Liebe Leserin, lieber Leser,

hier finden Sie das Grundverständnis unseres Denkens und Arbeitens. Dieses beruht auf den Erfahrungen von vielen prägenden Pädagogen und Therapeuten.

Viele dieser Ansätze wurden mittlerweile wissenschaftlich erprobt und bestätigt. Sie helfen uns das Familien-Zusammenleben maßgeblich zu verbessern, die Beziehungsqualitäten zu steigern und individuelles Wachstum zu ermöglichen.

14 Grundsätze

1. Eine gute gegenseitige Beziehung

Eine gute gegenseitige Beziehung zwischen den Eltern und zwischen den Eltern und den Kindern ist das wichtigste. Dazu gehört, dass sich das Elternpaar als Team versteht und auch in die Paarbeziehung investiert.

Der Leitgedanke unseres Blogs Beziehungs ABC heißt:

Eine glückliche Beziehung ist keine Glückssache.

Wenn wir den Fokus auf die Kinder legen sind wir überzeugt: Je besser es beiden Elternteile geht und je befriedigender die Paarbeziehung ist, desto besser ist es für die Kinder.

2. Eine bedingungslose Wertschätzung

Für eine gesunde Entwicklung eines Kindes sind folgende Werte ganz zentral: Geborgenheit, Sicherheit, bedingungslose Wertschätzung (eine Liebe und Wertschätzung also, die nicht an Bedingungen geknüpft ist) und Feinfühligkeit – also eine adäquate Wahrnehmung der Bedürfnisse des Kindes und das zuverlässige und angemessene reagieren darauf (vgl. Mary Ainsworth).

Diese Faktoren bilden den „sicheren Hafen“ und den Halt für das Kind (vgl. sichere Bindung nach John Bowlby).

3. Echtes Interesse

Durch das echte Interesse am Erleben des Kindes (des Gegenübers) ermöglichen wir Entwicklungs- und Wachstumsprozesse. Mit echtem Interesse pflegen und intensivieren wir unsere Beziehungen.

4. Vertrauen bilden

Durch eine stabile, vertrauensvolle und positive Beziehungsgestaltung ensteht Vertrauen. Dadurch lässt sich ein Kind besser begleiten, ist Kooperation möglich und Konflikte können angegangen und gelöst werden.

5. Gleichwürdigkeit

Die Begegnungen sind geprägt von Partnerschaftlichkeit und Gleichwürdigkeit (was nicht zu verwechseln ist mit Gleichberechtigung). Das bedeutet auch, dass Eltern ihre Erziehung immer wieder hinterfragen und Kinder in die Gestaltung und das Einhalten von Familienregeln (z. B. Familienkonferenz nach Thomas Gordon) altersangemessen miteinbeziehen. Das Kind hat dieselbe Würde wie eine erwachsene Person.

6. Kooperation

Das Zusammenleben und die Aufgabenbewältigung des Alltages erfordern die Kooperation zwischen den Eltern aber auch zwischen Eltern und Kindern. Dem Kind wird Mitverantwortung anvertraut und je älter, desto mehr auch zugesprochen. Durch die gleichwürdige Beziehung kann Kooperation gefördert werden.

7. Begleitung

Die Aufgabe der Eltern ist es, die Kinder zu begleiten, sie entsprechend ihrem Alter und individuellen Begebenheiten zu unterstützen, angemessen zu fordern, ihnen Erfolgserlebnisse zu ermöglichen und mit ihnen gemeinsam Misserfolge auszuhalten.

8. Bedürfnisse erkennen

Das Gegenüber und insbesondere das Kind verstehen zu wollen, ist ein hilfreiches Leitmotiv in Beziehungen. Insbesondere geht es darum zu verstehen, was die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes (allgemein des Gegenübers) sind. Damit lenken wir den Fokus nicht nur auf das Verhalten eines Menschen, sondern auch auf seine individuellen Grundbedürfnisse und sein eigenes, einzigartiges Erleben.

