in mir ab mit meinen Kindern oder ich versetze mich in diese Position. Auf jeden Fall da merke ich: Das kann ich nicht. Also wenn ich schon so eine Überschrift sehe irgendwie auf Spiegel-Online „Und das und das ist passiert.“, dann scrolle ich das weg. Will ich irgendwie nicht an mich rankommen lassen. Ja, also/

PETER: Das heißt, du hast für dich so die Gefühlswelt entdeckt durch die Kinder.

DANIEL: Ja, auf jeden Fall. Auf jeden Fall. Also da haben sich auf jeden Fall einige Türen aufgetan, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie sich jemals in meinem Leben auftun würden. Ja.

PETER: Okay. Spannend. Ja du kannst ja einmal gerne den Podcast deiner Frau einmal vorstellen beziehungsweise die Sequenz, wo du das sagst.

DANIEL: Ja, die wird sich den auf jeden Fall anhören. Ja, ja.

PETER: Da hat sie bestimmt viel Freude.

DANIEL: Ja, genau.

PETER: Du sagst „Ich war vorher, vor der Geburt, so eher ein Kopfmensch.“ Und als Kopfmensch bereitet man sich so auf die Kinder vor und auch wenn die Kinder da sind, wenn irgendwelche Situationen auftauchen, mit denen man nicht so gut klarkommt. Wo hast du dich informiert? Oder gab es ein Buch, wo dir geholfen hat? Oder irgendein Blog? Oder wo hast du deine Infos hergeholt?

DANIEL: Ja, ich habe mir – ich muss schon fast sagen leider – ganz viele Bücher durchgelesen. Also ich lese gerne Sachbücher. Und irgendwann einmal habe ich gemerkt: Es ist gar nicht so gut, so viel zu wissen, weil man weiß dann auch über die ganzen Gefahren und weiß, was alles in so einer Schwangerschaft schieflaufen könnte, was zu 98 Prozent nicht passiert, aber wenn man es weiß, beschäftigt man sich damit. Und dann guckt man immer drauf und achtet. Und da habe ich gemerkt so: Manchmal ist es/ Es ist schon gut, sich natürlich zu informieren. Aber man sollte entscheiden, wie man das macht. Und da hätte ich mir zum Beispiel so einen Austausch mit Eltern viel mehr gewünscht. Einfach zu erfahren, dass die Eltern sagen „Hör einmal zu, bleib ganz locker. Egal, was die Leute dir erzählen – bei dir wird das anders sein. Und auch du wirst es schaffen. Und wir haben die und die Probleme und wir haben die so und so gelöst.“ Und das wirklich aus verschiedenen Quellen, dass man sagt „Okay, es ist ein breites Feld. Alles ist möglich. Es gibt nicht die Schablone, die man irgendwie drüber setzen kann und sagt „Und so muss das Kind werden, so muss die Schwangerschaft verlaufen, und alles andere ist unnormal.“ Das hätte ich mir wohl gewünscht, das fände ich besser.

PETER: Okay, also keinen Ratgeber, sondern eher eine Austauschrunde.

DANIEL: Ja, genau. Und wenn ein Ratgeber/ Also einen Ratgeber würde ich schon nehmen. Also ich würde schon jedem empfehlen, einmal so ein Buch über eine Schwangerschaft einfach einmal zu lesen, damit man weiß: Was passieren da für Prozesse? Was kommt da vor? Auf manche Sachen sollte man ja schon achten. Aber man soll sich nicht verrückt machen und jetzt nicht irgendwie einen Stapel Bücher holen und alles durchlesen. Dann wird man wirklich verrückt.

PETER: Das heißt, da ist weniger mehr, so wie ich das/

DANIEL: Ja, auf jeden Fall. Weniger mehr, genau. Und mehr vielleicht einfach nur Erfahrung sammeln von den anderen Eltern, sich mit denen austauschen, und es einfach einmal im Hinterkopf behalten, aber es nicht unbedingt vergleichen.

PETER: Okay. Hättest du trotzdem, auch wenn du viele gelesen hast: Gibt es irgendeinen Ratgeber, der so ein bisschen raus gestochen hat so als Tipp?

DANIEL: Also jetzt zur Schwanger/ Also ich habe ein Buch, was ich gelesen habe, was ich einem Paar, einem Ehepaar empfehlen würde. Also zum Beispiel das Buch von Ursula Nuber, das heißt „Was Paare wissen müssen. Die zehn Grundlagen für das Leben zu zweit.“ Das ist so ein Buch, was auf jeden Fall, nachdem das Kind da ist – oder vielleicht das zweite oder dritte – so die Paare jeder für sich vielleicht einmal wirklich lesen sollte und sich wirklich/ aber nicht einfach nur durchlesen, sondern auch ein bisschen für sich das ein bisschen einmal durcharbeiten. Es hilft auf jeden Fall, aus sehr vielen Spannungen, aus sehr vielen Problemen die Spitze heraus zu nehmen und ein bisschen Verständnis für den andere zu entwickeln. Und das macht viel aus.

PETER: Okay. Also das werden wir auf jeden Fall verlinken unter dem Podcast. Was wir auch verlinken werden, ist ein Link zu deiner Seite, wo man deine Dienste, wenn man sie haben möchte, um Tipps zu bekommen, mehr Ordnung zu bekommen, vielleicht Zeitmanagement besser zu organisieren. Weil das sind alles Punkte/ Beziehungsweise aus meiner Erfahrung ist die Zeit die größte Herausforderung für Paare, für Eltern. Und vielleicht kann man da den einen oder anderen guten Hinweis von dir bekommen. Das heißt, das werden wir//

DANIEL: Ja. Ja klar, gerne.

PETER:// auch verlinken. Und ja, ich muss so ein bisschen die Zeit im Auge behalten, und wir sind schon über 30 Minuten. Von daher würde ich sagen: Daniel, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast, mit uns deine Erfahrungen zu teilen. Es war wieder sehr, sehr spannend für mich. Und das ist das interessante eigentlich: Dass immer wieder etwas Neues dabei raus kommt bei solchen Interviews, wo ich immer wieder etwas mitnehmen kann. Und daher ganz, ganz herzlichen Dank.

DANIEL: Ja, ich danke dir, dass ich dabei sein durfte. Und ja, es hat sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank.

PETER: Alles klar. Tschau.

DANIEL: Ja, Tschüs.