Melanie Ladu

Meine Kinder sind ist das größte Geschenk, das ich je gekriegt habe. Durch sie habe ich noch einmal einen ganz anderen Zugang, zu mir, zu der Sprache meines Herzens bekommen. Und habe sehr viel Mut und auch Kraft geschöpft.

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Shownotes:

HAPPY MAMA HAPPY BABY – Der Geburtsvorbereitungskurs für Körper, Geist und Seele: Hier kannst du bei Entspannungs- und Körperübungen deinen Kräfte für den Alltag wieder auftanken, dir Zeit für dich und dein Baby nehmen, dich mit anderen schwangeren Frauen über Sorgen, aber auch Freudiges austauschen und dich durch wertvolles Wissen zuversichtlich auf die Geburt deines Kindes vorbereiten. Kursort: Weil der Stadt (Baden-Württemberg)

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Ich lese lieber:

Transkript:

PETER: Mein heutiger Interviewgast bei Eltern Podcast ist Melanie aus der Nähe von Stuttgart. Hallo Melanie.

MELANIE: Hallo Peter.

PETER: Liebe Melanie, erzähl uns doch erst einmal, wer du bist, was du machst, und wie viele Kinder du hast.

MELANIE: Ja, mein Name ist Melanie Ladu, ich bin 35 Jahre alt. Ich habe zwei Kinder, bin verheiratet. Ich habe Lehramt studiert, bin jetzt aber selbstständig, mache etwas ganz Exotisches: Ich bin freiberufliche Geburtsvorbereiterin und Hypnosecoach. Das heißt, ich kümmere mich um schwangere Frauen, aber nur vor der Geburt. Danach nicht mehr. Also ich bin auch keine Hebamme. Und ich habe mich da eigentlich auf Mentaltraining für Geburt spezialisiert. Hypnobirthing, da schlägt mein Herz für, da begleite ich die Frauen gerne und möchte ihnen helfen, dadurch eine entspannte Schwangerschaft und eine leichtere Geburt zu haben. So grob.

PETER: Das finde ich einmal sehr spannend. Was mich als allererstes überhaupt interessieren würde, bevor wir zu den Kindern kommen: Wie kommt man vom Lehramt zu Geburtsvorbereitungen?

MELANIE: Ja, wie ist das passiert? Ich habe mein erstes Kind während der Ausbildung, also im Referendariat bekommen nach dem Studium. Und ich war total glücklich mit meinem ersten Kind, es war ein totales Wunschkind, und habe dann gedacht „Ja, und das schaffe ich alles mit links und ich steige gleich wieder ein, sobald die Kleine neun Monate alt ist.“ Das war dann Schulstart und mein Mann war in Elternzeit, alles prima. Habe ich gedacht. Und dann habe ich festgestellt: Nein, gar nicht. Also das war dann eigentlich eine Zeit, wo ich gemerkt habe: Das geht bei mir im Leben überhaupt nicht miteinander konform, die Arbeit und Mutter sein. Und habe dann eigentlich auch relativ schnell gemerkt, dass ich da relativ lange irgendwie eine Illusion gelebt habe, die gar nicht zu mir passt. Also ich bin sehr gern Lehrerin, mit Leidenschaft, aber nicht in diesem System. Das habe ich irgendwie erst kapiert, als ich ein Kind hatte, und habe dann gesagt „So kann ich nicht weiterleben. Möchte ich auch nicht.“, und habe dann die Elternzeit gewählt/ Dadurch, dass mein Kind so klein war, konnte ich einfach sagen „Ich reiche jetzt Elternzeit ein und komme nicht mehr wieder.“ Also es war eigentlich so nicht nur geistig hatte ich diese Erscheinungen, sondern auch körperlich. Ich war also kurz vorm Burnout. Jetzt steigen wir hier gleich/

PETER: Ja, ja, da sind wir schon eigentlich ganz richtig.

MELANIE: Genau, ja. Also da ging es mir richtig, richtig schlecht, und bin dann sehr stark in eine Krise gerutscht.

PETER: Das heißt, du konntest dir nicht vorstellen, während das Kind noch so klein ist, wieder arbeiten zu gehen?

MELANIE: Nein.

