Frank Katzer

Ich hab meine Geduld in der neuen Vaterrolle mal ein bisschen üben können. Wo ich sonst sehr ungeduldig bin.

Frank erzählt im Interview

  • Wie er in die neue Vaterrolle reingewachsen ist.
  • Wieso sich der Lebenssinn für ihn total gewandelt hat.
  • Über seine grösste Herausforderung – Das Loslassen, um die Beziehung zu seinem Sohn nicht zu gefährden.
  • Wie er es schafft geduldig zu bleiben, obwohl er ungeduldig ist.
  • Und für welche Eigenschaft er seinen Sohn beneidet.

Aber jetzt endlich zum Podcast!


Frank Katzer: Musste erst in die neue Vaterrolle reinwachsen [004] jetzt hören

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Shownotes:

Frank Katzer ist Experte für Online-Sichtbarkeit. Er berät & coacht Kunden, damit sie online von den passenden Kunden gesehen und gefunden werden. Er bloggt unter http://www.internet-praxistipps.de für Selbständige zu Themen der Online-Sichtbarkeit .

Frank Katzer | Experte für Online-Sichtbarkeit

Ignaz-Weißmüller-Straße 9

36039 Fulda

http://internet-praxistipps.de

http://www.frank-katzer.de

 

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Ich lese lieber:

Transkript:

P: Mein heutiger Gast ist Frank Katzer aus dem schönen Fulda in Hessen. Ich kenne Frank aus der Online – beziehungsweise vor allem – aus der Online-Welt. So wie sich das für Online-Unternehmer gehört. Und umso mehr freut es mich, dass er als Mann und als Vater heute beim Eltern-Podcast dabei ist. Lieber Frank, ich würde gerne gleich los legen.

F: Sehr gerne. Danke für die Einladung zum Interview. Wie immer ein spannendes Thema.

P: Das finde ich auch. Erzähl uns doch erst mal wer Du bist, was Du machst, wie viele Kinder Du hast.

F: Also wer ich bin? Ich hab früher sehr viele – also jetzt beruflich, nicht, um damit mal anzufangen – viele – bin jetzt mittlerweile 45 – viele Webseiten gestartet für Kunden. Früher sehr viel Musik gemacht und produziert und sowas.

Auch diverse/ Alle möglichen Jobs gemacht früher. Aktuell bin ich mehr Berater so für Online-Marketing, Online-Sichtbarkeit, wie ich es nenne. Und einen Sohn habe ich (lacht), reicht auch vom Ding her, vom Engagement her. Das ist okay. Es müsste jetzt grad nicht mehr sein. Das würde ich – glaube ich – gar nicht gehändelt kriegen irgendwie vom Ding her. Ja.

P: Und wie alt ist Dein Sohn?

F: Der ist jetzt, nächste Woche wird er sechs. Also fünf ist er noch.

P: Aha. Das heißt, Du bist erst recht spät Vater geworden.

F: Das ist so. Ja. Das war eigentlich auch jetzt nicht verwirklicht, hat sich halt irgendwie ergeben. Ich habe mich nie in der Vaterrolle sehen können vom Ding her. Aber wie das so ist, man wächst halt in sowas dann rein, wenn’s soweit ist.

P: Mit 39, 40 erst Vater werden ist auch eine spezielle Herausforderung, finde ich. Wie war das für Dich?

F: Ja.

P: Es gibt junge Väter mit 20 oder es gibt Väter mit 30. Und es gibt Väter eben in der zweiten Lebenshälfte.

F: Ja. Ich denke mal so, Konditionsmäßig und so mitzukommen, da ich jetzt auch nicht der super Sportler bin, ist das schon auch körperlich, da kommt man da schon auch an seine Grenzen. Aber ich denke mal so von dem, mit welcher Einstellung man reingeht, ist man natürlich zwangsläufig ein bisschen reifer vielleicht in dem Alter.

Und überlegt sich schon andere Sachen. Bei mir hat’s halt auch so ein paar berufliche Sachen die ich dann hinterfragt habe. Wo ich mich dann im Laufe der Zeit auch verändert habe.

