Was Eltern über Erziehung erzählen:

Was Eltern ueber Erziehung erzaehlen

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

So banal wie sich dieses Sprichwort anhört, so treffsicher ist es und so trifft es auch auf die Elternrolle zu. Es kann sein, dass es Eltern gibt, die intuitiv alles richtig machen. Seien Sie aber sicher: Es ist nicht die Mehrheit. Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Eltern erst mit der Erziehung befassen, wenn sie ein Kind erwarten.

Eltern können nicht von Anfang an Profis im Erziehen sein, sie können aber Profis werden, wenn sie nicht den Anspruch haben von Anfang an und immer alles richtig machen zu wollen.

Es gibt keinen „Elternführerschein“ und wahrscheinlich wird es ihn nie geben, auch wenn es im Elternalltag vom Vorteil wäre. Die allermeisten Eltern wollen „gute Eltern“ sein und sind bereit zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Vielleicht ist deshalb der Ratgebermarkt im Bereich Erziehung so riesig. Das große Angebot an Ratgebern kann verunsichern und das Kind, um das es eigentlich geht, mit seinen individuellen Merkmalen in den Hintergrund stellen.

Wir haben über 150 Eltern befragt, was sich in ihrem Leben durch Kinder verändert hat und was werdende Eltern unbedingt wissen sollten.

Die befragten Eltern wollten werdenden Eltern folgende Botschaft mitgeben:  „Vertraut auf die eigene Intuition“.

Ratschläge, auch wenn sie gut gemeint sind, können auch Schläge sein!

Es geht es darum, den Weg zu finden, der Sie dabei am meisten unterstützt zum Experten für das eigene Kind zu werden. Wie gesagt, niemand kann oder weiß von Anfang an alles – das ist in der Erziehung genauso wie in allen anderen Bereichen. Geben Sie nicht sofort auf, wenn etwas nicht funktioniert.

Und vor allem, und das ist ganz wichtig: Kinder sind nicht aus Zucker, sie halten mehr aus als wir glauben. Auch wenn Sie mal etwas falsch machen, ist es wichtiger sich dessen bewusst zu werden, den möglichen Fehler (vgl. auch typische Erziehungsfehler) anzunehmen und es das nächste Mal anders zu versuchen, anstatt sich Vorwürfe zu machen.

Wie sehr wir manchmal an uns selber zweifeln, und wie wir aus diesem Teufelskreislauf der hohen Erwartungen ausbrechen können, lesen Sie in folgendem Artikel: Bin ich eine gute Mutter?

Bin ich eine gute Mutter

Im Endeffekt werden Sie feststellen, dass Sie das Meiste von Ihren eigenen Kindern lernen.

Scheuen Sie sich aber auch nicht Hilfe zu holen. Das können Fachbücher sein, Gespräche mit Freunden und/oder Unterstützung von den eigenen Eltern.

Eltern raten Eltern 3DCover frei 2Was Eltern über Erziehung erzählen und zu anderen wichtigen Themen rund um das Elternwerden sagen, das haben wir in unserem Buch ÜBERRASCHUNG, 150 Eltern packen aus – Die grössten Herausforderungen und die besten Strategien, damit Elternschaft gelingt, zusammengefasst.

In diesem Buch sind Erfahrungen von Eltern in wörtlichen Aussagen wiedergegeben. So kommt zum Ausdruck, worüber zum Teil kaum gesprochen wird.

Aus den offenen und authentischen Aussagen der Eltern ist ein Buch entstanden, in dem die Botschaften der Eltern wörtlich und in Zitatform aufgenommen wurden. Ein Buch von Eltern für Eltern also.

Ein kleiner Einblick in dieses Buch bekommen Sie durch diesen Artikel. Denn ein Thema, dass sich als zentral herauskristallisiert hat, wenn es um die Frage geht, was zum Elternwerden dazugehört: Erziehung.

Schauen Sie sich das Video zum Buch an!

Was Eltern über Erziehung erzählen: Erziehen ist schwierig

Einige sprechen sehr offen aus „wie schwierig Erziehung ist“.

Manche wünschen jungen Eltern sehr direkt „holen Sie sich die Informationen und die Unterstützung, die ihr als Familie braucht. Wir Eltern müssen nicht alles können!“

Ich war als junge Mutter selber überrascht von Freunden mit älteren Kindern zu hören, dass sie auch schon einen Elternbildungskurs besucht haben: „Was die?! Die wirken doch so kompetent!“ Ja, das wurden sie, immer mehr.

Seien Sie sich also bewusst: Viele holen sich Unterstützung, auch wenn nicht alle darüber sprechen.

Bei unserer anonymen Online-Umfrage gab es verschiedene Wortmeldungen, die bestätigen, dass sich Eltern „externe Hilfen“ holen und viele riefen auch ganz explizit dazu auf.