PETER: Oder du warst so beschäftigt mit den Aufgaben, die das Mama-Sein mit sich bringen, dass du, wie du gesagt hast vorhin, kurz vorm Burnout standest? Habe ich das richtig verstanden?

MELANIE: Ja, aber das lag nicht an meinem Kind. Also bevor ich gearbeitet habe, war alles super, ich war die glücklichste Frau der Welt. Und aber als ich dann gearbeitet habe mit so einem kleinen Kind – und diese Arbeit – das hat mich fertig gemacht. Also ich kann mir vorstellen/ Naja gut, es waren viele Faktoren. Ich habe eine sehr verrückte Fächerkombination studiert. Ich habe Biologie, Spanisch und Philosophie studiert. Das sind alle Richtungen, die es gibt, also geisteswissenschaftlich, naturwissenschaftlich und dann noch eine Sprache. Und dann war ich relativ überfordert, in der kurzen Zeit, die ich in der Vorbereitungszeit hatte ja dadurch, dass ich Mutter war, da konnte ich ja nicht, wie alle anderen, 24 Stunden theoretisch mich darauf konzentrieren, auf das Berufsleben und die Prüfungssituationen da musste ich ständig umswitchen im Kopf. Und ich hatte dadurch, dass ich drei Fächer hatte, auch einfach mehr Termine. Und das habe ich komplett unterschätzt. Ich habe neun Stunden unterrichtet an der Schule. Und bevor ich eingestiegen bin dann mit Kind wieder ins Ref, habe ich gedacht „Das ist ja kein Problem, sind ja nur neun Stunden.“ Aber das stimmt so nicht. Also als Lehrerin ist das echt heftig. Man muss eigentlich doppelt so lang rechnen als Vorbereitungszeit, dann hat man noch Seminare, dann noch die ganzen Veranstaltungen an der Schule. Und ja, die Schüler werden auch nicht leichter.

PETER: Genau. Und wo war für dich in diesem ganzen Szenario, was du beschreibst, dieser Burnout-Faktor?

MELANIE: Das schlimmste war, glaube ich, dass ich mein Herz verraten habe. Ganz viele Jahre. Was meine ich damit?

PETER: Ja, genau, wie meinst du das?

MELANIE: Ich habe eigentlich schon relativ früh im Studium gemerkt, dass ich gar nicht an der Uni studieren will diese drei verrückten Fächer. Also ich mochte das zwar, aber es hat mich nicht erfüllt. Und ich habe das relativ schnell gemerkt, aber ich habe mich nie getraut, zu sagen „Ich mache das jetzt nicht mehr.“ Das waren dann eher so Gedanken wie „Jetzt hast du es angefangen, jetzt mach es zu Ende!“ Und ich wurde da auch gepusht von meiner Familie. Also da gab es bei uns im Umkreis viele Verwandte, gerade so Cousins oder Cousinen von mir, die waren mutiger, die haben ihren Eltern gesagt „Ich habe das jetzt angefangen, zu studieren, aber das ist nicht meins. Ich möchte etwas anderes machen.“ Und das habe ich mich einfach nicht getraut, weil mir dann auch kommuniziert wurde von der Familie, dass das ja so schrecklich wäre für die Eltern, und um Gottes Willen, und man müsste es doch dann zu Ende machen. Solche Geschichten halt. Und ich habe das dann echt sieben Jahre durchgezogen. Und das war schon hart.

PETER: Ja, das glaube ich. Also du warst dann praktisch voll im System eingebunden. Und so wie ich das höre, hat das Kind dir ermöglicht, auf dein Herz zu hören. Habe ich das richtig verstanden?

MELANIE: Das hast du richtig verstanden.

PETER: Interessant.

MELANIE: Meine Tochter ist das größte Geschenk, glaube ich, das ich je gekriegt habe. Also mein Sohn auch, ich habe ja zwei Kinder, aber durch sie habe ich noch einmal einen ganz anderen Zugang, ja, zu mir, zu der Sprache meines Herzens. Und da habe ich auch sehr viel Mut geschöpft und auch Kraft.

PETER: Ja. Das heißt, als die Tochter geboren wurde, warst du daheim und dein Mann hat gearbeitet.

MELANIE: Ja, genau.

PETER: Und dann hast du gesagt, ihr wolltet das ändern, dass dein Mann quasi Elternzeit nimmt und du arbeitest, aber das hat nicht so gut funktioniert.

