Kinder richtig erziehen IKinder richtig erziehen: Im Artikel „Die Schattenseiten von Lob und Belohnung“ haben Sie erfahren, dass Lob und Belohnung auch unangemessen sein können und Schattenseiten mit negativen Auswirkungen haben können. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Belohnung und Lob sein sollten, damit diese ihre Wirkung nicht verfehlen.

Wie sollte Belohnung oder Lob sein, damit diese wirksam sind?

  • Belohnung und auch Lob sollten möglichst bewusst eingesetzt werden. Das Kind soll sofort nach dem erwünschten Verhalten verstärkt werden, damit dem Kind die angenehme Konsequenz als Folge seines Verhaltens bewusst wird.
  • Eine Belohnung darf in Aussicht gestellt und somit einen Anreiz geben werden, das erwünschte Verhalten zu zeigen. Sie darf aber nie vor dem gewünschten Verhalten gegeben werden.
    (Typische Situation im Einkaufszentrum: Wenn du schön brav bist, kriegst du ein Brötchen. Wenn das Brötchen aber bereits in der Hand des Kindes ist, bevor der Einkauf fertig ist, muss man sich nicht wundern, wenn das Kind eine weitere „Belohnung“ einfordert, wenn wir an der Kasse stehen, wo all die verlockenden Artikel auf Kinderaugenhöhe ausgelegt sind).
    Das Kind kann durchaus lernen auf seine Belohnung zu warten und seine Bedürfnisse aufzuschieben bis es das gewünschte Verhalten (fertig) gezeigt hat. Dies ist dann auch ein weiterer Erfolg, den man auch so benennen und loben darf.
  • Die Ausführungen im Artikel Die Schattenseiten von Lob und Belohnung machen deutlich, dass eine zu häufige Belohnung oder ein Belohnen von selbstmotivierten und selbständigen Verhaltensweisen mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Studien konnten zeigen, dass das gewünschte Verhalten vor allem dann langfristig gezeigt und aufgebaut wird, wenn man ab und zu, aber nicht immer belohnt (wird in der Fachsprache auch intermittierende Verstärkung genannt).
  • Gut bewährt und wissenschaftlich hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bestätigt, haben sich sogenannte Verstärkerpläne (2 Verstärkerpläne finden Sie weiter unten). Dabei geht es darum, dass wir ErzieherInnen eine Verhaltensweise oder einen Erziehungsbereich (z.B. selbständig fürs Bett bereit machen oder „anständig“ essen) festlegen und möglichst genau beschreiben, wie das gewünschte Verhalten aussehen sollte.
    Bitte legen Sie sich zunächst auf einen Bereich fest, der Ihnen sehr wichtig ist. Es können nicht alle Ziele gleichzeitig erreicht werden! Möglichst mit dem Kind zusammen sollte besprochen und in einem verbindlichen „Vertrag“ schriftlich festgehalten werden, wie das gewünschte Verhalten bzw. das (Erziehungs)Ziel aussehen sollte.
    Das Festlegen des Wunschverhaltens alleine kann bereits sehr hilfreich sein, da ausgesprochen wird wie das Zielverhalten aussehen müsste (nicht nur: Tu das oder jenes nicht). Das Kind kriegt dann jeweils einen visuellen Verstärker (am besten einen hübschen vom Kind ausgesuchten Aufkleber), den es auf den Plan (Tabelle) aufkleben darf.
    Nach einer gewissen Anzahl Kleber kriegt das Kind einen ebenfalls vorher festgelegten, attraktiven Verstärker (von Vorteil sind Belohnungen, bei denen das Kind Zeit mit Ihnen verbringen darf: Z.B. einen Kinofilm schauen, einen Ausflug machen).
    Der Plan wird weitergeführt und die Anzahl Kleber bis zur nächsten Belohnung allmählich ausgedehnt. Der Vorteil der Kleber liegt darin, dass für das Kind sofort visuell sichtbar wird, dass es einen Erfolg erreicht hat.

Wichtig ist, dass kein Kleber weggenommen werden darf (Erfolge nicht rückgängig machen!) und man auch etwas geduldig oder hartnäckig dran bleibt bis die Belohnung erreicht wird. Scheint es für das Kind unerreichbar, müssen kleinere Schritte (einfacheres Ziel oder weniger Kleber bis zur Belohnung) eingeführt werden.

Welche Alternativen haben wir?

Was sollten wir beachten?

Kinder richtig erziehen –

Besser als Belohnung oder Loben ist:

Ein Erfolgserlebnis in Aussicht zu stellen.

  • Wir können und sollen den Kindern / Jugendlichen helfen selbständig erfolgreich zu werden und zu sein (Artikel: Erfolgreiche Kinder). Wenn das Kind erleben darf, dass sein Verhalten zu einem Erfolg führt, dann steuern diese Erfolgserlebnisse das Verhalten des Kindes. Wichtig dabei ist, dass das Kind nicht verlernt stolz auf sich zu sein, wenn es etwas schafft (z.B. zum ersten Mal alleine Einkaufen geht). Gefühle wie Stolz, Befriedigung, Freude sind wichtige Belohnungssysteme. Diese motivieren zu einem ähnlichen Verhalten in Zukunft.
  • Aktives Zuhören: Das sogenannte Aktive Zuhören kann uns helfen die Gefühle des Kindes herauszuhören und zu verstärken. Das was ich beim Kind erlebe und von ihm höre, wird in eigenen Worten nochmals ausgedrückt. Das Kind erfährt so Einfühlungsvermögen und Aufmerksamkeit. Auch dazu ein Beispiel: Das Kind meint sichtbar stolz „ich hab jetzt mein Zimmer aufgeräumt“. Die Mutter könnte darauf sagen: „das freut dich jetzt, nicht wahr?“
  • Ich-Botschaften: Ein Lob ist eine Du-Botschaft, in der über den anderen eine Mitteilung gemacht und geurteilt wird. Besser wären aus den oben ausgeführten Erklärungen aber Ich – Botschaften, in denen der Erzieher mitteilt, was er fühlt und denkt. Also statt zu sagen: „Jetzt warst du aber ein braves Kind“ wäre es viel besser wenn man ausdrückt: „Es freut mich, dass ich den Nachmittag mit meinen Freundinnen geniessen konnte, weil du so schön gespielt hast.“ Oder „Mir gefällt diese Zeichnung sehr gut, weil sie so farbig ist und etwas fröhliches ausdrückt“.

Was ist das Ziel?

Letztlich geht es also darum, dass wir Lob und Belohnung gezielt und bewusst einsetzten, uns aber vor allem damit beschäftigen, welche Ziele und Absichten wir mit diesen Methoden erreichen möchten und uns auch fragen, ob unsere Erwartungen an das Kind bezüglich seines Verhaltens angemessen sind.

Im Artikel „Erfolgreiche Kinder“ wird zudem deutlich, wie wir unsere Kinder sonst noch unterstützen können. Der wichtigste Tipp vorweg: Freuen Sie sich mit Ihrem Kind, denn Ihre Freude und Ihr Stolz bedeuten Ihrem Kind besonders viel!

Ihre

Sara Michalik


VERSTÄRKERPLÄNE

2 Verstärkerpläne als PDF

2 Verstärkerpläne als DOCX (zum Verändern)


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