kathrin hudelmayer

„Ich musste davon wegkommen die Erwartungen anderer zu erfüllen, was nicht immer so ganz positiv für mich war.“

 

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Shownotes:

Young Parents Connect: Die Anzahl der Eltern unter 25 Jahren sinkt. Das heißt denen, die bereits früher als der Durchschnitt Kinder bekommen, fehlen die Gleichgesinnten. Mit Young Parents Connect und insbesondere dem Young Parents Camp wollen wir junge Eltern vernetzten und den Austausch untereinander voranbringen.

www.kinderbilden.com

www.young-parents-connect.de

 


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Transkript:

PETER Mein heutiger Interviewgast bei Eltern-Podcast ist Kathrin aus Wiesloch bei Heidelberg. Hallo Kathrin. #00:00:09-7#

KATHRIN Hallo. #00:00:10-2#

PETER Liebe Kathrin, erzähl uns doch erst mal, wer du bist, was du machst und vor allem, wie viele Kinder ihr habt. #00:00:17-3#

KATHRIN Ja, also ich bin die Kathrin, ich bin jetzt frisch 24 und wir haben zwei Kinder, fünf und ein Jahr. Und momentan studiere ich noch, aber jetzt hoffen wir einfach mal, dass die Bachelorarbeit gut verläuft, also ich habe sie schon abgegeben und so. Und dann bin ich Kindheitspädagogin. #00:00:40-2#

PETER Kindheitspädagogin. #00:00:42-2#

KATHRIN Genau, ja. #00:00:43-5#

PETER Okay. Das ist aber spannend. #00:00:44-2#

KATHRIN Ja. (Lachen) #00:00:46-4#

PETER (Lachen) Also Kindheitspädagogik, ist das einfach Pädagogik in der Schule oder im Kindergarten oder einfach überhaupt Kinder oder wie muss man sich das vorstellen? #00:01:00-3#

KATHRIN Also es ist nicht so ganz einheitlich in Deutschland, also manche sagen null bis sechs Jahre, andere null bis zehn, null bis zwölf und so. Aber, also vor allem auf den Krippen- und Kindergartenbereich. Und dann im höheren Alter ist es dann mehr so Hort oder so. Also ich kann im Prinzip danach, ich sage immer, alles machen, was mit Kindern, direkt oder indirekt mit Kindern zwischen null und zehn zu tun hat, also ich könnte jetzt auch in die Elternberatung oder so was gehen oder Fachberatung von Erzieherinnen oder so, genau. #00:01:34-3#

PETER Das heißt, du bist ja Profi, was Kinder anbelangt. Und daher ist die nächste Frage ja eigentlich sehr spannend. Was hat sich bei dir, in deinem Leben durch deine Kinder verändert? #00:01:47-3#

KATHRIN Na ja, also ich meine, man muss jetzt sagen, ich bin relativ früh Mutter geworden. Von daher würde ich sagen, dass, als wir unsere erste Tochter bekommen haben, bin ich sozusagen aus der Norm rausgefallen, weil wenn man weit vor dreißig Kinder bekommt heutzutage, es muss jetzt noch nicht mal so früh sein wie ich, dann, ja, passt man halt nicht mehr so in das Schubladendenken rein. Und besonders, ich meine, also wir haben jetzt beide Fachhochschulreife und ich habe dann jetzt auch studiert, also es ist auch jetzt nicht so die typische Teenie-Mom oder so, wie man sich das vorstellt. Genau. Einfach, also. #00:02:28-5#

PETER Und ich kann mir vorstellen, gerade weil du die Kinder so früh bekommen hast, dass das Leben sich dann plötzlich von einem Tag auf den anderen wahrscheinlich ändert. #00:02:38-0#

KATHRIN Ja, doch, wobei ich jetzt noch nie irgendwie so der Partygänger (lachend) oder so war, also in die Richtung hat sich es jetzt nicht so viel verändert. Aber klar, man wird halt irgendwie schneller erwachsen und denkt mehr an die Zukunft und, ja, sieht vielleicht manches auch realistischer oder so, als wenn ich jetzt mich vergleiche mit anderen in unserem Alter oder auch, was ich dann von anderen wieder höre, (lachend) da denke ich mir manchmal irgendwie, okay, du kommst auch noch irgendwie so in das Leben rein und merkst, dass vielleicht nicht alles, was du jetzt so leichtsinnig machst, sage ich jetzt mal, so zukunftsorientiert ist. #00:03:25-9#

