Eva Dorothe Schmid

Also es gibt schon den einen oder anderen Verwandten, der da so der Ansicht ist, Mensch, dein Mann verdient viel mehr als du, du sollst ihm den Rücken freihalten, was willst du denn arbeiten, die Kinder brauchen die Mutter.

Dorothée erzählt im Interview:

  • Der Aktionsradius wird auf einmal viel kleiner.
  • Von Fernbeziehung zur Familie.
  • Auf einmal ist mehr Chaos im Leben und in der Wohnung.
  • Also ich dachte immer, dass mir spätestens nach sechs Monaten die Decke zuhause auf den Kopf fällt.
  • Der Job war mir früher wahnsinnig wichtig, ich habe mich sehr darüber definiert. Durch die Kinder haben sich sogar beruflich ganz neue Perspektiven geöffnet.
  • Die Vorstellung, wenn man das Kind zu oft in den Arm nimmt, dann würde man sich einen Tyrannen heranziehen, das finde ich ganz schlimm. Die Erkenntnis, ein Baby kann man nicht verwöhnen, das sollte sich viel mehr durchsetzen. (Attachment Parenting)

Aber jetzt endlich zum Podcast!


Eva Dorothe Schmid: Attachment Parenting – Kinder kann man nicht verwöhnen[013] jetzt hören

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Shownotes:

Mamaclever ist ein Blogazin rund ums (erste) Kind. Mamaclever ist so was wie die gut informierte Freundin werdender oder schon gewordener Eltern und gibt fundierte Antworten auf alle Fragen, die Eltern umtreiben. Außerdem findet man dort Tipps zu allem, was mit Babys und Kleinkindern zu tun hat, Erfahrungsberichte und leicht nachmachbare DIY-Ideen.

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Dorothée’s Büchertipps:

Babyjahre


Ich lese lieber:

Transkript:

PETER: Mein heutiger Interviewgast bei Elternpodcast ist Dorothee aus Hamburg. Hallo Dorothee. #00:00:08-6#

EVA DOROTHE: Hallo Peter. #00:00:10-1#

PETER: Erzähle uns doch erst mal wer du bist, was du machst und wie viele Kinder du hast. #00:00:15-3#

EVA DOROTHE: Also ich heiße Eva Dorothee Schmied, ich bin 39 Jahre alt, wohne in Hamburg und ich habe zwei Kinder. Mein Sohn ist vier Jahre alt und meine Tochter wird jetzt in ein paar Tagen ein Jahr. Ich bin Journalistin und das auch mit Leib und Seele.

Und in meiner Elternzeit habe ich ein Onlinemagazin ins Leben gerufen, das heißt Mamaclever und das ist so inzwischen bisschen mein drittes Baby. Das ist so ein Blogazin, wo ich versuche alle Fragen, die sich so rund um das Kind stellen zu beantworten, gut recherchiert zu beantworten. #00:00:47-5#

PETER: War das inspiriert durch das Kinderkriegen/ #00:00:51-4#

EVA DOROTHE: In gewisser Weise, ja. Ich hatte früher schon mal überlegt mal so einen Blog zum Thema Heiraten zu machen, dachte dann mit dem Thema Hochzeit hast du keine Lust dich jahrelang zu beschäftigen. Und als ich dann in Elternzeit war, merkte ich es sind wahnsinnig viele Fragen, die sich einem plötzlich stellen und dann recherchiert man im Internet und das ist gar nicht so einfach dann gute Information zu finden, weil vieles einfach PR, Werbung/ und in Foren wird alles Mögliche behauptet.