MELANIE: Also er hatte nur drei Monate Elternzeit, bis sie quasi in der Kita dann war. Und dann war sie halt bis um eins in der Kita. Ich wollte das halt nie. Ich wollte nie, wenn ich ein Kind habe, das Kind dann den ganzen Tag irgendwo unterbringen. Das kam für mich nicht in Frage. Und so naiv, wie ich war, habe ich gesagt „Ja, mit neun Stunden Unterricht, dann brauche ich das ja auch nicht.“ Aber das waren dann teilweise Wochen, wo ich viermal die Woche einen Babysitter für nachmittags gebraucht habe, weil ich ständig irgendwelche Termine hatte an der Schule, am Seminar oder ja, oder teilweise dann auch Elternabende in der Kita. Da musste ich mich einfach komplett zerreißen. Und irgendwann einmal hat mein Körper gestreikt und meine Psyche auch. Ich hatte das dann echt schwarz auf weiß. Ich hatte zum Glück einen tollen Arzt, der hat mir da geholfen. Der hat mir dann ein Attest geschrieben. Ich war ja auch mitten in der Prüfungssituation, als ich die Elternzeit eingereicht habe. Und da hat der mir dann ein Attest geschrieben und die Diagnose war „Psychovegetative Erschöpfung“.

PETER: Interessant, ja.

MELANIE: Ja, also da habe ich jetzt das gelesen, habe gedacht so „Boah, krass. Was ist denn das?“ Aber so hat es sich auch wirklich angefühlt. Ich war einfach nur total erschöpft, komplett.

PETER: Genau. Wie hat eigentlich dein oder euer Umfeld darauf reagiert, auf diese klassische Rollenaufteilung, dass du praktisch zuerst Zuhause, dein Mann arbeitet. Gab es da irgendwelche Reaktionen?

MELANIE: Nein, also bei uns in der Familie/ Also es war ein bisschen so, dass mein Mann in Elternzeit gegangen ist „Wie, dann gehst du gar nicht arbeiten?“ Aber die haben dann auch gemerkt: Das ist eigentlich total toll für meine Tochter, dass er sich da komplett nur um sie kümmern kann, und haben das dann sehr, sehr geschätzt, dass er das macht. Und er hat halt einen Job, er geht da morgens aus dem Haus und kommt sehr spät abends wieder. Und das war wirklich ein Geschenk für die beiden. Die haben dann noch einmal eine ganz andere Bindung aufbauen können, und davon schöpfen sie noch bis heute. Das ist wirklich toll.

PETER: Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Jetzt rückblickend betrachtet: Was war für dich die größte Herausforderung mit den Kindern?

MELANIE: Mit den Kindern? Also natürlich/ Gut, ich habe danach noch einmal gearbeitet. Also sonst hätte ich jetzt als erstes gesagt „arbeiten mit Kind“. Das ist schon hart. Aber ich habe dann, als ich mit dem zweiten Kind schwanger war, habe ich noch einmal als Lehrerin gearbeitet, auch wieder neun Stunden, in einer Privatschule – und das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Also lag es nicht nur am Arbeiten.

PETER: Sondern an der Umgebung praktisch.

MELANIE: Ja. Weil ich habe die Entscheidung bewusst getroffen: Ich will das jetzt ausprobieren. Ich wusste dann einfach in der Krise nicht mehr: Was ist eigentlich das Problem, warum es mir so schlecht gegangen ist? War es, dass ich nicht Lehrerin sein will? War es, dass ich nicht das alles unter einen Hut kriegen konnte mit meinen Ressourcen, die ich zur Verfügung hatte? Und dann habe ich einfach das getestet. Das geht während der Elternzeit. Als Beamte kann man neun Stunden arbeiten, ohne dass man irgendwelche Nachteile hätte. Und das habe ich dann so getestet und habe gemerkt: Ja, Lehrerin sein ist gar nicht so schlecht – vor allem, wenn man das richtige Thema hat.

PETER: Okay. Also die richtigen Fächer.