PETER Das heißt, du warst praktisch im Studium, so wie ich das gehört habe, als du Mama geworden bist? Oder kurz davor? #00:03:34-2#

KATHRIN Ja, es war kurz vor meiner Abschlussprüfung, also einfach Hochschulreifeprüfung. Also eigentlich noch in der Schule. #00:03:40-4#

PETER Genau, ja, eben, und hat es das irgendwie beeinflusst? #00:03:44-5#

KATHRIN Glücklicherweise kaum. (Lachen) Also wir waren beide in der Schule und unsere Tochter ist dann am Ostersonntag auf die Welt gekommen, also (Wunder?) war dann in den Osterferien. Und ich bin dann danach einfach, also in den Mutterschutz, das heißt, ich bin einfach nicht in die Schule gegangen. Bin dann aber, also wir haben fünf Wochen später dann die Prüfung geschrieben und die wollte ich unbedingt machen und ich bin dann halt nur zu den Prüfungen gekommen. Und wir waren die zwei Besten von unserer Klasse nachher. (Lachen) Also, in dem Sinne hat es eigentlich kaum Einfluss darauf gehabt. #00:04:24-2#

PETER Oder eher einen positiven. (Lachen) #00:04:27-0#

KATHRIN Vielleicht auch das, (lachend) ja. Genau. Und danach, als die Schule dann weg war, dann hatte man ja im Prinzip seine Elternzeit, also das war dann auch kein Problem. #00:04:36-3#

PETER Genau. Das heißt, du konntest in Ruhe lernen dank des Kindes. (Lachen) #00:04:39-2#

KATHRIN Ja, so könnte man es auch sehen, genau. (Lachen) Ja. #00:04:43-9

PETER Und dann hast du angefangen zu studieren und das ging gut mit den Kindern, also wie habt ihr das da gemanagt? #00:04:50-9#

KATHRIN Genau, also ich war erst eineinhalb Jahre zuhause ungefähr und dann ist unsere Große in die Krippe gekommen. Das war ein bisschen schwierig, da eine zu finden, weil mein Mann auch in der Ausbildung war und wenn er dann Schule hatte alle drei Wochen mal und dann schon vor acht dort sein musste und wir hatten kein Auto, das heißt man musste gucken, welche Kita schon vor 7:30 Uhr offenhat, einfach weil wir es sonst zeitlich nicht hinbekommen hätten. Und es war halt genau eine Krippe in der Stadt. Aber da war eine Leiterin, die uns sehr gut verstanden hat und da sehr offen war und das heißt, wir haben da einen sehr guten Krippenplatz gekriegt, das war so (lachend) unser Glück. Und ansonsten, ja, war es jetzt, glaube ich, auch nicht so anders, als wenn wir beide berufstätig gewesen wären. #00:05:44-6#

PETER Okay. Und welche Auswirkungen hat das auf eure Partnerschaft gehabt? DIe Tatsache, dass ihr Eltern geworden seid? #00:05:51-6#

KATHRIN Ich glaube, es hat uns ziemlich zusammengeschweißt. #00:05:55-2#

PETER In welcher Form, also wie muss man sich das vorstellen? #00:05:59-6#

KATHRIN Also einfach, dass wir uns aufeinander verlassen können und das zusammen durchziehen und ja, irgendwie das Beste daraus machen und den anderen unterstützen. Ja. #00:06:18-8#

PETER Du hast vorhin ja auch erzählt, ihr wart so fast so wie ein bisschen Außenseiter mit dem Kind in dem Alter. Oder nicht Außenseiter, also Außenseiter ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber so, ja also, du hast es so genannt, wir haben nicht der Norm entsprochen. #00:06:36-6#

KATHRIN Ah ja. #00:06:36-8#

PETER Habt ihr Kontakt gehabt zu Eltern im gleichen Alter oder gab es die gar nicht um euch herum? #00:06:44-3#

KATHRIN Eigentlich nicht. Nein. Also ich meine, im Studium dann ein paar, wobei die auch eher alle Ende zwanzig waren. Dann ja, also im Urlaub sind wir mal welchen über den Weg gelaufen, die waren auch Mitte zwanzig oder so, und dann ist halt gleich so, ja, diese Verbindung. Man hat das Gefühl, man versteht sich gleich, liegt auf einer Wellenlämge einfach, weil man in der gleichen Lebenssituation oder Lebensphase ist. Aber ansonsten jetzt im Alltag eigentlich nicht, nein. #00:07:18-6#