Und dann dachte ich mir, naja, wenn ich als Journalistin die Sachen für mich recherchiere, dann kann ich sie auch für andere aufschreiben. Und ja, das ist natürlich schön, wenn man sich mit Sachen beschäftigt, die einen auch privat interessieren. Dann macht man das natürlich gerne, als wenn man sich jetzt mit irgendwelchen Themen beschäftigt, die einen aber eigentlich gar nicht so tangieren. #00:01:32-6#

PETER: Also ja, finde ich eine gute Idee, also wenn man sowieso in dem Metier tätig ist, als Journalistin, dann das selber in die Hand zu nehmen. Macht auch Sinn. #00:01:40-5#

EVA DOROTHE: Ja. #00:01:41-7#

PETER: Genau. Ja, was hat sich für dich durch deine Kinder in deinem Leben verändert? #00:01:47-4#

EVA DOROTHE: Ja. Also so der Aktionsradius ist ein bisschen kleiner geworden. Früher war man so in der ganzen Großstadt unterwegs, jetzt ist eher so die Nachbarschaft, wo man so unterwegs ist. Es ist mehr Chaos im Leben und also auch in der Wohnung. Man hat weniger Zeit für sich selbst und natürlich auch weniger Zeit für den Partner. Man ist viel mehr draußen. Man schläft weniger. Aber irgendwie ist man zufriedener, weil Kinder dem Leben natürlich irgendwie nochmal einen ganz anderen Sinn geben und man wahnsinnig viel zurückbekommt. #00:02:21-5#

PETER: Und wie ist das mit dem Berufsleben? Hat sich da für dich was verändert? #00:02:26-2#

EVA DOROTHE: Ja, da hat sich sehr viel für mich verändert, weil bei mir ist es noch so, dass mein Job in einer anderen Stadt ist. Mein Mann und ich, wir hatten eine Fernbeziehung, bis mein erster Sohn geboren wurde. Das haben wir dann geändert. Nur ist es jetzt so, dass mein Job in Berlin ist und ich in Hamburg wohne. Und zwischen den Kindern habe ich dann zwei Tage die Woche dort gearbeitet aber das mit dem Pendeln ist natürlich nicht so der Hit.

Der Job war mir früher wahnsinnig wichtig, ich habe mich sehr darüber definiert und inzwischen haben sich die Prioritäten so verschoben. Und eigentlich haben sich durch die Kinder neue Perspektiven, auch beruflicher Art, ergeben.

So ein bisschen notgedrungen wurde ich gezwungen auch mal jetzt was anderes zu machen und zu überlegen, was könnte man denn noch beruflich machen und habe da mit diesem Onlinemagazin auch was gefunden, was mir wahnsinnig viel Spaß macht, was mich total befriedigt und was man auch total gut mit der Familie vereinbaren kann.

Das ist einfach viel schöner, wenn man sein eigener Herr ist und das flexibel machen kann, wann es gerade hineinpasst, als wenn man so einen nine-to-five Job hat, wo man wirklich immer gucken muss, wie kriege ich das hin mit der Kinderbetreuung. #00:03:31-3#

PETER: Okay. Und wie machst du das mit deinem Partner? Funktioniert das gut, dass du dann zwei Tage weg bist und kann er das übernehmen von seinem Job her oder/ #00:03:42-3#

EVA DOROTHE: Ja, das hat gut funktioniert und das war auch sehr schön, weil es dadurch mehr Papa-Zeit gab. Das ist nur so, mein Mann arbeitet nicht in Hamburg direkt, sondern ein bisschen außerhalb, das heißt, er hat einen relativ langen Fahrweg. Und er hat einen Job, wo er sich das selbst ganz gut einteilen kann.

Also wo ihm niemand sagt er muss jetzt dann und dann zum Meeting – er legt die Meetings selber fest. Aber er hat halt sehr viel zu tun und mehr als zwei Tage wäre definitiv nicht möglich. Das würden wir nicht hinkriegen. Also das mit den zwei Tagen, dass er den kleinen in die Kita brachte und abholte, das klappte. Aber mehr wäre schwierig so. #00:04:20-5#

PETER: Okay. Ja, das ist natürlich auch ein Glücksfall, dass es so geht, weil oft ist es ja so, dass es bei den Männern nicht geht, dass sie reduzieren können oder dass sie Teilzeit arbeiten können. Und das ist eine Herausforderung, finde ich. #00:04:32-9#