Wo ich gesagt habe, okay, irgendwann wägst du halt nur noch die Zeit ab und guckst, „Okay, mach ich jetzt den Kundenjob oder kümmere ich mich um den Kleinen?“ Weil irgendwann, dann ist es nicht mehr, dann bist du eben nicht mehr zwölf Stunden am Tag in der Agentur – oder zehn Stunden – sondern guckst auch nochmal eher, da ist ja jetzt jemand, der braucht auch nochmal ein bisschen anderen Input.

Und das hat dann schon einiges in Gang gebracht. Und ich denke mal, das ist – weiß ich nicht – wie das ist mit 25 oder so, oder mit 20. Aber da geht man natürlich schon nochmal ein bisschen anders an die Sache ran.

P: Da ist der Schwerpunkt einfach vielleicht noch woanders. Vielleicht mehr bei der Karriere oder?

F: Genau.

P: Und je älter man wird, umso mehr verlagert sich der Schwerpunkt. Oder? Richtung Kinder, Richtung erleben, eben was ist wichtig im Leben.

F: Genau. Das ist das Ding. Das ist aber der Werdegang, den man anscheinend immer haben muss, bis man irgendwann mit 40 merkt, okay, vielleicht gibt’s dann doch auch noch andere Sachen als sich in irgendeiner Firma zu Tode zu arbeiten.

Und irgendeinen Job für irgendjemand anderen zu machen. Und diese Trennung Privat-Arbeit und so weiter dann dauerhaft zu haben und sich immer nur auf Wochenende und Urlaube zu freuen, vielleicht gibt’s da auch noch was Anderes.

Aber es ist muss halt anscheinend immer dieser Weg sein. Es gibt immer welche, die sind mit 25 schon ein bisschen klüger in der Richtung – aber ich war das nicht.

P: Das sind nicht viele muss man sagen.

F: Ja.

P: Ich stell Dir mal die erste Hauptfrage, die mich am brennendsten interessiert. Was hat sich für Dich durch Deinen Sohn in Deinem Leben verändert?

F: Gut. Ich bin da nicht immer so besonders analytisch bei solchen Sachen und nicht besonders reflektiert. Klar hat sich der Lebenszweck so durchaus verändert. Also das, worauf man sich auch fokussiert und wo man hinschaut. Wo und wem man was mitgeben möchte. Das ist schon was anderes.

Früher hat man natürlich selber geguckt – oder in der Partnerschaft dann geguckt – wo soll es hingehen? Aber mittlerweile ist das so schon Zentrum vom Leben geworden, wo man schaut: Hoffentlich macht man hier nichts verkehrt. Und hoffentlich gibt man dem das mit, dass er früher oder später gescheit selber laufen kann.

Und Dinge selber gut beurteilen kann, ohne sich von außen alles Mögliche aufdrücken zu lassen. Also – und was ich ja schon gesagt hatte – eben, dass man selber auch ein bisschen die Zeit abschätzt, guckt, welche Zeit verbringe ich jetzt mit Arbeit oder mit irgendwas in der Richtung? Und welche Zeit verbringe ich dann mit dem Sohn und wie gestalte ich diese Zeit? Also, ja, also im Prinzip der Lebenssinn hat sich da für mich schon sehr umgekrempelt.

P: Aha.

F: Ganz klar.

P: Spannend. Und welche Auswirkungen hatte das auf Deine Partnerschaft? Dass jetzt auf einmal jemand Drittes dabei ist.

F: Wie soll man das sagen – du hast halt schon jemand anders vor erst mal dann natürlich eher aufs Gegenüber bezogen, auf die Partnerin und so – aber da ändert sich dann natürlich schon einiges.

Wo du sagst, okay, dann gerät man natürlich an verschiedenen – wo man sich ein bisschen uneinig ist, vorsichtig ausgedrückt – gerät man natürlich dann bei anderen Punkten dann schon mal aneinander.

Wo man guckt, was unternimmt man dann natürlich auch noch überhaupt noch als Paar? Wobei ich jetzt nicht so der super Unternehmungslustige bin. Und wo man natürlich auch wieder gucken muss, dass der Nachwuchs da nicht zu sehr dazwischen kommt. Ob das so ist oder nicht, das wüsste ich jetzt bei uns gar nicht zu beurteilen.