PETER Okay. Und wie waren die Reaktionen von den anderen, Mitschülern oder auch Freunden? #00:07:24-8#

KATHRIN Also so richtig eine Reaktion kann ich jetzt gar nicht daran festmachen. Ich glaube, die haben es einfach akzeptiert. Ich glaube, sie waren schon überrascht und alles, aber es war jetzt nicht, dass man irgendwie ausführlich darüber gesprochen hätte oder so, es war eher so nebenbei. Auch weil es dann gegen Ende der, also wir waren auf einem Berufskolleg, das heißt wir waren da nur zwei Jahre zusammen, die Klasse. Da war es von den Lehrern anders. Also es waren alle sehr überrascht, dann gab es manche, ja, wenn ihr Probleme habt und keine Ahnung, kommt zu mir und, also sehr hilfsbereit. Obwohl wir das so eigentlich gar nicht gebraucht hätten, sage ich jetzt mal. Und es gab aber auch einen Lehrer, der hat es total ignoriert, sage ich mal. Also der hat auch dann bei der Abschlussprüfung noch gemeint, ja, weil ich krank war und so weiter. Und ich dann so: Ja, ich war nicht krank. Und er dann so, ja, das ist ihm gerade egal oder ihn interessiert das nicht oder so was. Wo ich dann auch dachte, na gut, okay, (lachend) ist mir auch dann egal. #00:08:38-6#

PETER Ja, das ist ganz schön hart, ja. Und gab es auch negative Stimmen? Aus der Umgebung, wo gesagt haben, ja, also könnt ihr nicht aufpassen oder (Lachen), also so in die Richtung oder? #00:08:53-4#

KATHRIN Eigentlich nicht. Also auch jetzt nicht auf der Straße oder so was. Ich erinnere mich an eine einzige Situation, da sind wir in Heidelberg U-Bahn gefahren. Und dann hat irgendwie jemand so gemeint so, ist das dein Kind? Und ich dann so, ja. Und so, ja, hat das Kind auch einen Vater? Und ich dachte so, mein Mann steht direkt daneben, (lachend) aber gut. Ja, da habe ich mir jetzt irgendwie keine Gedanken darüber gemacht oder so, aber da dachte ich schon ein bisschen, na ja, ein bisschen unpassend, aber gut. #00:09:26-5#

PETER Ja, das stimmt. Ich finde es sowieso sehr, sehr interessant, weil ich kann mich erinnern, in meiner Jugend war das, glaube ich, gar nicht so unüblich, dass die Paare früh Kinder bekommen haben oder auch früh geheiratet haben. Ich hatte so den Eindruck, vielleicht täusche ich mich da auch, aber ich hatte den Eindruck, dass so um zwanzig herum waren gefühlsmäßig alle (lachend) verheiratet und hatten Kinder, als ich klein war. Aber vielleicht ich das auch eine, wie soll ich sagen, Fehlinterpretation aus der Kindheit. Wobei heute das schon anders ist, nicht?

KATHRIN Ja, also heute ist schon anders. Was ich gemerkt habe, gegen Ende im Studium, wo dann meistens so, ja, 26, 27, 28, da haben die meisten geheiratet, also da ging es echt Schlag auf Schlag. Alle irgendwie verlobt und heiraten und so. Jetzt eine Freundin von mir, die heiratet jetzt auch dann nächstes Jahr, aber ansonsten eigentlich gar nicht. #00:10:23-0#

PETER Okay. Interessant, ja. Was war für euch als Eltern die größte Herausforderung, nachdem das Baby auf der Welt war? #00:10:32-7#

KATHRIN Ich glaube, seinen Platz zu finden in der Gesellschaft. Weil man eben doch nicht so einfach Student oder, ja, Jugendlicher halt so ist, wo man dann nach der Schule, was weiß ich, Work and Travel oder so macht. Aber andererseits, zu den Eltern passt man dann halt doch nicht so ganz. Wenn die dann schon Jahre Berufserfahrung haben und ich weiß nicht was, einfach auch finanziell ganz anders dastehen und ihr Haus bauen und so. Ja, das ist halt so ein bisschen Spagat so. (Lachen) #00:11:13-6#

PETER Und wie hat sich die Suche gestaltet, also wie muss ich mir das vorstellen? Wenn du sagst, wir haben so den Platz (irgendwie?) nicht gefunden oder gesucht. Was waren so, was waren da die Hürden? #00:11:26-1#