MELANIE: Ja, ja. Und vor allem das richtige Thema. Jetzt muss ich kurz ein bisschen ausholen, dann erklärt sich das auch, deine allererste Frage „Wie kommt man von Lehramt auf Geburtsvorbereitung?“ Ich habe dann nicht nur Gymnasialkinder unterrichtet, so wie ich es quasi studiert habe, sondern alle. Da waren dann auch Schüler, die wollten ihren Realschulabschluss erlangen. Und das war jetzt keine Privatschule in dem Sinne von „Mama und Papa, die haben so viel Geld, da weiß man nicht wohin, dann suchen wir die allerbeste Schule für unsere Kinder.“, das war eher so eine Art Privatschule „Was machen wir mit unserem Kind? Das ist jetzt schon von A nach B nach C nach überall geschickt worden und das ist so die letzte Station.“ Teilweise. Nicht für alle, aber für einige war es so. Und das heißt, da waren also Kinder mit drin, die waren echt schwer zu motivieren. Also es ging, irgendwie haben wir einen Weg gefunden, gut miteinander klar zu kommen. Und dann habe ich das Thema Glück unterrichtet. Und das hat alles geändert. Alles. Da waren/

PETER: Also für dich oder für die Schüler?

MELANIE: Für die Schüler. Oder für uns alle. Also ich kam aus der Klasse raus jedes Mal, ich war so euphorisiert, ich konnte es gar nicht in Worte fassen. Da haben alle mitgemacht. Jeder hat sich gemeldet. Die haben sich teilweise in der letzten Reihe geprügelt darum, wer jetzt als nächstes etwas sagen darf. Das war eigentlich der Hammer. Also da habe ich gemerkt: Wir unterrichten einfach die falschen Sachen an den Schulen. Definitiv. Da waren sie total Feuer und Flamme und jeder wollte etwas beitragen, wollte das, was er im Herzen trägt, innen fühlt, auch sagen. Und dann habe ich gemerkt: Okay, alle Menschen wollen glücklich sein. Auch die, die irgendwie ihr Leben sehr passiv führen. Dafür hat es dann aber auch Gründe. Und wenn sie gehört werden und einmal gefragt „Du, wie sieht denn für dich Glück aus? Und wie könntest du deine Zukunft gestalten, dass sie glücklicher ist?“ Da habe ich einfach gemerkt „Alles klar, das ist mein Thema. Damit möchte ich mich beschäftigen.“

PETER: Und wie kamst du dann von den Schülern zu den werdenden Müttern?

MELANIE: Ja, dass ich mir einfach überlegt habe „Wo fange ich denn an? Wo fängt man denn an, mit den Menschen über dieses Thema Glück und glückliches Leben zu sprechen, so dass sie glückliche Menschen werden?“ Und dann habe ich irgendwie gedacht dadurch, dass ich in derselben Situation auch war und kleine Kinder auch hatte „Am besten vor der Geburt.“

PETER: Ja, das ist logisch.

MELANIE: Ja. Am besten schon davor, also um die Eltern auch auf bestimmte Dinge aufmerksam zu machen, wie sie ihre Kinder glücklich sein lassen. Weil Kinder kommen glücklich auf die Welt. Jedes Kind ist glücklich. Dass irgendwann einmal Jugendliche oder junge Erwachsene nicht glücklich sind, liegt oft an der Kindheit. Und da habe ich einfach gedacht, das wäre ganz gut, wenn ich die Eltern schon erwischen könnte und mit ins Boot nehmen kann und ihnen/ Also ich mache jetzt kein Glückstraining mit meinen Eltern, aber ich versuche, ihnen zu zeigen, wie man entspannt und ruhig, achtsam mit sich selbst umgeht. Und dann kann man auch in stressigen Situationen mit Kindern ganz anders umgehen mit den Kindern und mit sich selbst. Also das merke ich immer wieder. Das Programm, das ich dafür gemacht habe – also ich habe selber in der zweiten Schwangerschaft ein besonderes Geburtsvorbereitungsprogramm gemacht – das nennt sich HypnoBirthing. So auch die Erklärung „Wie bin ich zu Hypnosecoach gekommen?“ Da habe ich eine Ausbildung gemacht. Und das hat irgendwie etwas in mir bewirkt, dass ich gemerkt habe: Da ist noch so viel Potential in uns Menschen, wo wir nutzen können.