Also das ist nicht ohne. Wie man schon an meinem Stammeln merkt, ich bin da nicht so besonders durchdacht in der Richtung.

P: Habt Ihr da irgendeinen Trick, oder einen Tipp, wie Ihr euch die Paar-Zeit praktisch nehmt. Oder wie macht Ihr das?

F: Das ist im Moment, dadurch dass der Kleine wirklich sehr lange auch wach bleibt. Also er ist nicht besonders lange im Kindergarten, weil wir das – der geht in Waldkindergarten – und wir holen ihn aber schon recht früh auch wieder ab.

Das hat sich so ergeben, weil das so eine Fahrgemeinschaft ist. Dadurch ist er sehr viel da. Er ist noch nicht so viel bei Freunden unterwegs. Und dadurch hast du natürlich schon wenig Zeit, die dir jetzt zu zweit irgendwie groß gestalten kannst. Aber – wie gesagt – ich bin dann schon auch eher der, der dann eher wieder am Rechner sitzt oder an weiteren Sachen. Und irgendwie jede freie Minute dann für solche Sachen nutzt.

P: Ja.

F: Also da bin ich auch nicht so, dass wir jetzt hier die Quality-Time zusammen verbringen oder so. Da habe ich noch nicht so das richtige Konzept dafür.

P: Okay. Und wie geht’s Deiner Frau damit?

F: Ich denke ähnlich. Du merkst schon, ja, (lacht) (..) man muss halt echt gucken, dass man für sich selber auch noch ein bisschen Zeit findet. Und das ist mir halt wichtig, dass ich auch mal meine Ruhe habe wo ich nichts um mich rum habe. Wo nichts ist. Und da bleibt schon nicht wirklich viel Zeit zusammen übrig. Muss ich schon sagen.

P: Also mir geht’s so, dass ich merke, ich brauch irgendwie ein Gleichgewicht. Gleichgewicht zwischen Zeit für mich alleine, wo ich wirklich für mich sein kann und meine Bedürfnisse befriedige. Und dann Zeit wo ich mit meinem Kind – oder meinen Kindern beziehungsweise – und meiner Frau verbringe. Also ich muss es wirklich planen.

F: Ja

P: So komisch, wie sich das manchmal anhört. Wir machen uns Termine (lacht).

F: Ja. Wahrscheinlich geht’s nicht anders. Also so, wie ich es zumindest im Moment mache, ist es nicht so nicht optimal. Das ist ganz klar. Deswegen ist das vielleicht gar nicht so schlecht, das da ein bisschen strategischer anzugehen.

P: Was mich noch interessieren würde: Dein Sohn wird bald sechs, hast Du erzählt. Was war in dieser Zeit die größte Herausforderung für Dich?

F: Gut. Die größte Herausforderung ist eigentlich für mich jetzt in dem Zusammenhang immer die – auch wie eben das auch schon angeklungen hat – die Zeit aufzuteilen. Gerade als Selbständiger. Wenn du jetzt deinen Angestellten-Job irgendwo hast, dann sagst du okay, du hast deine festen Arbeitszeiten, dann ist das halt so. Wenn man das so machen möchte.

Und da hat man natürlich auch gute Ausreden: „Da ist Arbeitszeit, da muss ich dort sein und danach hab ich Feierabend.“ Als Selbständiger, wo ich sage, okay ich habe jetzt sehr viel, ich hab keine wirklich festen Arbeitszeiten. Außer wenn er jetzt im Kindergarten ist oder so. Und den Rest, den versuche ich mir dann wieder aufzuteilen, dass ich natürlich was mitkrieg. Und nicht erst mitkrieg, wenn er mit dem Mofa vom Hof fährt.

Sondern halt vorher die Entwicklung irgendwie mitzubekommen. Was mir aber auch nicht so leicht fällt, dass dann immer dann abzuschalten und zu sagen: „Okay, jetzt bin ich dann voll da, bei meinem Sohn. Oder voll bei der Arbeit.“ Das überschneidet sich schon sehr viel und das ist für mich die größte Herausforderung eigentlich, diese Trennung hinzukriegen.