KATHRIN Ich glaube, man muss davon wegkommen zu versuchen, es anderen recht zu machen. Also ich bin jemand, der versucht immer die Erwartungen anderer zu (lachend) erfüllen, was nicht immer so ganz positiv für mich ist, aber ja. Ja, mehr auf sich selber hören und sich halt selber kennenlernen, was, glaube ich, ganz normal ist in dem Alter. Nur halt, dass man nebenher (lachend) noch ein Kind hat. Wobei das, glaube ich, es auch beschleunigt hat, also dass man einfach selbstsicherer in einer gewissen Weise ist. Dass man einfach sagt, ich kann das, weil ich es können muss so ein bisschen. #00:12:14-8#

PETER Genau, also ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es prägend ist, weil das ist etwas, wo, wie soll ich sagen, man ist gefordert und man muss, als Eltern muss man leider, das Kind kann man nicht zurückgeben. (Lachen) Das ist von heute auf morgen da, ohne Rückgaberecht. Und dann ist man gefordert und man muss sich dem stellen, und das gilt für junge wie für etwas ältere Eltern, die haben dieselben, sage ich jetzt mal, Herausforderungen, weil das ist schon ein einscheidendes Erlebnis, finde ich. #00:12:45-1#

KATHRIN Ja. Das stimmt. #00:12:47-0#

PETER Und welche Herausforderungen waren es in Bezug auf das Elternsein? Also das war jetzt so einfach den Platz finden in der Gesellschaft und diese Verantwortung zu haben. Und was war das in Bezug auf das Kind, in der Beziehung zwischen euch als Eltern und eurem Kind, euren Kindern? #00:13:04-4#

KATHRIN Ich glaube, die Zeit für sich alleine zu haben. Weil man einfach gefühlt ständig für die Kinder da ist und sich dann nicht irgendwie jetzt mal rausnehmen kann und sagt, gut, jetzt mache ich mal was für mich. Es fällt einem schwer und es ist auch schwer zu organisieren manchmal, aber ich bin jemand, der braucht das eigentlich auch. Und da irgendwie so das Mittelmaß zu finden, glaube ich. #00:13:35-7#

PETER Und wie habt ihr das ganz konkret gemacht? Sich die Zeit zu nehmen? #00:13:42-8#

KATHRIN Also ich glaube, ja, beim ersten Kind ist es vor allem gekommen, als ich dann studiert habe. Einfach, dass ich es in der Krippe abgeben kann und dann, damals bin ich noch mit dem Zug in die Uni gefahren, die war relativ weit weg. Das heißt, im Zug war ich einfach nur für mich und konnte das machen, was ich wollte. Und jetzt, also ich merke gerade auch schon wieder, dass jetzt, wo die Kleine eben die ganze Zeit zuhause ist, na ja, dass es halt schwerfällt, sich so rauszunehmen. Von daher bin ich jetzt auch mal gespannt, sie kommt jetzt auch in die Krippe, obwohl ich noch nicht ganz genau weiß, wie es mit mir beruflich weitergeht, aber haben wir auch gesagt, dass man wenigstens die Möglichkeit hat und die Sicherheit, dass man sie abgeben kann und mal Zeit für sich hat, egal in welcher Weise jetzt, einfach ohne Kinder. #00:14:34-3#

PETER Jetzt ist mir so spontan eine Frage eingefallen, und zwar, fällt es dir schwer, weil das so schön ist, die Zeit mit dem Kind oder so intensiv und interessant, und dass man eigentlich, man möchte eigentlich gar nicht weg. Oder fällt es dir schwer, weil es organisatorisch darumherum fast wie nicht geht? #00:14:53-4#

KATHRIN Ich würde sagen, ein bisschen beides. Also zum einen gibt es eben die Phasen, wo es sehr schwer ist, gerade wenn die Kinder jetzt noch so klein sind. Und dann ist manchmal der Papa schon nicht recht, sondern man muss die ganze Zeit nur bei der Mama auf dem Schoß sitzen (lachend) und so Geschichten. Aber, ja, vielleicht auch durch mein Studium jetzt, dass ich denke, es ist wichtig, dass die Kinder die Zeit und die Zuwendung haben. Und wenn sie gern bei mir sein wollen, dann sollten sie das eigentlich auch dürfen. Das ist halt immer so ein bisschen für mich der Zwiespalt zwischen meinen Bedürfnissen und den kindlichen Bedürfnissen, glaube ich. #00:15:38-6#

PETER Okay. Wie ist eigentlich bei euch die Rollenaufteilung? Also jetzt, ihr ward vorher in der Schule beide, oder? #00:15:47-9#