EVA DOROTHE: Ja. Also er kann nicht die Arbeit reduzieren, er kann auch keine Elternzeit nehmen, weil er einen Dienstvertrag hat. Aber da er Geschäftsführer ist, kann er halt so ein bisschen selbst/ dann macht er halt abends mal was oder am Wochenende. Also niemand, der ihm vorschreibt, er muss jetzt da sein. Aber er hat halt sehr viel zu tun und muss es dann halt irgendwann anders machen, was natürlich auch zu Lasten der gemeinsamen Zeit geht. #00:04:57-3#

PETER: Ja, klar. Was war für dich die größte Herausforderung in Bezug auf Kinderbekommen oder Kinder haben? #00:05:04-8#

EVA DOROTHE: Dass man einfach nicht mehr so selbstbestimmt ist. Dass man nicht mehr einfach sein Leben so leben kann, wie man gerade möchte, sondern dass man immer irgendwie gucken muss, wie passt das mit den Kindern. Weil wenn man über deren Bedürfnisse hinweg geht, dann rächt sich das einfach. Dann ist es für alle unentspannt und dann hat man auch nicht mehr/ also nicht viel Spaß und ist unentspannt.

Ja, das war eigentlich so die größte Umstellung, dass man plötzlich nicht mehr einfach sagen kann, ich gehe jetzt abends mal irgendwie mit Freunden was trinken oder ich fahre mal dort zu dem Kongress oder mache mal diese Pressereise, sondern dass man immer irgendwie gucken musste, wie kriegt man das mit den Kindern unter einen Hut. #00:05:49-3#

PETER: Ja. Und wie hast du das für dich gelöst? Also diese, wie du sagst, ich war nicht mehr selbstbestimmt oder bin nicht mehr selbstbestimmt, so wie früher, wie gehst du damit um, für dich? #00:05:58-6#

EVA DOROTHE: Also ich finde das hilft wahnsinnig sich zu sagen, das ist nur eine ganz, ganz kurze Zeit aufs Leben gesehen, wo man wirklich so zurückstecken muss, der Kinder wegen, wo man sich einschränken muss und das geht eigentlich total schnell vorbei. Und in ein paar Jahren trauert man der Zeit wahrscheinlich hinterher, wo sie noch so klein waren, weil man sie dann irgendwie als Teenager kaum noch zu Gesicht bekommt. Ich meine, ich habe eher spät Kinder bekommen, ich habe dafür auch wahnsinnig viel erlebt, wahnsinnig viel gemacht.

Und in ein paar Jahren ist das alles auch schon wieder anders und man kriegt so viel zurück und wenn man sich einfach immer wieder sagt, Mensch, das sind jetzt nur ein paar Jahre, wo das anstrengend ist aber das wird alles wieder anders. Und wenn man keine Kinder hätte wäre das ja schade auch später mal, wenn man alleine ist und keine Familie hat. Dann hilft das doch manchmal, wenn man ein bisschen frustriert ist. #00:06:49-7#

PETER: Genau. Du hast erzählt, dass du dich recht gut vorbereitet hast vorher, während der Schwangerschaft (oder? #00:06:55-2#) auf die Kinder, hast du recherchiert, was gibt es da. Gibt es etwas, wo du jetzt im Nachhinein sagen kannst, das hatte ich wirklich so nicht erwartet? #00:07:06-5#

EVA DOROTHE: Also ich dachte immer, dass mir spätestens nach sechs Monaten die Decke zuhause auf den Kopf fällt und ich unbedingt wieder arbeiten möchte. Das war dann nicht so. Das hätte ich nicht gedacht, dass ich das auch genieße mal nicht zu arbeiten und zuhause zu sein. Also ich war (unv. #00:07:27-3#) zwei Jahre in Elternzeit/ gut, ich habe natürlich auch frei einiges gemacht, mein eigenes Projekt. Aber das hätte ich vorher nicht gedacht, dass das okay wäre für mich. Und was ich auch nicht erwartet hätte, dass man plötzlich so nah am Wasser gebaut ist, dass einem auch Schicksale von anderen Kindern viel, viel näher gehen und man doch sehr viel betroffener davon ist, wenn man selbst Kinder hat. #00:07:52-8#