Da müsste ich im Prinzip – wie Du sagst – auch wirklich mehr so einen Zeitplan einteilen, wo ich sage: „Jetzt bin ich drei Stunden halt mal nicht verfügbar“ oder so. Anders geht’s wahrscheinlich nicht. Und das hab ich mir noch nicht so richtig zurecht gelegt.

P: Und in dem Zusammenhang würde mich auch interessieren: Was für eine Rollenaufteilung habt Ihr. Wie viel Prozent arbeitest Du? Wie viel Prozent arbeitet Deine Frau? Oder wie macht Ihr das mit der mit der Erziehung, mit dem Kinderhüten?

F: Da gibt’s auch keine wirkliche Aufteilung. Also meine Frau arbeitet nicht. Das hat noch andere Gründe. Und da sind wir auch sehr ungeplant, wie da die Aufteilung ist. Aber – wie gesagt – ich möchte da halt auch viel mitkriegen. Ich möchte nicht nur wie jemand der sich in seiner Selbständigkeit dann halb zu Tode arbeitet, dann kaum verfügbar sein oder sowas.

Sondern ich möchte auch tagsüber was von ihm mitkriegen. Und auch Sachen unternehmen zu Zeiten, wo andere halt normalerweise arbeiten. Um einfach auch Zeit dann mit ihm zu verbringen und die Entwicklung halt da einfach mit zu bekommen. So richtige Aufteilung gibt’s auch da nicht. Das ist jeden Tag anders.

P: Du hast aber, so wie ich das höre, als Selbständiger wahrscheinlich mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung als wahrscheinlich jemand, der von neun bis sechs oder bis um fünf arbeitet?

F: Ja. Absolut. Und das ist auch mein Ziel, wo ich jetzt auch noch nicht so konsequent dran arbeite, aber da läuft’s früher oder spät drauf raus, also immer mehr. In vielen Sachen arbeite ich schon recht asynchron, also sprich, dass du halt nicht verfügbar sein musst, sondern viele Sachen dann abarbeitest und per Email oder Chat oder Sprachnachricht oder Video-Tutorial oder keine Ahnung, beantwortest.

So dass ich mir halt die Zeit einteilen kann und es dann egal ist, ob ich dann das was mittags um 14 Uhr mache oder abends um 23 Uhr was fertig mache.

Klar bleiben da auch mal Sachen länger liegen, wenn mich die Familie etwas mehr – das gibt’s auch natürlich. Aber da soll es eh mehr hingehen und auch in Richtung mehr Leistungen, die ich dann anbiete, die halt mehr produktmäßig sind. Also eben Online-Kurse oder Ebook oder was auch immer man da dann noch machen kann.

Um einfach diese eins zu eins-Geschichte ein bisschen mehr raus zu lösen. Ich hab noch ein paar direkte Beratungskunden natürlich auch. Das sind dann schon Zeitblöcke, die definitiv halt dann nicht, wo ich nicht verfügbar bin. Aber ich will schon wirklich da hin, dass ich sage, „Ich produziere im stillen Kämmerchen meine Produkte und möchte die verkaufen.“ Und möchte natürlich auch, bin noch so auf Social-Media und so weiter sehr präsent. Aber es soll da hingehen, dass ich wirklich einigermaßen, möglichst wenig feste Termine habe, damit ich halt das alles gut jonglieren kann.

P: Das ist ein ganz großer Vorteil von der Selbständigkeit, die man hat. Wenn man irgendwo in einem Büro oder in einer Firma arbeitet, wahrscheinlich nicht so möglich.

F: Genau. Ja.

P: Das heißt, es ist auch sinnvoll, dass man es auch nutzt, finde ich.

F: Ja, eben. Das trauen sich ja dann auch viele nicht. Also ich gehe schon seit einiger Zeit nicht direkt ans Telefon du das ist schon länger so und es geht trotzdem.

P: Okay.

F: Das heißt, ich ruf dann zurück, wenn’s passt. Zum Einen geht’s halt oftmals nicht, weil ich entweder nicht verfügbar bin oder weil ich halt grade an was arbeite, wo ich sage, „Okay, wenn das Telefon klingelt, heißt das nicht, dass ich unbedingt gleich drangehen muss.“ Das sind halt so Sachen, die hätte ich mir mit 25 dann auch nicht getraut.