KATHRIN Genau, ja. #00:15:48-9#

PETER Und dann, wie habt ihr das gemacht? Da gab es wahrscheinlich nicht diese klassische Rollenaufteilung oder gab es die doch? #00:15:55-7#

KATHRIN Also ich würde sagen, am Anfang schon. Also jetzt gerade die ersten eineinhalb Jahre war ich zuhause mit unserer Großen und mein Mann war eben Ausbildung. Und auch im Studium war ich halt einfach flexibler. Das heißt, ich konnte zuhause bleiben, wenn die Kinder krank waren oder wenn mal ein Brückentag in der Kita war, konnte ich sie auch mal mitnehmen in die Uni oder so. Also es war kein Problem. Oder es war zumindest einfacher, als wenn mein Mann sich da jetzt freigenommen hätte. Aber wenn es jetzt gerade so Prüfungsphasen waren oder jetzt, wo ich auch die Bachelorarbeit geschrieben habe, da hat sich das dann aufgelöst. Also ich meine, da hat er sie dann auch mal ins Eltern-Kind-Büro sogar mitgenommen. Und im Haus halt, da macht er auch ganz viel. Also da ist es eigentlich eher fifty-fifty schon fast, würde ich sagen, ja. #00:16:49-9#

PETER Ich kann mir vorstellen, dass ihr als junge Eltern wahrscheinlich sehr vielen Menschen begegnet seid, die euch gutgemeinte Ratschläge geben wollten? #00:17:01-6#

KATHRIN Ja. (Lachen) #00:17:03-9#

PETER Wie seid ihr damit umgegangen? #00:17:06-4#

KATHRIN Also ich glaube, aus dem Familienumfeld war es jetzt nicht mehr, als dass es andere Eltern bekommen hätten. Wenn es jetzt direkt mir gegenüber war, ja, meistens hat man es einfach nur weggenickt, glaube ich. Ich erinnere mich jetzt, also da hat meine Mutter auch mir mal erzählt, wie eine Bekannte von ihr ihr gegenüber die Vorschläge gemacht hat, von wegen, was ich denn mit meiner Tochter tun sollte und so. Wo dann meine Mutter schon gedacht hat, also, gute Frau, krieg doch erst mal dein Leben auf die Reihe, ich glaube, (lachend) meine Tochter hat das besser im Griff. So ungefähr. Also, ja, ich glaube, man darf einfach nicht alles ganz so ernstnehmen. Und meistens ist es ja echt nur gut gemeint. #00:17:57-4#

PETER Eben. Also ihr habt das wohlwollend entgegengenommen und / (Lachen) #00:18:02-1#

KATHRIN Genau, und das, was man nicht brauchen kann, einfach so ein bisschen / #00:18:07-0#

PETER Ja, weil das kann auch sehr, sehr anstrengend sein, also wenn man dann permanent irgendwelche Ratschläge bekommt und das Gefühl hat, mein Gott, wir machen ja, wir haben das / #00:18:16-5#

KATHRIN Das kann auch einen verunsichern, klar. #00:18:17-5#

PETER Genau, gefühlt machen wir alles richtig, und dann kommen permanent irgendwelche Vorschläge, wie man es besser machen könnte. Dann hinterfragt man sich auch schon selber. #00:18:28-4#

KATHRIN Ja. #00:18:29-8#

PETER Ja. #00:18:30-5#

KATHRIN Aber ich glaube, das gilt für alle, dass man einfach von dem Gedanken wegkommen muss, dass es richtig und falsch gibt, sondern dass man es einfach so macht, wie es für einen passt oder für das Kind auch passt. Und dann macht man eigentlich nicht arg viel falsch. #00:18:43-5#

PETER Ja. Und was macht ihr bei verschiedenen Ansichten in der Erziehung? Es ist ja so, dass eben, du warst eine Weile daheim und dann bist du wieder studieren gegangen und dein Mann übernimmt das und wahrscheinlich machen es die Männer anders wie die Frauen, wie man mit dem Kind umgeht. Wie geht ihr damit um? #00:19:05-1#

KATHRIN Also glücklicherweise gibt es das nicht so oft, dass wir jetzt komplett unterschiedlicher Meinung sind. Ich glaube, es liegt daran, dass wir auch ähnlich erzogen wurden. Aber ich glaube, dass man es einfach ausdiskutieren muss. Also es führt halt kein Weg daran vorbei, man muss sich irgendwie einig werden. Und wenn es jetzt relativ kleine Sachen sind, dann kann man vielleicht auch damit leben und sagt, das ist einfach so, dass die Mama das anders macht als der Papa. Es sind ja unterschiedliche Leute, die auch unterschiedlich handeln dürfen. Aber ich meine, wenn es größere Sachen sind, dann muss man es einfach ausdiskutieren. #00:19:48-6#