9. Emotionen gehören dazu

Gefühle gehören zum Menschsein dazu. Es ist für uns Menschen eine große Stärke und ein Vorteil in vielen Belangen, wenn wir unsere Gefühle wahrnehmen und benennen können. Kinder sollen ihre Gefühle zulassen dürfen; auch eher negativ bewertete Gefühle wie Angst, Trauer oder Aggression. Gefühle sind nie falsch (d. h. ich kann nie „falsch“ fühlen), das Kind muss aber lernen mit diesen Gefühlen umzugehen und diese angemessen auszudrücken. Ebenso wichtig ist, dass auch Eltern ihre Gefühle angemessen preisgeben dürfen und authentisch sein sollen.

10. Gute Kommunikation ist zentral

Kommunikation zwischen Menschen findet ständig statt. Selbst wenn wir nichts sagen, drücken wir sehr viel über unsere Körpersprache aus (vgl. Watzlawick). Insbesondere Kinder nehmen sehr viel wahr und lesen das Befinden der Eltern an deren Körpersprache ab. Auch daher ist ein offener, angemessener Umgang mit unseren Gefühlen / Befinden zentral. Zudem ist ein guter Kommunikationsstil das A und O aller Beziehungen. Damit lassen sich Missverständnisse eher vermeiden und Konflikte besser lösen (vgl. Schulz von Thun). Die Gleichwürdigkeit in der Beziehung drückt sich im Kommunikationsstil aus.

11. Erfahrungen sind die besten Wegweiser

Unser ganzes Menschsein ist durch Erfahrungen geprägt. Die Prägung durch Erfahrungen beginnt mit der Zeugung. Wir lernen auch am besten durch Erfahrungen (J. Dewey). Daher ist es unvermeidbar, dass unsere Kinder eigene Erfahrungen machen müssen um etwas zu begreifen und zu lernen. Wir können aber in einem gewissen Grade die Erfahrungen (v. a. im frühkindlichen Leben) aktiv positiv mitgestalten.

12. Loslassen können

Vertrauen in uns, in unsere eigenen Gefühle, Ressourcen und „Instinkte“ sind ebenso wichtig wie das Vertrauen in das Kind bzw. den Jugendlichen. Vertrauen bedeutet dann auch loslassen können, Kontrolle abzugeben und damit auch Autonomie (Selbstbestimmung) zuzulassen; selbst dann, wenn etwas nicht ganz unseren Wünschen und Vorstellungen entspricht.

13. Wille und Selbstbestimmung anerkennen

Jedes Kind hat seinen eigenen, individuellen Willen und eine Tendenz zur Selbstbestimmung. Als Eltern erleben wir die Konfrontation mit dem Willen des Kindes ab und zu als sehr anstrengend. Es geht darum zu begreifen, wie wichtig dieser Wille ist, und dass er auch nicht „gebrochen“ werden soll. Der Wille kann als Entwicklungsmotor verstanden werden und als Kraft für sich selber einzustehen. So gibt es beispielsweise bei jedem Kind auch einen eigenen Willen zum Lernen, der lediglich gefördert werden muss (vgl. J. Dewey).

14. Konflikte und Schwächen gehören dazu

Konflikte gehören dazu. Sie können als Chance verstanden werden und lassen Beziehungen wachsen. Damit ist auch gemeint, dass der Familienalltag oder Erziehung selten „einfach“ sind oder völlig stressfrei ablaufen.

Im Gegenteil phasenweise kann es sogar ganz schön anstrengend oder auch unbefriedigend sein. Das Zugeständnis von (eigenen und kindlichen) Schwächen lässt zu, dass man entspannter und toleranter miteinander umgeht und sich damit mehr auf die Stärken fokussieren kann.

Für Fachpersonen lässt sich in unseren Grundhaltungen unschwer das humanistische Menschenbild und unter anderem eine Erziehungsauffassung nach Carl Rogers erkennen.

In unseren Artikeln auf dem Blog Eltern ABC finden Sie diese Grundhaltungen wieder. Sie sollen deutlich machen, wie ein Zusammenleben mit Kindern mit diesem Verständnis möglich ist, wo wir aber auch an unsere Grenzen stoßen können.

Ihre

Sara und Peter Michalik