P: Was mich noch interessiert. Warst Du bei der Geburt dabei?

F: Ich war dabei. Ja. Das war, das war ein Spaß. Ja. Wir haben in einem Geburtshaus angefangen und im Krankenhaus war es dann soweit. Also es war alles ein bisschen/ hat ein bisschen länger gedauert. Es war auch durchaus anstrengend und 35 Grad Celsius draußen.

Im Sommer eben. Und das war, das war schon ein Erlebnis. Ja. Hardcore.

P: Das glaube ich. Da stellt sich für mich immer die Frage, wie viel Geburt verträgt der Mann?

F: Ja. Das ist schon/ Das war schon echt/ Das war eine absolute Grenzerfahrung für mich sogar.

P: Und es scheint vielleicht auch ein bisschen tabu zu sein, auch darüber zu sprechen. Weil man sich heute fast nichts – oder als Mann – sich nicht traut zu sagen: „Ah, ich hab da Respekt davor bei der Geburt dabei zu sein.“ Und da auch zu sagen: „Nein, ich möchte das nicht.“ Und ich erlebe, dass es da wie so auch einen gesellschaftlichen Druck gibt, „Ja, Du MUSST dabei sein.“ oder? Das ist das Highlight schlechthin?

F: Haben wir jetzt in unserem Umfeld eher weniger. Aber da sind jetzt auch eher die Typen – sag ich mal – die eher auch dabei sein wollen. Weil zum einen haben wir halt auch – durch Geburtshaus und so weiter – eine Umgebung gewählt, wo wir sagen, „Das soll eher Wohnzimmermäßig sein.“

Aber es ist keine Krankheit, sondern es ist ein Kind was raus kommt. Diese ganze Industrialisierung von der Geburt und es muss immer Arzt und alles muss 100 Mal gecheckt sein und sowas, ist schon ziemlich krank, wie die Entwicklung ist. Natürlich gibt’s Fälle, wo du vorher auch schon merken kannst, okay, Krankenhaus wäre besser weil. Aber das war bei uns jetzt nicht der Fall.

Und deswegen wollten wir das eigentlich unbedingt so machen. Letztendlich ging es auch groß ohne Hilfsmittel, aber es war halt recht lang. Dadurch war es ganz gut, dass das dann nochmal im Krankenhaus dann zu Ende gemacht worden ist. Es war also jetzt kein Kaiserschnitt oder irgendwas, sondern schon eine normale Geburt.

Aber es hat halt alles ein bisschen länger gedauert. Der wollt nicht so ganz raus und da mussten wir dann doch ein bisschen nachhelfen. Aber es war nur manuell.

P: Es ist so, dass es in unserer Kultur oder in unserer Gesellschaft recht viel Vorbereitungen auf die Geburt selber gibt. Also es gibt Vorbereitungskurse, und was weiß ich, was es nicht alles gibt. Gymnastik für Männer wie für Frauen. Aber dann passieren doch, wenn das Kind auf der Welt ist, passieren Dinge, die hätte man so nicht erwartet. Obwohl man sich wahrscheinlich viele Bücher studiert hat. Sich gut vorbereitet hat und trotzdem gibt es immer wieder Überraschungen, die die Kinder mit sich bringen. Gibt es so etwas bei Dir, wo Du sagst: „Das hätte ich SO nicht erwartet.“?

F: Ja. Das geht vielen anderen auch so – dass man/ Dass ich halt sehr an meine Grenzen gekommen bin. Entweder dass da halt nachts dann halt alle zwei, drei Stunden in der Wohnung auf und ab läufst und so. Damit der Kleine wieder einschläft und so. Wobei der war da schon einigermaßen pflegeleicht. Aber vielleicht glorifiziere ich das nur im Nachhinein.

Das weiß ich jetzt nicht mehr ganz so genau. Aber da sind – also generell, jetzt wo er auch größer ist – und wo er eine eigene Meinung hat und so. Und wo du partout im Prinzip nichts da dran machen kannst, dass er jetzt das so macht, wie du es gerne hättest, das ist schon grenzwertig. Wobei ich mir bei vielen Sachen, die mich nerven, immer vor Augen halte: „Okay, der macht vieles zum ersten Mal, woher soll er wissen, wie das ist? Oder der möchte bestimmte Dinge halt erfahren und – weiß ich nicht – wenn er sich mit seinem Kindergarten-Kumpels halt auch mal die Köpfe einschlägt, dann ist gehört das halt dazu.