PETER: Es ist spannend, wenn du es erzählst, dass es darum geht, praktisch zu sich selber zu kommen, sich wahrzunehmen, weil mir erzählen ganz viele Eltern, dass die Kinder sie dazu gebracht haben, mehr sich wahrzunehmen, sich anders wahrzunehmen. Und dass sie es vorher nicht gemacht haben.

MELANIE: Richtig.

PETER: Dass praktisch erst dann wirklich durch bestimmte Stresssituationen oder Situationen, wo sie nicht mehr weiter konnten, sie sich wieder zurück auf sich selber besinnen und sich wahrnehmen und dann eigentlich ihre Intuition auch besser spüren und dann auch anders handeln. Und du setzt praktisch schon vor der Geburt ein. Das finde ich noch interessant.

MELANIE: Ja, das ist mein Ziel.

PETER: Spannend.

MELANIE: Also und ich merke, ich stelle fest, also es sind jetzt schon einige Paare, mit denen ich gemeinsam ihre Geburt vorbereitet habe: Die Kinder kommen auch entspannter auf die Welt. Und es ist natürlich ein anderer Start, wenn man ein entspanntes Kind hat. Und vor allem beim ersten ist das viel leichter, in den Alltag mit dem Kind einzutauchen, wenn es von sich aus eine gewisse Ruhe mit sich bringt. Weil wir wissen ja: Es gibt auch ganz andere Kinder, die schreien die ersten drei Monate komplett durch oder danach noch weiter. Und das/ Ja?

PETER: Apropos zu dem Stichwort Paare und zusammen leben: Wie hat sich die Tatsache, dass ihr Eltern geworden seid, auf eure Beziehung ausgewirkt?

MELANIE: Ja, sie hat sich schon sehr verändert. Also man ist dann tatsächlich erst einmal in so einem Eltern-Modus. Ich weiß nicht/

PETER: Also wie muss man sich das vorstellen?

MELANIE: Den Eltern-Modus? Also das Zeit fürs Paar sein ist etwas stark reduziert, sage ich jetzt einfach einmal so. Dadurch, dass die Kinder am Anfang ganz viel schlafen, gibt es dann schon auch Momente der Zweisamkeit, und das sollte man auch unbedingt nutzen. Das fand ich ganz wichtig, dann auch wieder nicht nur sich um dieses kleine Menschlein zu kümmern, sondern auch umeinander. Und ja, auch auf intimer Ebene. Das ist, finde ich, auch für Männer und Frauen, da auch aus ganz anderer Sicht, da wieder zusammen zu finden. Das ist auch wieder ein neues sich Annähern. So habe ich das wahrgenommen. Und natürlich/

PETER: Das heißt, ihr habt euch da wie ein bisschen neu kennengelernt. Ist das so?

MELANIE: Ja, beziehungsweise es hat mich sehr an unsere erste Zeit erinnert. Also wir sind schon sehr lange zusammen, wir haben uns kennengelernt, da war ich 15 und er 17. Also wir sind quasi als Teenager schon zusammengekommen. Und das war dann halt auch eine/ Also wir sind auch gegenseitig unsere erste große Liebe sozusagen. Wie in einem Märchen. Und das hat mich dann, diese Zeit nach der Geburt meiner Tochter. sehr daran erinnert, wie wir uns kennengelernt haben und so in dieses Thema Intimität überhaupt eingestiegen sind.

PETER: Spannend, ja.

MELANIE: War wie so ein Revival.

PETER: Okay. Woran hast du am meisten gemerkt, dass die Zeit als Paar sich verändert oder etwas fehlt oder etwas – wie soll ich sagen – drunter leidet? Wo ist dir das am meisten aufgefallen?

MELANIE: Das ist jetzt eine schwierige Frage. Wo habe ich das gemerkt? Also ich habe halt, glaube ich, schon gemerkt, dass ich viel gebe als Mutter, viel Liebe, viel Aufmerksamkeit. Und das kriegt man ja auch vom Baby auch wieder, aber auf eine andere Art. Das kann dich ja jetzt nicht in den Arm nehmen, so ein Winzling. Oder dich streicheln oder küssen, das kann halt nur der Partner. Und dass das halt weniger war als davor, weniger als ich es mir vielleicht gewünscht hätte, so habe ich das schon gemerkt.