Die problematische Seite an diesem Thema ist, dass wir Eltern vor lauter Ratgeber manchmal den Zugang zu uns und unserem Kind verlieren. Gerade bei großer Unsicherheit kann es vorkommen, dass wir nach mehr Sicherheit in Ratgebern suchen und uns dann sehr pflichtbewusst und strikt an die Vorgaben dieser halten.

Dabei „verkrümmen“ wir uns selber aber so sehr, oder die eigene Intuition wird so stark unterdrückt, dass es erst recht “schiefgehen“ muss.

Interessant, aber nicht erstaunlich, ist also die wiederholte Wortmeldung in die Richtung:

„Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl, niemand kennt Ihr Kind so gut wie Sie“

„Verlassen Sie sich als erstes auf Ihr Bauchgefühl als auf die vielen Ratschläge von überall her“

Das Thema Vertrauen ist in erzieherischer Hinsicht tatsächlich sehr zentral. Es geht dabei aber nicht nur darum, auf sich selber mehr zu vertrauen, sondern auch darauf zu vertrauen, dass die eigenen Kinder eine gute Entwicklung machen werden.

Eltern sollten „Vertrauen zu sich und den Kindern haben, auch wenn das nicht immer einfach ist“

Vertrauen haben bedeutet auch Zutrauen, (Mit) Verantwortung übergeben und somit die Selbständigkeit der Kinder zu fördern. Lesen Sie dazu auch den Artikel Verantwortung übernehmen ist schwer – Verantwortung abgeben umso mehr!

Verantworung uebernehmen

Was Eltern über Erziehung erzählen: Hilfreiche Unterstützung

Gute Ratgeber und Berater bauen darauf auf, die Kompetenzen und Ressourcen von Eltern zu stärken, ihnen mehr Sicherheit zu vermitteln und sich nicht als „bessere Eltern“ zu verkaufen. Da nicht jedes Kind gleich funktioniert oder gleich ist und auch wir Eltern sehr unterschiedlich sind, gibt es nicht den einen richtigen Weg oder die eine auf alle Familien passende Lösung.

Es gibt aber manche Empfehlungen, die sich gut bewährt haben und die evtl. auf Ihre Anliegen gut passen. Und es gibt Erfahrungswerte was tatsächlich problematisch oder gar schädlich für ein Kind sein könnte. Von diesen Erfahrungen sollte man profitieren.

Denn Erziehung ist letztlich tatsächlich eine „Erfahrungssache“. Wir lernen an und von unseren eigenen Kindern am meisten! Wir können aber durchaus von den Erfahrungen anderer Eltern und Fachpersonen profitieren. Erfahrene Eltern raten jungen Eltern, „dass Eltern bei Problemen professionelle Hilfe beanspruchen können“ und

„nehmt alle Hilfe an, die ihr bekommen könnt – seid nicht zu stolz Unterstützung anzunehmen oder Freunde zu fragen“.

Hören Sie sich verschiedene Seiten oder konkrete Vorschläge von verschiedenen „erfahrenen“ Personen / Fachpersonen an, holen Sie sich weitere Ideen ein und informieren Sie sich über zentrale Entwicklungsschritte beim Kind.

Setzen Sie aber nur das um, was Ihnen persönlich auch plausibel klingt und sich „gut anfühlt“. Dann müssen Sie aber „dranbleiben“ und daran „glauben“. Keine Änderung kommt sofort; Verhaltensmuster (z.B. Einschlafen lernen) müssen umgelernt werden und Lernen braucht Zeit!

Wenn sich nicht sofort etwas ändert, beweist das noch lange nicht, dass die Methode nichts taugt. Es zeigt aber unter Umständen auf, dass Sie selber zu wenig in die Erziehungsmethode vertrauen.

Sehr entlastend kann folgende Erfahrung sein:

„Kinder ertragen mehr als man ihnen zutraut“

Es ist in der Tat erstaunlich, wie widerstandsfähig Kinder sein können. Viele Fehler verzeihen sie uns vollumfänglich und einige familiäre Krisen können sie ohne größere Folgen überstehen. Zentral dabei ist, dass wir ihnen einen sicheren Hafen bieten und ihnen unsere bedingungslose Liebe signalisieren.

Wenn Sie mehr dazu lesen möchten, dann empfehlen wir Ihnen den Artikel: Wie erziehe ich mein Kind richtig. Bitte nicht allzu perfekt – Scheitern gehört dazu!

Wie erziehe ich mein Kind richtig

Was Eltern über Erziehung erzählen: Gemeinsames Erziehen fordert die Partnerschaft!