Die müssen halt auch wissen: Was kann ich machen? Was tut wie weh? Und, aber gut, da sind viele Sachen, wo ich mir sage, „Okay, der woher soll er wissen wie es zu sein hat und woher soll/ Warum sollte ich hier jetzt den mega Druck aufbauen, damit er bestimmte Dinge macht.“ Ich meine, wir haben immer so einen Kampf beim Zähneputzen und so Geschichten, wo ich sage, okay da haben wir irgendwie noch nicht den richtigen/ Da haben wir noch nicht den richtigen Zugang dazu gefunden.

Das ist immer ein Kampf, das durchzusetzen, dass er das tut. Da sind einfach viele Sachen, wo du irgendwann aber auch loslassen musst, bevor du deine Beziehung zum Kind da durch so einen Quatsch dann halt vermurkst. Und da musst es halt irgendwie versuchen, anders zu lösen. Oder man putzt ihm halt selber noch länger die Zähne, oder, nicht.

Weil bei manchen Stellen muss man es halt gucken, dass man sich nicht selber das Leben schwer macht und irgendwie die Beziehung dann extrem leidet durch solche Banalitäten. Oder ja.

Oder ich meine, wenn der irgendwo sitzt und 20 Mal an einen Blecheimer klopft mit dem Fuß, das kann halt auch cool klingen, wenn man es noch nie gemacht hat im Leben vorher. Und dann muss man nicht gleich beim dritten Mal sagen: „Hör auf.“

P: Also so wie ich höre, braucht es auch ein bisschen Flexibilität?

F: Ja, absolut. Ich hab mit dem Begriff „Erziehung“ ja generell so ein bisschen ein Problem. Ich denk mal, das Wichtige ist, dass du denen so ein bisschen ein Gefühl dafür mit gibst: Was ist richtig, was ist falsch? Dass der dann natürlich trotzdem gern mal Sachen machen, die man so nicht machen würden, gehört auch dazu. Solange sie selber wissen: „Okay, normalerweise darf man das nicht.

Ich bin jetzt aber mal so frech und mach’s trotzdem.“ Das finde ich ja wieder okay, weil sie es dann selber so ein bisschen einordnen können. Er hat jetzt gerade im Moment sehr viel Spaß auch mit diversen Vokabeln, wo ich sage: „Okay, das muss man jetzt nicht andauernd sagen.“ aber okay, sagt er halt weil es halt cool ist bestimmte Begriffe zu sagen.

P: Genau. Das ist so die Entdeckungsreise, (lacht) eben mal was Verbotenes zu tun.

F: Ja. Genau. Das/ Du merkst ja auch, wie sie es sagen.

P: Und wie sie einen angucken, oder? So: „Hören sie das auch, dass ich sage.“ Wird das wahrgenommen oder?

Du hast erwähnt, Du bist nicht so/ Oder mit dem Begriff „Erziehung“ hast Du so, vielleicht auch, ein eigenes Verhältnis dazu. Wie macht Ihr das, zusammen mit Deiner Frau, wenn Ihr verschiedene Ansichten habt? Zum Thema Erziehung

F: Schwierig. Ja. Gut. Wie gehen wir damit um? (lacht) Es gibt dann schon Situationen, wo man sich dann halt partout gar nicht einig wird. Ich bin aber auch jetzt nicht jemand, der der Meinung ist, man muss immer an einem Strang ziehen. Natürlich darf man jetzt nicht das Kind völlig verwirren irgendwie.

Aber kriegt ja auch selbst mit, dass bestimmte/ Dass jeder eine andere Meinung zu einem bestimmten Thema hat. Und bei der Oma darf er wieder ganz andere Sachen, als bei uns jetzt. Und die Mutter erlaubt andere Sachen als der Vater und sowas. Also solange es nicht so ganz grundsätzliche Sachen sind, finde ich das auch nicht besonders dramatisch.