PETER: Okay. Was macht ihr, wenn ihr zum Beispiel verschiedene Ansichten habt in Erziehungsfragen. Wie geht ihr damit um?

MELANIE: Also wir versuchen, das auf jeden Fall zu verheimlichen vor den Kindern in dem Moment. Heißt also, dass dann einer schon intuitiv versucht, in der Situation dann einfach – ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken kann – sich auf die Zunge zu beißen und sich einfach einmal, auch wenn er es im Kopf anders denkt, sich von der Handlung her hinter den anderen zu stellen. Weil was immer ganz schlecht ist, was wir festgestellt haben bei Kindern, ist, wenn man vor den Kindern solche Sachen ausdiskutiert und darüber streitet. Weil die merken sich das und nutzen das, um dann eventuell zu ihrem Vorteil Mama und Papa auch einmal gegeneinander auszuspielen.

PETER: Genau.

MELANIE: Richtig. Und um das zu vermeiden, dass man quasi/ Als Eltern sollte man, wenn es möglich ist, immer eine geschlossene Front sein. Und wenn man dann merkt „Okay, da ging jetzt/“ Der eine war da anderer Meinung als der andere, dann dass man das dann hinterher, also wenn die Kinder gerade nicht dabei sind, darüber redet und versucht, da Konsens zu finden „Wie gehen wir in Zukunft damit um, dass alle zufrieden sind?“

PETER: Jetzt kann ich mir vorstellen, dass, wenn so eine Situation gerade akut stattfindet und wie du sagst, ihr habt so abgemacht, dass ihr versucht, euch auf die Zunge zu beißen: Wie gelingt dir das? Hast du da irgendwie einen Hinweis oder einen Tipp? Wie macht man das, sich in dieser Situation zurück zu nehmen?

MELANIE: Naja, ich versuche mir schon bewusst zu machen: Es geht nicht um mich und um mein Ego in dem Moment. Also wenn mein Mann etwas tut, wo ich sage, das hätte ich jetzt so nicht gewollt oder nicht so gemacht, dann denke ich mir, dass das Beste aus Situation jetzt rauszuholen ist, einfach als geschlossene Front aufzutreten. Und dann sage ich das auch ganz konkret. Ich sage dann „Ich bin derselben Meinung wie dein Papa.“ oder „Ich sehe das auch so.“ oder „Du brauchst nicht mich fragen. Ich habe die gleiche Meinung. Ich sehe das nicht anders.“ Also dass ich das wirklich auch durch ein Statement kommuniziere.

PETER: Also du stärkst deinen Partner in dem Augenblick auch noch, so wie ich das höre?

MELANIE: Ja, weil alles andere macht eigentlich nicht viel Sinn.

PETER: Und wie machst du das? Also das würde mich jetzt noch interessieren. Weil das, was du gerade erzählt hast, ist so recht rational. Und trotzdem hat man auch eine Emotion da, die mit dem Ereignis verbunden ist. Was machst du mit der Emotion?

MELANIE: Gute Frage.

PETER: Weil die ist meistens schneller als der Gedanke, als der vernünftige Gedanke. Die Emotion, wo man sich vielleicht auch über den Partner vielleicht ein bisschen aufregt oder wo man, ja, was auch immer das ist. Und was machst du mit dem? Kannst du das gut so für dich sortieren?

MELANIE: Ich glaube, ich habe gelernt, damit umzugehen. In dem Moment, wo ich nämlich diese Krise hatte, habe ich dann ein Coaching begonnen, und dort habe ich das gelernt, zu unterscheiden Gefühl und Kopf. Und ich kann das dann auch teilweise echt gut steuern. Also ich will jetzt nicht sagen, ich kann mich gegen meine eigenen Gefühle abgrenzen. Aber ich kann gebe meinem Gefühl einen Verschiebeimpuls „Du darfst da sein, Gefühl, aber ich werde mich mit dir dann später beschäftigen, wenn ich mit meinem Partner alleine bin.“ Dann darf es kommen und ihm sagen/ Dann kann ich das ja dann auch verbalisieren „Ja, ich habe mich da so und so gefühlt, weil/“ und „Es fühlt sich für mich nicht gut an, wenn du mit dem Kind so oder so redest.“ In der Art. Ich glaube, da habe ich einfach gelernt in diesem Training: Gefühle dürfen sein, aber es ist nicht immer sinnvoll, sie so rauszuhauen, wie Kinder das machen. Das ist/

PETER: Das heißt, du hast dir da professionelle Hilfe geholt.