Ein weiterer Aspekt, auf den viele Eltern angesprochen haben, ist der Punkt, dass das „gemeinsame Erziehen die Partnerschaft stark belasten“ kann. Wir werden dabei sehr stark von unserer Herkunft und eigenen Kindheitserfahrungen geprägt.

So ein Fazit einer Mutter:

„Diskussionen betreffend Erziehung sind emotional“

Ein Vater meinte, dass er nicht erwartet hätte, „wie anspruchsvoll gemeinsames Erziehen ist (Stichwort: solidarisch bleiben)“. Und eine Mutter musste erstaunt feststellen, „dass wir überhaupt nicht die gleichen Erziehungsmethoden haben“. Dies führe nach ihrer Aussage zu Streit.

So erlebte scheinbar eine weitere Mutter, dass die unterschiedlichen Erziehungsauffassungen Auslöser für ihre Scheidung war.

Fatalerweise löst sich dieses Problem mit der Scheidung in keiner Weise, denn man bleibt auch dann noch Eltern von gemeinsamen Kindern, wenn man geschieden ist! In der Tat müssen praktisch ständig gemeinsame Erziehungshaltungen gefunden werden.

„Bestimmte Sachen müssen neu definiert werden, z.B. wie denkt man über Kindererziehung“

Sind die Erziehungsstile und –ansichten zu unterschiedlich, kann dies eine Paarbeziehung stark belasten. Da braucht es viele Gespräche und notfalls auch professionelle Beratung.

Natürlich geht es nicht darum vollständig gleicher Meinung zu sein, aber wie der Vater erwähnt hat, ist eine gewisse Solidarität auf der Elternebene Voraussetzung für das Gelingen der Erziehung. Schlimmstenfalls führt es dazu, dass ein Elternteil ausgeschlossen wird und sich die Kinder mit dem anderen Elternteil verbünden.

Und daher raten Eltern und Fachpersonen

  • Sie müssen nicht von Anfang an alles können; haben Sie Geduld mit sich und auch mit dem Kind. Je entspannter Sie sich fühlen, umso einfacher fühlt sich Erziehung an.
  • Vernetzen Sie sich mit anderen Eltern und tauschen Sie sich über das Erlebte aus. Sie werden sehen, den anderen Eltern geht es oft sehr ähnlich.
  • Holen Sie sich Hilfe. Viele Institutionen sind nur dafür da, Sie als Eltern zu unterstützen.
  • Vertrauen Sie in sich und in Ihr Kind und lernen Sie zu unterscheiden, ob es die Situation ist oder das Kind, welche stressig ist. Kinder möchten Ihnen in der Regel nichts Böses, auch wenn es sich manchmal so anfühlt.
  • Wechseln Sie in eine Beobachterrolle, wenn etwas nicht so läuft und versuchen Sie das Bedürfnis des Kindes zu verstehen. Es kann sehr entlastend sein, wenn man versteht, warum ein Kind sich so oder so verhält.
  • Unterstützen Sie sich als Paar unbedingt gegenseitig. Solidarität auf der Paarebene ist ganz zentral.
  • Sie müssen sich nicht immer einig sein, einen Konsens zu finden, kann aber für alle sehr hilfreich sein. Wichtig ist vor allem in zentralen Punkten (Medienkonsum, Taschengeld, Mitarbeit im Haushalt, usw.) eine gemeinsame Erziehungshaltung gegenüber dem Kind zu vertreten.
  • Sprechen Sie über unterschiedliche Erziehungsansichten und finden Sie gemeinsame Kompromisse. Oft gibt es nicht nur einen richtigen Weg. Schlecht ist jedoch, wenn sich die Eltern nicht mehr gegenseitig unterstützen.
  • Die Zeit der Erziehung ist ein fortlaufender Prozess und kein starres Gebilde. Dieser Prozess ist selten konfliktfrei. Seien Sie sich dessen bewusst, dass gehört dazu.
  • Denken Sie darüber nach, welche Grundhaltungen Ihnen persönlich am wichtigsten sind und bleiben Sie nicht nur an unangenehmen Details im Erziehungsalltag hängen (z.B. die Jacke hängt noch immer nicht am richtigen Ort oder das selbständige Zähneputzen gelingt noch immer nicht).
  • Es kann in der Erziehung sehr entlastend sein, wenn man immer wieder bewusst wahrnimmt was gut geht, was funktioniert und weniger darauf fokussiert ist, was (noch) nicht gut geht.
  • Werden Sie sich Ihrer Stärken bewusst und nehmen Sie die Stärken des Partners wahr. Setzen Sie diese Stärken ein; vielleicht ist ein Partner kommunikativer und führt die Gespräche in der Schule, der andere ist dafür geduldiger bei der Unterstützung der Hausaufgaben.

Ihre

Sara & Peter Michalik