P: Okay. Ich erlebe das so, dass Kinder natürlich genau wissen – wie Du sagtest – „Bei der Oma darf ich das, bei Mama und bei Mama und Papa das“ und sie versuchen natürlich, das Beste für sich raus zu holen. Logischerweise. Und das ist eigentlich auch, wenn man es so sieht, recht gesund.

F: Ja. Ich hoffe. Was anderes würde ich jetzt auch gar nicht hinkriegen. Weil du kriegst ja auch nicht im Vorfeld jede Situation durchgespielt. Und für jede Situation hast du so die eine Linie.

P: Mhm (bejahend)

F: Ja. Ich denk mal, das kriegt man auch nicht immer hin.

P: Gibt es irgendwelche Fähigkeiten oder Stärken die Du – dadurch, dass Du jetzt Vater geworden bist – neu entdeckt hast oder entwickelt hast?

F: Ach. Ich hab meine Geduld mal ein bisschen üben können. Wo ich sonst sehr ungeduldig bin. Aber ansonsten, so Fähigkeiten? Ja gut, ich hab mich – wie gesagt, wie ich vorhin schon gesagt hab – ich hab mich nie/ ich hätte mich nie in einer Vaterrolle gesehen.

Also auf jemanden aufzupassen und für jemanden dann einzutreten bei irgendwelchen Sachen, das bin ich für mich selber nicht so gewohnt. Für den Sohn ist es irgendwie einfacher, Dinge, ja, anderen gegenüber durchzusetzen. Aber, ja, also Geduld ist – glaub ich – so das Vorrangige Ding, wo man selber einfach sagt, okay das dauert jetzt halt so lang und dann ist das halt so. Und dann lässt man bestimmte Sachen einfach los. Und dann ist das halt so jetzt gerade. Und früher hätte ich mir da mehr Stress gemacht, glaube ich. Und das ist schon was, was da jetzt dazu gekommen ist.

P: Also da kann man ruhig auch selber dran wachsen, an den Kindern, finde ich. Geduld ist etwas, was man, ja, auch lernen kann.

F: Ja. Muss. (lacht) Sonst machste dir ja nur unnötig Stress. Das bringt nichts.

P: Genau. Was war für Dich so in den letzten Tagen oder Wochen das Schönste, was Du mit Deinem Sohn erlebt hast?

F: Das ist für mich immer sehr schwierig da zu sagen, „Was ist ein super schöner Moment?“ Also was mir generell – wo ich wahrscheinlich immer nur lächelnd in der Ecke stehe und das für andere vielleicht ein bisschen komisch aussieht – wenn er halt zum einen sich mit anderen Kindern unterhält. Oder wenn du einfach merkst, okay, der ist jetzt grade im Flow und macht was wo er viel Spaß hat.

Und wo du dann einfach nur einen halbe Stunde lang dastehen kannst und zugucken kannst, wie das in dem Alter noch super funktioniert. Dass die eine Sache machen und der Rest ist sowas von völlig egal, dass du fünf Mal den Namen sagen musst, bis er irgendwann reagiert. Weil er halt so tief in dem gerade drin ist was er macht. Das finde ich halt immer besonders faszinierend, dass die Kleinen das halt so können.

Und das nicht so dieses ganze durchgerattere, was man als Erwachsener so hat. „Was hab ich gestern gemacht, was mach ich morgen? Und was muss ich übermorgen noch machen?“ Dass das bei denen halt, bei den Kindern halt, nicht da ist. Die sind halt in dem Moment und dann ist gut. Und der Rest ist egal.

Und auch dieses, dass Dinge halt dann viel dramatischer ausgedrückt werden, das hat man sich als Erwachsener auch/ Gut, vor der Supermarktkasse sich auf den Boden schmeißen wird sich auch nicht so gut machen. Aber du stehst einfach noch in dem Alter für das ein, was du gerne machen möchtest. Und was du überhaupt nicht machen möchtest. Und als Erwachsener ist man da ein bisschen zu zu abgestumpft geworden. Wobei es da gut wäre, wenn man – denk ich mal – viele Sachen nochmal ein bisschen deutlicher zum Ausdruck bringen würde, was man denn möchte und was man nicht möchte.