MELANIE: Ja. Definitiv.

PETER: Ja, das finde ich sehr gut. Was hat dich dazu gebracht? Also es gibt so Situationen, wo man denkt „Oh ja, das schaffe ich noch. Und das schaffe ich noch.“ Und irgendwann kommt eine Situation, wo man denkt „Oh, das schaffe ich nicht mehr.“ Aber der Schritt, noch einmal zu sagen „Oh, aber jetzt hole ich mir Hilfe.“, ist noch einmal ein anderer.

MELANIE: Also das war: Ich glaube, ich habe das auch nicht bewusst getroffen, die Entscheidung, mir Hilfe zu holen. Das war mein Körper, der einfach mir Signale gegeben hat, mit denen niemand anders etwas anfangen konnte. Ich hatte eine Zungenentzündung. Das ist eine psychosomatische Erscheinung. Das wird jetzt sogar von Allgemeinmedizinern als solche anerkannt. Und da waren teilweise Ärzte, die haben mich wirklich abgelehnt und haben gesagt „Ja, nein, wir sind in der Urlaubsvertretung und da muss man ein großes Blutbild machen und danach noch drei Termine, und dafür haben wir keine Zeit.“ Also sie haben mich wirklich abgewiesen. Und dann hatte ich das große, große Glück, dass ich eine gute Freundin habe, deren Mutter ist Heilpraktikerin. Und das hatte ich immer wieder im Kopf „Da ist jemand. Okay, da wende ich jetzt mich mal dran.“ Und das war super, weil die hat mich dann, ja, hat mir Globulis gegeben und irgendetwas, sanfte, pflanzliche – ja, wie soll ich sagen? – Medikation, um diese körperlichen Symptome erträglich zu machen. Ich konnte nämlich kaum mehr etwas essen, ohne dass mir die Zunge gebrannt hat wie nur etwas. Und das war natürlich sehr unangenehm. Und ja, dann macht sie das immer so, dass sie zwei Wochen, nachdem die Behandlung ist, noch einmal einen Termin macht, um sich zu treffen, zu besprechen „Hilft das alles, was wir da ausklamüstert haben, oder nicht? Was kann man noch anderes machen?“ Und ich kam dann und sie hat eigentlich nur gefragt/ Das war, bevor ich die Elternzeit eingereicht habe. Und dann fragte sie nur „Und, wie geht es dir?“, und ich habe zwei Stunden lang also ich glaube am besten treffend würde das Wort es beschreiben „abgekotzt“. Also ich habe mein ganzes Leben „Das und das und hier und da und alles läuft schief.“ Und nach zwei Stunden hat sie mich nur angeguckt und hat gesagt „Ich weiß jetzt nicht genau, wie ich das abrechnen soll. Ich biete aber auch Coachings an.“ Und dann habe ich gedacht „Okay, das ist vielleicht gar nicht so eine schlechte Idee.“

PETER: Und dann hast du das gemacht.

MELANIE: Genau.

PETER: Sehr schön.

MELANIE: Und das nennt sich tatsächlich auch „Glückstraining“. Ja, ja.

PETER: Okay. Also war schon der erste Schritt in deine Richtung.

MELANIE: Ja, ja, genau. Also das war genau das, wo ich so Feuer und Flamme war für dieses Thema, während ich mit dieser Klasse gearbeitet habe. Und sie bietet das tatsächlich an. Also es gibt so ein Programm, das nennt sich „Glücktraining nach Ella Kensington“ – kann ich nur sehr empfehlen.

PETER: Ja, du kannst mir nachher den Link schicken, dann kann man das in den Show Notes schön verlinken.

MELANIE: Okay, mache ich.

PETER: Melanie, ich könnte dir noch stundenlang zuhören, aber die Zeit rennt uns ein bisschen davon. Ich würde dich noch gerne fragen: Gab es ein Buch oder ein Hörbuch, wo wir in schwierigen Situationen geholfen hat?

MELANIE: Mit den Kindern jetzt oder mir persönlich?

PETER: Beides vielleicht? Oder nur eins? Was dir gerade in den Sinn kommt.