PETER Und da würde mich eben interessieren, wie macht ihr das, angenommen, du merkst was, oh, mein Mann macht was, wo ich nicht so gut finde gerade. Wie macht ihr das in der Situation konkret? #00:20:03-3#

KATHRIN Also in der Situation konkret, wenn die Kinder dabei sind, dann lasse ich ihn meistens machen. Und dann halt hinterher versuche ich es irgendwie anzusprechen. Also ich versuche es meistens erst mal zu verstehen. Also oft ist es irgendwie, ist es nicht eine Bestrafung in dem Sinne, aber wenn er halt was nicht erlaubt, was ich nicht nachvollziehen kann. Oder so. Und dann frage ich halt, warum er das schlecht findet, wenn sie das machen durfte oder so was. #00:20:41-7#

PETER Also du versuchst sozusagen, so eine Hubschrauberebene einzunehmen und zu schauen, um was geht es da eigentlich? Also nicht die Handlung selber, sondern was ist das dahinter? #00:20:53-6#

KATHRIN Ja, also ich versuche einfach unsere Differenzen zu verstehen, glaube ich. #00:21:01-3#

PETER Spannend, ja. #00:21:02-7#

KATHRIN Ja. Oder oft versuche ich dann auch zu sagen, warum ich das jetzt nicht so schlimm finde, wenn sie das jetzt machen würde oder so. Ich meine, das ändert noch nichts daran, (lachend) dass wir dann unterschiedlicher Meinung sind, aber einfach, dass man weiß, warum man unterschiedlicher Meinung ist. Ja. #00:21:21-8#

PETER Ich kann mir vorstellen, dass ihr euch, als ihr erfahren habt, dass ihr Eltern werdet, euch angefangen habt vorzubereiten auf die Elternschaft. Und gab es dann nach der Geburt oder in den letzten Jahren einfach irgendwie eine Situation, wo ihr euch gefragt habt, also beziehungsweise euch gesagt habt, also das hätten wir so wirklich nicht erwartet? Wo völlig überraschend war? #00:21:48-0#

KATHRIN Ich weiß nicht, ob ich mir so konkrete Vorstellungen davor gemacht hatte, als dass ich jetzt danach aus allen Wolken gefallen wäre. (Lachen) (Ob ich so?) dachte, na gut, jetzt gucken wir mal, was auf uns zukommt. Ich glaube, das war mehr so meine Einstellung. Vielleicht eher nach unserem zweiten Kind. Weil man halt nach dem ersten dachte, na ja, das hat man jetzt schon mal durch, man weiß so in den Grundzügen, was auf einen zukommt. Aber mit dem zweiten Kind merkt man, na ja gut, es ist doch noch mal unterschiedlich, Kinder können doch unterschiedlich sein. (Lachen) #00:22:37-2#

PETER Ah, das ist noch spannend. Was war da der Unterschied, weil mir ging es vom zweiten auf das dritte Kind so. (Lachen) #00:22:44-6#

KATHRIN Also, ich glaube, es ist der größte Unterschied gerade in dem Schlafen. Also sowohl wir Eltern als auch die Große, wir brauchen relativ viel Schlaf. Und die Kleine irgendwie nicht so. (Lachen) Die ist jetzt ein gutes Jahr alt und wenn es interessant genug ist, dann macht sie auch mal keinen Mittagsschlaf so gefühlt. (Lachen) Und gerade, wenn ich dann mal eigentlich ein bisschen Zeit für mich gerne hätte, ist das halt dann anstrengend. Ja. Also das war so was, wo ich dann dachte, irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt. (Lachen) Genau. #00:23:23-1#

PETER Und dann anschließend die nächste Frage, die ich immer gerne stelle, ist, habt ihr euch schon mal gefragt in einer bestimmten Situation, so nach dem Motto, ist das bei anderen auch so oder ist das nur bei uns so? #00:23:34-9#