P: Mhm (bejahend) Ich denke eben, da sind Kinder wirklich Profis, „im Moment leben“, also in dem Augenblick, den wirklich voll einzutauchen. Ja. Das bewundere ich immer wieder.

F: Ja. Das sind so einfach die Momente, wo ich auch/ Da gibt’s jetzt nichts, was ich jetzt besonders/ Ich meine, wenn mal irgendein witziger Spruch wieder rausgehauen wird, wo du denkst „Okay“ dann merkst du erst mal wo er die letzte halbe Stunde drüber nachgedacht hat. Da sind dann schon lustige Sachen dabei. Aber jetzt und das sind vornehmlich die Momente, wo man so, wo er sich unbeobachtet fühlt und wo man einfach guckt, wie der so was er so macht. Und das finde ich dann schon sehr faszinierend immer. Kann man sich wieder auf viele Sachen zurück besinnen, die man verloren hat.

P: Okay. Gibt es irgendein Buch oder Hörbuch, oder ein Podcast, wo Du sagst: „Das hat mir wirklich was gebracht.“?

F: Bücher haben wir viele. Aber gelesen hab ich nicht wirklich in irgendeinem davon. Es sind meistens mehr so Impulse, die ich jetzt hier gerade auch auf Facebook oder in diversen Blogs mitbekomme. Da hab ich jetzt aber auch nicht wirklich was Konkretes.

Wir haben im Vorfeld ja mal kurz über den, der Fabian Grolimund, das finde ich sehr toll, was der macht für Kinder. Um einfach auch Eltern da ein bisschen vielleicht entspannter auf die Sachen gucken zu lassen. Ansonsten, viele Dinge, die man sich so zusammen zieht, wo man denkt, okay ich bin hier nicht allein auf dem Trip, wo ich sage okay, den lass ich auch mal ein paar Sachen machen. Natürlich gehört dann auch dazu, wenn man morgens mal aufwacht und er hat vorher die Acrylfarbe entdeckt und da ist der Frühstückstisch halt samt den Sachen die drauf stehen, grün.

Flippst du dann aus oder bleibst du entspannt? Das Ausflippen bringt dann eh nichts mehr und an sich sieht’s ja cool aus, es ist halt nur ein bisschen ungünstig, dass man da alles sauber machen muss.

P: Genau.

F: Also bei so Sachen bleib ich dann doch sehr entspannt. Und ich merke halt, dass ich dann nicht ganz allein bin, dadurch dass ich halt auf Facebook und so weiter Leute sehe, die da auch eine andere Haltung zu haben, als man es eigentlich so gelernt hat.

P: Und wie machst Du das, diese Entspanntheit und diese Kraft oder diese Ruhe zu tanken, damit Du so lässig mit dieser Situation umgehen kannst?

F: Naja, ich überleg mir, wie cool man das auch finden kann, wenn man jetzt nicht als Erwachsener da drauf guckt. Und nicht, ich meine, das ist halt ein Experimentieren und ein Machen. Und solange es das Haus nicht abfackelt. Die Acrylfarbe kriegste dann auch irgendwann wieder ab. ich meine, es gibt jetzt immer noch Ecken, die sind immer noch grün, aber das gehört halt dann dazu.

Und eigentlich, oder wenn ein Glas runter fällt, oder irgendwas kaputt geht. Wenn ich überlege, was ich früher alles kaputt gemacht hab und angezündet hab, da, ja, dann denkt man auch, okay, lässt ihn halt mal machen. Er weiß ja selber jetzt dann, dass es vielleicht nicht ganz so optimal war. Und deswegen muss man nicht dann völlig zusammenpfeifen irgendwie. Wegen sowas.

P: Ja. Das finde ich schön. Das würde ich jetzt gerne so als Abschluss also stehen lassen. Wir sind nämlich bei den fast 30 Minuten angelangt.

F: Mhm (bejahend)

P: Frank, vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast. Und von Deinen Erfahrungen aus Deinem Familienleben mit Deinem Sohn erzählt hast.

F: Sehr gern.

P: Das finde ich immer wieder schön zu hören, wie es eben anderen Vätern und Müttern geht. In den Shownotes zu dem Podcast werden wir Dich alles verlinken, was es zu Dir zu wissen gibt.

F: Gerne.