MELANIE: Ich hatte mir vorher darüber Gedanken gemacht, aber/ Ein Buch. Naja, meine Frau Hutfles hat mir geholfen, das ist ein Buch auf zwei Beinen. Nein, ist jetzt schwierig. Also ich habe mir etwas aufgeschrieben: Es gibt ein Buch, das habe ich schon einmal als Teenager gelesen, das nennt sich „Das Geheimnis glücklicher Kinder“ von Steven Biddulph. Sagt das dir etwas?

PETER: Ja, das habe ich, das kenne ich, ja.

MELANIE: Und das hat also viel/ Das habe ich dann also, wie gesagt, als Teenager gelesen, und habe es dann, während ich Kinder hatte, auch noch einmal rausgesucht, und habe da Dinge nachgelesen. Ein Buch. Hm.

PETER: Aber jetzt möchte ich einmal doch noch nachhaken. Du hast vorhin gesagt „Meine Frau Ruth.“

MELANIE: Die heißt Frau Hutfles.

PETER: Oder Hut. Aha. Okay.

MELANIE: Hutfles.

PETER: Das heißt, du hattest jemanden, mit dem du dich austauschen konntest?

MELANIE: Ja, das war meine Glückstrainerin, genau.

PETER: Ah, okay. und da konntest du praktisch mit ihr die Dinge besprechen oder auch nachfragen.

MELANIE: Ja. Das war wirklich Gold wert. Ich glaube, ich/

PETER: Also auch eine Empfehlung, die ich machen kann: Eben wenn man niemanden hat in der Umgebung oder im Freundeskreis oder Familie – sich wirklich professionelle Hilfe zu holen, ist immer sehr, sehr oder kann sehr gut sein.

MELANIE: Ja, ich glaube, das ist so ein weit verbreiteter Irrglaube, dass man alles alleine schaffen muss. Es ist völliger Quatsch. Wir leben in einer Welt mit wie viel Milliarden Menschen?

PETER: Acht. Acht Milliarden.

MELANIE: Über sieben. Ja, ist fast acht, glaube ich.

PETER: Oder acht, (unv. #00:33:12-0#).

MELANIE: Und genau dafür sind die anderen da.

PETER: Sehr schön.

MELANIE: Dass man sich gegenseitig stützt und trägt und sich austauscht und den anderen auch unterstützt. Und da braucht man manchmal dann vielleicht gar nicht so viele Bücher. Also ich finde es eher erschreckend inzwischen, wie viel Input es gibt an Erziehungsratgebern, an Persönlichkeitsentwicklungsbüchern. Da kann man den ganzen Tag nichts anderes machen. Oder YouTube-Videos. Das ist okay, diese/ Ich bin auch immer noch auf der Suche im Außen auf die Fragen, die ich im Inneren habe. Aber ich glaube, was uns abhanden gekommen ist, und was viel wichtiger ist, ist die Connection zu uns selbst und diese innere Intuition, das Bauchgefühl, die Sprache unseres Herzens. Das wieder präsenter werden zu lassen, dem mehr Raum zu geben, ist unendlich viel wichtiger, als tausend Bücher gelesen zu haben.

PETER: Wow. Das würde ich jetzt gerne so als Schlusssatz stehenlassen, denn dazu kann man eigentlich nicht mehr viel hinzufügen. Ich möchte mich auf jeden Fall bei dir bedanken, dass du dir Zeit genommen hast und deine Erfahrungen mit deinem Familienleben, mit den Kindern so mit uns geteilt hast und auch Einblicke uns gegeben hast in deinen beruflichen Werdegang oder berufliche Werdung durch die Kinder. War sehr, sehr spannend.

MELANIE: Danke.

PETER: Ich werde alles, was man über dich wissen muss, in den Show Notes verlinken, und auch die Internetseite, wo man dich erreichen kann. Über dieses HypnoBirthing, über den Kurs, den du dann anbietest, kann man sich da sehr gerne informieren. Und ja, mir bleibt nur zu sagen: Vielen Dank. Es hat mich sehr gefreut und hat viel Spaß gemacht.

MELANIE: Ja, mich hat es auch sehr gefreut. Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte bei deinem Podcast.

PETER: Gerne. Tschau.

MELANIE: Tschüs.