KATHRIN Ja, doch. Also ich glaube, da habe ich mich oft dann mit den älteren Eltern verglichen. Die Probleme, die ich jetzt habe, ist das jetzt wegen meinem Alter oder ist das einfach, weil es den anderen Eltern auch so geht? (Lachen) Also ich glaube, das habe ich mich schon oft gefragt. Einfach, weil auch so in meinem Kopf drin ist, du willst keine Teenie-Mom sein irgendwie so. Ich weiß, das sind so Vorurteile, die man halt aber trotzdem irgendwie in seinem Kopf drin hat und ich glaube, die sind schwer sowohl aus meinem Kopf als auch aus dem Kopf von anderen Leuten herauszukriegen. #00:24:15-0#

PETER Ja, das kann ich mir gut vorstellen, ja. Also das machen wir Menschen also nicht nur bei den Eltern so, sondern auch in Berufen, sodass wir uns immer vergleichen. Genau, das ist schon so, ja. Gab es ein Buch oder ein Hörbuch, was dir so in den Phasen während der Schwangerschaft oder dann auch, als das KInd klein war oder auch jetzt, wenn es größer im Kindergarten ist, wo dir geholfen haben, mit den Situationen besser umzugehen? #00:24:40-5#

KATHRIN Eigentlich nicht. Ich glaube, das war eher so das direkte Gespräch mit meiner Mutter. (Lachen) Also wenn ich daran denke, wie oft ich mit ihr telefoniert habe, um einfach nur zu sagen, was gerade los ist oder keine Ahnung. Oder auch meine Schwiegermutter dann, weil die ist Kinderkrankenschwester. Das heißt, wenn dann irgendeine Krankheit war oder wir nicht genau wussten, war erst mal (lachend) der erste Anruf bei meiner Schwiegermutter. Aber so ein Buch oder so jetzt eigentlich nicht. #00:25:15-0#

PETER Okay. Das ist ja direkt bei den Profis angezapft. (Lachen) #00:25:18-6#

KATHRIN (Lachen) So ungefähr, ja. #00:25:21-1#

PETER Okay, spannend. Ihr habt ja aus eurer Situation heraus, dass ihr jung Eltern geworden seid und festgestellt habt, dass es da im Umkreis gar nicht so viele junge Eltern gab, ein Projekt gestartet und das würde mich jetzt mal interessieren. Erzähl mal, was ist daraus geworden. #00:25:39-0#

KATHRIN Genau, also wir stecken noch in den Kinderschuhen. Aber, also wir haben „Young Parents Connect“ aufgebaut und das soll eben ein Netzwerk aus jungen Eltern werden, die halt früh Eltern geworden sind und sich mit anderen jungen Eltern vernetzen wollen. Und das soll irgendwann sowohl mal online als auch jetzt mal offline stattfinden. Das heißt, wir planen jetzt ein Wochenendcamp im März 2019, wo einfach so ein paar Familien dann zusammenkommen können, sich austauschen, Tipps geben, Erfahrungen teilen, so in die Richtung, genau. #00:26:20-0#

PETER Das finde ich nämlich ganz, ganz wichtig, deswegen begeistert mich das Projekt, sage ich mal, wirklich, weil das ist das Thema nicht nur bei ganz jungen Eltern, oder vielleicht da ein bisschen mehr, bei allen anderen Eltern ist auch dieser Austausch untereinander, und zwar nicht nur über das, was gut läuft, sondern auch über das, was nicht so gut läuft. Dass man merkt, aha, die anderen machen das so oder haben die Herausforderungen und bei uns ist es so. Also, dass man wie so aus diesem herauskommt so, wir machen es falsch oder wir sind verunsichert oder machen wir es richtig, sind unsere Kinder richtig oder sind wir richtig, oder? #00:26:54-3#

KATHRIN Genau, ja. Und manche Situationen sind dann halt einfach in jungem Alter anders als im älteren. Gerade mit der Ausbildung vielleicht noch nebenher oder dem Studium oder finanziell oder keine Ahnung was. Und deshalb ist halt einfach interessant, andere junge Eltern kennenzulernen und nicht nur ältere Eltern. #00:27:13-9#

PETER Genau. Also das sollte es meiner Meinung nach häufiger geben für alle Eltern. (Lachen) (unv.) Einerseits kann ich mir vorstellen, dass das wirklich so eine Zeit ist, wo man sich so aus dem Alltag rauszieht und sich da gegenseitig vielleicht auch so stundenweise die Kinder betreut, dass man auch Zeit für sich hat oder Zeit für das Gespräch oder wie auch immer. Und, um den Horizont auch zu erweitern. #00:27:37-0#

KATHRIN Ja, genau. #00:27:38-7#

PETER Das müsste eigentlich Pflicht sein. (Lachen) Aus meiner Sicht. #00:27:43-2#