PETER: Also die Empathie wurde größer für Ereignisse, die man außerhalb sieht oder wie meinst du/ #00:08:00-8#

EVA DOROTHE: Ja. Die Empathie wurde auf jeden Fall größer. Ja. #00:08:04-8#

PETER: Okay. Gibt es eine Fähigkeit oder eine Stärke, die du durch deine Kinder entwickeln konntest oder neu entdecken konntest? #00:08:13-1#

EVA DOROTHE: Geduld, würde ich mal sagen. So sich in Geduld üben, geduldiger zu sein ist sicher das eine. Und ich glaube, ich hatte schon immer Organisationstalent aber das kommt jetzt doch nochmal ganz anders zum Tragen, wenn man so die ganze Familie irgendwie managed, organisiert. Weil wir auch viel machen, auch reisen und da muss man schon irgendwie so ein bisschen gucken, dass man alles auf die Reihe kriegt, damit nicht alles im Chaos endet. #00:08:41-4#

PETER: Jetzt stelle ich mir das mal vor, wenn man vorher nicht so viel Geduld hatte und sich jetzt in Geduld üben muss, dass es da doch die eine oder andere Herausforderung gibt, die man vielleicht/ Ja, es wäre schön, wenn du uns ein Beispiel geben könntest, wo das für dich so/ vielleicht wo du an deine Grenzen gekommen bist. #00:09:01-9#

EVA DOROTHE: Wenn das Kind einen Trotzanfall hat irgendwo im Einkaufszentrum oder in der Öffentlichkeit so, dann ist es auch so, dass wenn man erkennt/ also tief durchatmen, es bringt jetzt nichts auch noch zu schreien, sondern lieber ruhig und gelassen zu bleiben.

Und wenn man einfach weiß, was dahinter steckt, wenn man sich damit ein bisschen beschäftigt hat und nicht gleich in diese alten Erziehungsmuster zurückfällt, die man vielleicht selbst von seinen Eltern erlebt hat oder die man auch teilweise bei anderen noch sieht, ja, dann ist das sicher hilfreich.

Oder auch einfach mal, man möchte eigentlich schnell nach Hause aber das Kind bleibt alle paar Meter stehen aber dann einfach zu sagen, Mensch, was soll es, die Sonne scheint, dann sind wir jetzt einfach draußen, der Weg ist das Ziel, die Wäsche oder so kann warten. #00:09:51-2#

PETER: Okay, ja. Was macht ihr, wenn ihr verschiedene Ansichten habt in Erziehungsfragen? Wie regelt ihr das? #00:09:59-9#

EVA DOROTHE: Die haben wir eigentlich gar nicht so. Also das sind nur Kleinigkeiten und dann reden wir einfach darüber und meistens lässt sich mein Mann dann überzeugen, weil ich wahrscheinlich die bin, die sich mehr damit beschäftigt und mehr informiert und eben dann auch das ein oder andere vorlese und zeige und eigentlich ist das kein großes Konfliktthema. #00:10:21-9#

PETER: Genau. Du hast vorhin erzählt, dass ihr eure Beziehung verändert habt wegen der Kinder. Das heißt, ihr habt eine Fernbeziehung geführt und seid dann zusammengezogen. Wie war das? Was waren da die größten Knackpunkte? #00:10:37-7#

EVA DOROTHE: Also das war super, dass wir endlich zusammen/ also dass es das Kind/ dass ich schwanger war und es mit dieser Fernbeziehung nicht so weiter konnte, weil das schon viel zu lange so war und das hat eigentlich sich alles zum Positiven geändert. Wir hatten acht Jahre lang eine Fernbeziehung und das war halt schwierig, dass beide in einer Stadt einen Job haben und deswegen lief das so lange. Und wir waren total froh, dass wir dann endlich zusammen wohnten, weil das so viel mehr Lebensqualität ist einfach. Und das war eigentlich völlig problemlos. Wir waren sehr dankbar, dass wir das jetzt endlich hatten so. #00:11:19-3#

PETER: Das hast du vorhin erzählt, dass du durch das Pendeln/ und jetzt habt ihr zwei Kinder, dein Mann arbeitet auch recht viel, wie macht ihr das, wie nehmt ihr euch die Zeit als Paar, wie schafft ihr das euch da zu finden? #00:11:33-1#

EVA DOROTHE: Also wir gucken, dass wir ab und zu mal meine Schwägerin einspannen zum Babysitten, dass wir so Geburtstage, Hochzeitstage, dass wir da auch immer den Opa fragen oder die Tante oder einen Babysitter, ob sie auf die Kinder aufpassen, dass man da dann wirklich mal zu zweit essen geht.

Meine Mutter kommt manchmal für ein paar Tage, das nutzen wir dann auch, um mal zu zweit durch die Stadt zu bummeln, mal wieder ins Kino zu gehen. Aber man muss schon gucken, dass man das wirklich regelmäßig macht, weil wenn niemand da ist, der von selbst sagt, soll ich mal die Kinder nehmen, dann hat man natürlich auch ein bisschen Scheu ständig zu fragen, kannst du mal auf die Kinder aufpassen. #00:12:17-6#

PETER: Was glaubst du woran das liegt, dass man diese Scheu hat? #00:12:20-4#

EVA DOROTHE: Man möchte vielleicht den anderen nicht zur Last fallen, die auch ihr Leben haben, wo manches anstrengend ist und schwierig. Und ja, die Tante ist halt kinderlos, die kann das wahrscheinlich auch gar nicht so nachvollziehen, wie viel das für Eltern wert ist, wenn sie mal irgendwie einen freien Abend haben so. Man möchte es halt auch nicht überstrapazieren. #00:12:50-5#

PETER: Okay. Gibt es irgendeine Situation, wo ihr euch oder wo du dich gefragt hast, ist das bei anderen auch so? #00:12:58-7#

EVA DOROTHE: Ich erlebe das eigentlich ständig, dass es bei anderen auch so ist, wie bei uns. Wenn man auch im Urlaub ist und dann mitkriegt, wie sich da die Kinder verhalten, wie da die Kommunikation zwischen Eltern ist oder im Freundeskreis. Eigentlich habe ich nicht so das Gefühl, dass nur bei uns irgendwas so ist, sondern ich glaube alle Eltern haben so ähnliche Probleme und ja, wenn man mit Freundinnen spricht, merkt man eigentlich schon, dass man nicht alleine ist. #00:13:31-2#

PETER: Genau. Ich glaube das ist der wichtige Punkt. Wenn man mit Freundinnen spricht oder auch Freunden oder anderen Vätern, das ist glaube ich ein ganz, ganz wichtiger Hinweis, weil viele Eltern tun das nicht oder erzählen sich nur die guten, schönen Seiten und kommen dadurch so ein bisschen in Stress oder unter Druck, wenn das Kind mal eben anders reagiert, wie erwartet. Und das ist so auch das Anliegen, warum wir diesen Podcast machen, da das Fenster so ein bisschen zu öffnen. #00:14:00-5#

EVA DOROTHE: Ja. #00:14:02-0#

PETER: Genau. Gibt es irgendein Buch oder ein Hörbuch, was dir geholfen hat während der Zeit jetzt mit den Kindern wo sie klein waren? Weil da sind ja immer wieder neue Sachen, die auf einen zukommen. Auch wenn man sich gut informiert, passieren Dinge, die man vielleicht eben/ wo man überrascht ist oder? #00:14:20-6#