KATHRIN Ja. #00:27:43-4#

PETER Schön. Und wie muss man sich das online vorstellen? Was plant ihr da? #00:27:47-7#

KATHRIN Na ja, also so konkret jetzt noch nichts, aber, genau, vielleicht machen wir jetzt für das Camp erst mal noch eine Facebook-Gruppe, wo man sich vorab schon mal so ein bisschen kennenlernen kann oder so. Aber so ganz konkret ist da noch nichts geplant. Mehr so Ideensammel-Phase. #00:28:06-6#

PETER Okay. Also ich werde auf jeden Fall den Link zu diesem Projekt unter dem Interview verlinken und auch darauf hinweisen, weil ich das wirklich sehr, sehr gut finde. Jetzt zum Abschluss eine Frage, die mich auch brennend interessiert, und zwar, was hast du von deinen Kindern gelernt? #00:28:24-4#

KATHRIN Ja, also ich würde sagen, das ist ziemlich viel. (Lachen) Also, ich glaube, dass man im Alltag ständig und überall lernt. Also mit den Kindern, würde ich sagen, dass ich Effizienz gelernt habe. Einfach, weil man nicht so viel Zeit hat und die Zeit dann halt irgendwie besser nutzen muss. Also vor allem jetzt in Bezug auf das Studium. Aber von den Kindern, würde ich sagen, also den Blick auf Dinge. Also die Logik von Kindern ist einfach so ganz anders als die von Erwachsenen. Was für Kinder klar erscheint, ist für Eltern oder für Erwachsene um die Ecke gedacht und was für Erwachsene eindeutig ist, ist für Kinder irgendwie nicht so logisch. Das fasziniert mich irgendwie. Also ich erinnere mich an die eine Situation, da hat unsere Tochter im Bad den Wasserhahn aufgemacht und ist dann zu uns ins Wohnzimmer und in die Küche gerannt gekommen. Ich so, sag mal, lauf mal zurück und mach den Wasserhahn wieder aus. Ist sie zurückgelaufen, hat ihn ausgemacht und kam heulend wieder. Und ich so, was ist denn jetzt los? Ja, ich kann das jetzt nicht testen. Und ich so, was willst du denn testen? Ja, ob wenn im Badezimmer das Wasser läuft, ob man dann in der Küche auch den Wasserhahn aufmachen kann. Ob da auch (lachend) Wasser kommt. Ich bin nie auf die Idee gekommen. Dann stand halt einer von uns im Badezimmer und hat da kurz den Wasserhahn aufgemacht und sie hat es dann in der Küche probiert und es ist Wasser gekommen und die Sache war erledigt. (Lachen) Einfach so. #00:30:14-0#

PETER Das ist ein wunderbares Beispiel für die kindliche Neugier, wie die Welt funktioniert. (lachend) Tatsächlich, das ist echt süß, ja. #00:30:20-6#

KATHRIN Genau. Ja. #00:30:21-5#

PETER Schön. Ich würde sagen, das war ein perfektes Schlusswort. (Lachen) So als Erlebnis, weil Kinder sind einfach fanstastisch. Sie nehmen die Welt einfach anders war und ich lerne heute noch von meinen Kindern in vielen Hinsichten, vor allem in der Hinsicht, im Jetzt zu leben. (Lachen) Da können wir uns wirklich eben eine Scheibe abschneiden. #00:30:50-9#

KATHRIN Ja. #00:30:51-9#

PETER Ja, liebe Kathrin, vielen Dank für deine Zeit und die Einblicke in euer Elterndasein. #00:30:57-5#

KATHRIN Ja, gerne. #00:30:59-0#

PETER Es war sehr, sehr spannend zu hören, wie das eben ist für junge Eltern, mit welchen Herausforderungen ihr da konfrontiert seid und ich wünsche euch für euer Projekt viel, viel Erfolg, dass ganz viele Eltern kommen, und zwar auch nicht nur junge, sondern vielleicht auch etwas ältere. (Lachen) Weil, vielleicht wäre das eine spannende Mischung. (Lachen) #00:31:18-4#

KATHRIN (lachend) Vielen Dank. #00:31:18-6#

PETER Ja. Und, ja, liebe Grüße nach Baden-Württemberg. (Lachen) #00:31:24-5#

KATHRIN Ja, (lachend) dankeschön. #00:31:26-5#

PETER Okay, ciao. #00:31:27-6#

KATHRIN Tschüß. #00:31:29-1#