EVA DOROTHE: Also ich finde das Buch Babyjahre von Remo H. Largo sehr nützlich, weil es einfach sehr sachlich aufzeigt, wie verschieden sich Kinder entwickeln und was man von einem Kind in welchem Alter erwarten kann. Das ist eigentlich auch so ziemlich der einzige Ratgeber, den ich wirklich gelesen habe. Ich glaube sonst ist es auch einfach gut viel auf seine Intuition zu hören. Und natürlich lese ich im Internet sehr viel, was weiterhilft. So gerade so Thema Erziehung und auch so ein bisschen zu hinterfragen, dass was uns unsere Eltern vielleicht teilweise vorgelebt haben oder wie die es gemacht haben. #00:15:02-6#

PETER: Also, wie meinst du das, was die Eltern vorgelebt haben? Dass man die Prägung, die man mitbringt oder/ #00:15:07-2#

EVA DOROTHE: Nein, nein. Also wie man ein Kind erzieht oder mit Kindern umgeht hat sich ja schon ein bisschen geändert. Also ich bin da auf diesen Begriff Attachment Parenting, also bindungsorientierte Erziehung. Dass man ein Kind nicht schreien lässt, dass man ein Kind nicht verwöhnen kann, dass ein Kind seine Eltern nicht ärgern will, indem es jetzt eine Trotzanfall hat, sondern was da alles dahinter steht, dass man da/ Also ich glaube da weiß man einfach heute mehr und da haben sich auch die Ansichten, wie man mit Kindern umgeht geändert. #00:15:39-8#

PETER: Ja, das stimmt. Ja. Was sollten deiner Meinung nach werdende Eltern unbedingt wissen? #00:15:46-9#

EVA DOROTHE: Also ganz wichtig finde ich eigentlich, dass es so was, was in Deutschland oder im deutschsprachigen Raum sehr verbreitet ist, diese Angst, man könnte ein Baby verwöhnen, ich finde werdende Eltern sollten unbedingt wissen, ein Baby kann man nicht verwöhnen, dem kann man gar nicht genug Liebe geben und Geborgenheit. Das ist irgendwie diese Vorstellung, wenn man das Kind zu oft in den Arm nimmt, dann würde man sich eine Tyrannen heranziehen, das finde ich ganz schlimm und das sollte sich noch viel mehr durchsetzen, die Erkenntnis, ein Baby kann man nicht verwöhnen. #00:16:22-1#

PETER: Was glaubst du woher diese Angst kommt, dass das passieren kann? #00:16:26-4#

EVA DOROTHE: Ich glaube das ist halt historisch bedingt durch/ Ja, es gab ja, seit diese Johanna Haarer, die einen Babyratgeber zur Nazizeit geschrieben hat, der bis in die achtziger Jahre sehr verbreitet war im deutschen Raum. Und die hatte halt so ein Menschenbild, das Kind ist ein Tyrann, wenn man nicht von Anfang an guckt.

Da sollte man das Kind im eigenen Zimmer, gleich nach der Geburt schlafen und schreien lassen und es bloß nicht (verzärteln? #00:16:54-5#), bloß nicht verwöhnen. Und so was wurde von Generation zu Generation halt weiter gegeben und ist auch so eine typisch deutsche Angst, man könnte ein Baby verwöhnen, was in anderen Ländern überhaupt nicht/ also womit sich die Eltern da gar keine Gedanken machen. Das hat glaube ich historische Gründe. #00:17:10-7#

PETER: Okay. Ja, ich finde da hat sich schon einiges verändert in den letzten Jahren, dass man wirklich immer mehr dazu übergangen ist, dass man merkt, je mehr Bindung, je mehr Nähe, umso besser geht es dem Kind. #00:17:21-9#

EVA DOROTHE: Ja. #00:17:23-1#

PETER: Genau. Gibt es etwas, wo du von deinen Kindern gelernt hast? #00:17:28-1#

EVA DOROTHE: Also, dass man so mehr seine Umwelt wahrnimmt irgendwie. Sei das Eichhörnchen auf dem Baum oder der Bagger am Straßenrand. Mit Kind geht man plötzlich ganz anders durch eine Stadt, durch einen Wald und sieht auch plötzlich viel mehr, als früher, finde ich. Und was ich auch gelernt habe ist, dass ein Job nicht das Wichtigste im Leben ist, sondern das es noch andere Sachen gibt, die noch viel sinnstiftender sind. #00:17:59-1#

PETER: Also war das vorher für dich/ hat das eine große Priorität gehabt der Job? #00:18:02-8#

EVA DOROTHE: Ja. #00:18:04-4#

PETER: Und jetzt sagst du es hat sich verändert, jetzt ist es nicht mehr so. Was glaubst du, warum das vorher wichtig ist und jetzt auf einmal nicht? #00:18:18-5#

EVA DOROTHE: Man definierte sich halt vorher vor allem darüber und auch über diesen einen Job, den man hatte und konnte sich gar nicht vorstellen irgendwas anderes zu machen. Und jetzt plötzlich beschäftigt man sich mit anderen Sachen und merkt, das kann genauso befriedigend und interessant sein und vielleicht sogar besser. Also die Kinder waren auch irgendwie so ein bisschen/ man wurde gezwungen mal vielleicht einen neuen Weg einzuschlagen beruflich. #00:18:46-3#

PETER: Das finde ich noch spannend, dass du das so siehst, dass du sagst, ja, man entdeckt was Neues und das ist eventuell sogar noch besser, weil es gibt doch immer wieder Frauen, die sagen, sie fühlen sich in der Rolle als nur Mama, in Anführungszeichen, eben nicht so wertgeschätzt wie vorher im Job. #00:19:02-8#

EVA DOROTHE: Das kann ich auch total nachvollziehen. Also nur Mama und Hausfrau sein wäre auch überhaupt gar nicht mein Ding. Meine Kinder/ also mein Sohn kam mit 14 Monaten in die Krippe und die Kleine wird auch mit 14 Monaten in die Krippe kommen und das war für mich die beste Entscheidung überhaupt und meinen Kindern hat das auch gut getan. Weil ich auch irgendwie noch arbeiten will. Aber nicht unbedingt fest angestellt in der Redaktion, sondern sein eigenes Ding zu machen. Also ein eigenes Projekt aufzuziehen, sich selbstständig zu machen damit. Das ist es eigentlich eher. #00:19:41-1#

PETER: Also du hast praktisch dadurch neue Möglichkeiten bekommen dich weiterzuentwickeln in deinem Arbeitsfeld. #00:19:47-6#

EVA DOROTHE: Genau. #00:19:48-0#

PETER: Spannend. #00:19:48-3#

EVA DOROTHE: Genau. (Unv. #00:19:49-9#) irgendwie zu sagen, Mensch, ich probiere mal was Neues aus, ich kündige da oder bewerbe mich mal woanders, das ist jetzt plötzlich irgendwie so aufgebrochen und man hat plötzlich ganz neue Möglichkeiten. #00:20:02-8#

PETER: Schön. Eine ganz andere Perspektive. Ja. Gefällt mir. Du hast vorhin erzählt, dass du pendelst, also zwei Tage bist du in Berlin, so wie ich das verstanden habe. #00:20:13-0#

EVA DOROTHE: Also derzeit nicht, derzeit bin ich in Elternzeit auf jeden Fall bis zum zweiten Geburtstag meiner Tochter. #00:20:18-4#

PETER: Okay. Was mich interessieren würde, also als du gependelt hast, dann warst du ja praktisch zwei Tage nicht da, dein Mann hat das übernommen und wie hat da das Umfeld reagiert? #00:20:30-0#

EVA DOROTHE: Also es gibt schon den einen oder anderen Verwandten, der da so der Ansicht ist, Mensch, dein Mann verdient viel mehr als du, du sollst ihm den Rücken freihalten, was willst du denn arbeiten, die Kinder brauchen die Mutter. So von dem einen oder anderen Onkel kam das durchaus früher. Freunde und so, da überhaupt nicht, da ist es eigentlich völlig normal, dass die Frauen auch arbeiten und dass man sich das so, wie es geht, irgendwie aufteilt. #00:21:03-1#

PETER: Okay. Also da habt ihr keinen Gegenwind erlebt oder so? #00:21:07-7#

EVA DOROTHE: Nicht wirklich, nein. Also nicht von Leuten, die mir wichtig wären, also deren Meinung mir sehr wichtig wäre oder so. Nein. Auch meine Schwiegereltern und so haben da nie irgendwie da geäußert, dass sie das irgendwie dumm finden oder so. #00:21:23-2#

PETER: Okay. Ja. Schön, weil es ist nicht immer so. #00:21:26-2#

EVA DOROTHE: Das stimmt. Das kann ich mir vorstellen. Ja. #00:21:28-5#

PETER: Wenn ich es jetzt mal positiv formuliere (lacht). #00:21:30-8#

EVA DOROTHE: Ja. #00:21:32-0#

PETER: Okay. Gibt es – wie soll ich sagen? – was hast du so in den letzten Wochen oder Tagen an schönen Erlebnissen mit deinen Kindern gehabt? #00:21:42-3#

EVA DOROTHE: Also als der Große morgens ins Schlafzimmer kam, wo seine Schwester schläft und Papa wollte ihn zur Kita bringen und dann sagt er zu seiner Schwester: Tschüss, meine Süße. Da ging einem das Herz auf irgendwie so. Erstens ist das die Geschwisterliebe, da wird es einem echt warm ums Herz, wenn man sieht, wie die dann doch irgendwie zueinander finden und sich mögen und lieben. Und dann aber auch, wenn man merkt, das Kind spiegelt einen ja irgendwie und redet so mit seiner Schwester, wie man selbst vielleicht mit den Kindern redet und da ging einem irgendwie das Herz auf. #00:22:18-3#

PETER: Schön. Also apropos Stichwort Spiegeln, hast du schon erlebt, dass du deine Kinder beobachtet hast und gemerkt hast, da sehe ich mich wieder? #00:22:28-1#

EVA DOROTHE: Ja, doch, das fällt dann manchmal schon auf so. Wenn sie irgendwas äußern, dann hört man sich selbst und ja, das ist auch okay. #00:22:38-2#

PETER: Ja. Manchmal ist es ja auch so, dass man vielleicht auch Dinge sieht, die man selber bei sich nicht so gut findet. Das gibt es ja auch ab und zu. #00:22:46-7#

EVA DOROTHE: Ich glaube dazu sind die Kinder noch zu klein. #00:22:48-7#

PETER: Okay. Ja. Weil ich erlebe das ab und zu bei meinem Sohn, bei dem einen, manchmal sagt er etwas (unv. #00:22:57-6#), das kenne ich irgendwo her (lacht). Dann kann ich das besser einordnen, ja? Aber als ich es das erste Mal gemerkt habe war ich recht überrascht, ja? Genau. Ja. Ich würde sagen wir sind am Ende von unserem Interview. #00:23:14-1#

EVA DOROTHE: Okay. #00:23:14-5#

PETER: Ich möchte mich recht herzlich bei dir bedanken, dass du dir die Zeit genommen hast, trotz einem sehr kleinen Baby, das noch viel Schlaf braucht und viel Aufmerksamkeit braucht, dass du uns hast teilhaben lassen an deinem Leben mit Kindern. Und ja, ich möchte mich bedanken und wünsche dir noch einen schönen Tag. #00:23:36-8#

EVA DOROTHE: Gerne. Vielen Dank. Dir auch. #00:23:39-0#

PETER: Ciao. #00:23:40-2#

EVA DOROTHE: Tschüss. #00:23:41-4#